Prof. Nor­bert Lam­mert in Bam­berg: „Heu­te ster­ben Demo­kra­tien nicht durch Put­sche, son­dern durch Wahlen“

Der frü­he­re Bun­des­tags­prä­si­dent Prof. Nor­bert Lam­mert hielt am Don­ners­tag­abend im ETA-Hoff­man-Thea­ter in Bam­berg die Fest­re­de bei der Fei­er des 70. Jah­res­ta­ges des Grundgesetzes.

Oberbürgermeister Andreas Starke, Landrat Johann Kalb, Erzbischof Prof. Dr. Ludwig Schick, Prof. Dr. Dr. habil. Godehard Ruppert und parl. Staatssekretär Thomas Silberhorn im Gespräch mit dem früheren Bundestagspräsidenten Prof. Dr. Norbert Lammert. (Quelle: LRA Bamberg)

Ober­bür­ger­mei­ster Andre­as Star­ke, Land­rat Johann Kalb, Erz­bi­schof Prof. Dr. Lud­wig Schick, Prof. Dr. Dr. habil. Gode­hard Rup­pert und parl. Staats­se­kre­tär Tho­mas Sil­ber­horn im Gespräch mit dem frü­he­ren Bun­des­tags­prä­si­den­ten Prof. Dr. Nor­bert Lam­mert. (Quel­le: LRA Bamberg)

Ver­fas­sun­gen kann man nur im histo­ri­schen Zusam­men­hang ver­ste­hen. Das ver­deut­lich­te der frü­he­re Bun­des­tags­prä­si­dent Prof. Dr. Nor­bert Lam­mert den Gästen der Fest­ver­an­stal­tung des Land­krei­ses und der Stadt Bam­berg zum 70. Jah­res­tag der Ver­kün­dung des Grund­ge­set­zes am Don­ners­tag­abend im Gro­ßen Haus des ETA-Hoffmann-Theaters.

Vor 100 Jah­ren sei am Beginn der Wei­ma­rer Ver­fas­sung fest­ge­legt wor­den, dass das deut­sche Reich eine Repu­blik sei. Vor 70 Jah­ren sei aus dem unend­li­chen Leid des Zwei­ten Welt­krie­ges der erste Satz des Grund­ge­set­zes ent­stan­den: „Die Wür­de des Men­schen ist unantastbar.“

„Das Grund­ge­setz beginnt mit den Grund­rech­ten. Hier sind die Grund­rech­te indi­vi­du­el­le Rechts­an­sprü­che. Die Wei­ma­rer Ver­fas­sung endet mit den Grund­rech­ten. Im Grund­ge­setz gel­ten die Geset­ze nach Maß­ga­be der Grund­rech­te. “ In der Wei­ma­rer Ver­fas­sung sei das anders­her­um gewe­sen, so Lammert.

„Das Grund­ge­setz gehört zu den älte­sten und den gro­ßen Ver­fas­sun­gen die­ser Welt. Eine der gro­ßen Lei­stun­gen der Ver­fas­sungs­vä­ter und ‑müt­ter war, nicht eine bestehen­de Ver­fas­sung zu kopie­ren.“ Der Fest­red­ner ging auch auf die Fra­ge ein, wie es heu­te um unse­re libe­ra­le Grund­ord­nung bestellt ist. „Poli­ti­sche Syste­me sind nicht unsterb­lich. Es gibt kei­ne Über­le­bens­ga­ran­tien. Weder für auto­ri­tä­re, noch lei­der für demo­kra­ti­sche Syste­me. Heu­te ster­ben Demo­kra­tien nicht durch Put­sche, son­dern durch Wahlen.“

Demo­kra­tien sei­en dann gefähr­det, wenn man sie für selbst­ver­ständ­lich hal­te. Demo­kra­tien leben vom Enga­ge­ment ihrer Bür­ger. In einer der schön­sten deut­schen Städ­te zu einer der wich­tig­sten Ver­fas­sun­gen zu reden, war eine unwi­der­steh­li­che Auf­ga­be“, hat­te er war­me Wor­te für sei­ne Gastgeber.

Land­rat Johann Kalb zeig­te in sei­nen Dan­kes­wor­ten die „Bam­ber­ger Betei­li­gung“ am Grund­ge­setz auf. Der ehe­ma­li­ge Bam­ber­ger Land­rat Tho­mas Deh­ler gehör­te dem Par­la­men­ta­ri­schen Rat zur Gestal­tung des Grund­ge­set­zes an. Des­sen Wor­te „Die­ses Werk wird kein Muster­ver­trag und kein Werk von Ewig­keit sein“ habe tref­fend die sta­bi­le Ori­en­tie­rung, das gute Kor­sett beschrie­ben. „Unser Grund­ge­setz hält zusam­men. Es gibt Form. Es fes­selt aber nicht, son­dern lässt Luft zum Atmen und Platz, sich zu ent­wickeln.“ In einer Zeit, in der Euro­pa aus­ein­an­der­zu­drif­ten dro­he, müs­se man noch über­zeug­ter für ein gemein­sa­mes Euro­pa ein­tre­ten. „Das Grund­ge­setz gibt es vor! Und es lohnt sich!“

Thea­ter-Inten­dan­tin Sibyl­le Broll-Pape hat­te die Gäste begrüßt. Ober­bür­ger­mei­ster Andre­as Star­ke bezeich­ne­te das Grund­ge­setz als den Wer­te­ka­ta­log unse­res Lan­des. Die­se Wer­te müss­ten immer neu ver­tei­digt wer­den. Strei­ter hier­für gebe es viel­fach in der Gesellschaft.

Kur­ze Sze­nen aus dem Stück GRNDGSTZ wur­den von Anna­le­na und Kon­stan­tin Küspert mit Katha­ri­na Bren­ner, Marie-Pau­li­na Schen­del, Ste­phan Ull­rich dar­ge­bo­ten. Der Chor der Städ­ti­schen Musik­schu­le Bam­berg unter Lei­tung von Caro­lin Heckel (Flü­gel: Bea­te Zeu­sch­ner) schloss die Ver­an­stal­tung mit der „Ode an die Freu­de“ von Lud­wig van Beethoven.