Bericht des Info­aus­tauschs zum The­ma „Ehren­amt­li­cher Bür­ger­mei­ster, Ja/​Nein“ in Dormitz

In einer offe­nen Dis­kus­si­on setz­te die CSU Dormitz den Aus­tausch mit den Bür­gern zum The­ma „Ehren­amt­li­cher Bür­ger­mei­ster, Ja/​Nein“ fort. Vor­sit­zen­der Chri­stoph Schmitt begrüß­te die über 60 Anwe­sen­den per­sön­lich und führt auch selbst, nach einem knapp gehal­te­nen Ein­blick in die Sach­la­ge, durch die ange­reg­te und kurz­wei­li­ge Diskussionsrunde.

Lei­der nahm nie­mand der Geg­ner des Bür­ger­ent­scheids „Pro Ehren­amt­li­cher Bür­ger­mei­ster“ an die­ser Ver­an­stal­tung teil. Auch ihre Mei­nung wäre will­kom­men gewesen.

Chri­stoph Schmitt stell­te den Rats­be­schluss, der als soge­nann­te „Tisch­vor­la­ge“ im Novem­ber 2018 zur Abstim­mung gestellt wur­de, an den Anfang der Ver­an­stal­tung. So wur­de frak­ti­ons­ge­mischt 10:5 für einen haupt­amt­li­chen Bür­ger­mei­ster ab 2020 gestimmt, ohne vor­her aus­führ­lich im Rat über die Ursa­chen oder die Aus­wir­kun­gen zu infor­mie­ren und zu dis­ku­tie­ren. Die Bevöl­ke­rung von Dormitz kön­ne das nicht nach­voll­zie­hen, stell­te Chri­stoph Schmitt fest. Daher brach­te die CSU ein Bür­ger­be­geh­ren mit knapp 30%iger Unter­stüt­zung auf den Weg, wel­ches letzt­end­lich in einem Bür­ger­ent­scheid am 26. Mai zusam­men mit der Euro­pa­wahl endet. Der Stimm­zet­tel hier­für erzeugt eini­ge Ver­wir­rung, da ein Rats­be­geh­ren mit gegen­tei­li­ger Fra­ge­stel­lung dage­gen gesetzt wur­de, und dadurch auch eine Stich­fra­ge erfor­der­lich macht. Chri­stoph Schmitt ver­an­schau­lich­te, dass es wich­tig sei, alle drei Abstim­mun­gen anzukreuzen.

Kurz geht er auf Zita­te und Situa­ti­on von Gemein­den und deren Bür­ger­mei­ster ein, die zum Ver­gleich von der Geg­ner­be­we­gung hin­zu gezo­gen wur­den. „Die Ver­glei­che pas­sen aber nicht, z.B. weil die Gemein­den 1 ½ mal grö­ßer oder der Haus­halt dop­pelt so groß ist wie Dormitz.“ So traut sich Chri­stoph Schmitt auch, Zah­len an die Wand zu pro­ji­zie­ren. So kostet ein ehren­amt­li­cher Bür­ger­mei­ster die Gemein­de jähr­lich etwa 47–58T€, ein haupt­amt­li­cher etwa 113–126T€. Zah­lun­gen, die nach der Amts­zeit erfol­gen, sind nicht seri­ös zu berech­nen und kön­nen daher nicht mit gutem Gewis­sen ver­öf­fent­licht wer­den. Chri­stoph Schmitt stellt hier­zu ver­schie­de­ne Rech­nun­gen auf.

In der Dis­kus­si­on wird vor allem die kri­ti­sche Fra­ge nach der in Dormitz mit dem Bür­ger­mei­ster­wech­sel üblich gewor­de­nen Pra­xis der „Tisch­vor­la­ge“ gestellt. „In ande­ren Gemein­den wer­den alle Anträ­ge und Infor­ma­tio­nen mit den Sat­zungs­un­ter­la­gen recht­zei­tig ver­schickt. Tisch­vor­la­gen gibt es höch­stens für Klein­st­an­schaf­fun­gen, wie z.B. Drucker­pa­pier. Für wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen sind Tisch­vor­la­gen ein No-Go“, so ein anwe­sen­der Verwaltungsbeamter.

Wie schon letz­ten Mon­tag, befürch­tet ein besorg­ter Bür­ger, dass zukünf­tig ver­mehrt Rats­ent­schei­dung in einem Bür­ger­be­geh­ren enden wür­den, wie z.B. die aktu­ell sich häu­fen­den Bebau­ungs­plan­än­de­run­gen. „Als demo­kra­ti­sches Ver­fah­ren ist das jeder­zeit mög­lich und vom Gesetz­ge­ber auch so gewollt, wobei die Hür­de bleibt, Unter­schrif­ten zu sam­meln und damit 10% Unter­stüt­zer zu fin­den“, führt Chri­stoph Schmitt an.

Es wird abschlie­ßend die Fra­ge gestellt nach der tat­säch­li­chen Mehr­ar­beit, geän­der­ten Arbeits­zei­ten und erhöh­tem Anspruchs­den­ken der Bür­ger und dies bei immer­hin einem Bevöl­ke­rungs­zu­wachs von weni­ger als 100 Ein­woh­nern auf 2100 im Lau­fe der letz­ten fünf Jahre.

Chri­stoph Schmitts Vater war selbst jahr­zehn­te­lang Bür­ger­mei­ster von Dormitz und meist gleich­zei­tig VG Vor­sit­zen­der, daher weiß er selbst sehr gut, wel­che Bela­stung es für die Fami­lie bedeu­tet. „Bis­her habe ich noch nicht kon­kret gehört, wo der Mehr­auf­wand tat­säch­lich liegt, der einen haupt­amt­li­chen Bür­ger­mei­ster in unse­rer Gemein­de recht­fer­tigt. Selbst der Amtie­ren­de kann nach eige­ner Aus­sa­ge, mit hoch gerech­ne­ten 20 Stun­den in der Woche, die­sem Job gut gerecht wer­den. Das geht sogar neben einem wei­te­ren (Haupt-)Teilzeitjob und ist somit auch für arbeit­neh­men­de Bür­ger attrak­tiv.“ So fragt ein kri­ti­scher Bür­ger zu Recht: „wer bringt schließ­lich schon die erfor­der­li­chen Qua­li­fi­ka­tio­nen mit, die bei einer A14-Besol­dung im Haupt­amt Vor­aus­set­zung sind?“

Ina Mül­le­mann