Das Welt­erbe-Besu­cher­zen­trum Bam­berg auf dem Are­al der Unte­ren Müh­len hat sei­ne Pfor­ten geöffnet

Das Welterbe-Besucherzentrum in Bamberg
Das Welterbe-Besucherzentrum in Bamberg

„Start­schuss für eine neue Welterbe-Ära“

Welterbebesucherzentrum Nachtansicht (c) Lara Müller

Welt­erbe­be­su­cher­zen­trum Nacht­an­sicht © Lara Müller

74 Jah­re hat es gedau­ert, bis eine letz­te Kriegs­lücke im Her­zen der Stadt geschlos­sen wer­den konn­te. Doch es ist viel mehr als „nur“ ein gelun­ge­ner Lücken­schluss: das neue Welt­erbe-Besu­cher­zen­trum an den Unte­ren Müh­len ver­mit­telt ab dem heu­ti­gen 30. April Besu­chern wie Ein­hei­mi­schen auf unter­halt­sa­me, spie­le­ri­sche und infor­ma­ti­ve Art, war­um die Alt­stadt von Bam­berg ein Erbe der gesam­ten Mensch­heit ist – und was das bedeu­tet. „Bam­berg lebt das Welt­erbe exzel­lent!“- mit die­sen Wor­ten lob­te Gene­ral­kon­ser­va­tor Mathi­as Pfeil vom Baye­ri­schen Lan­des­amt für Denk­mal­pfle­ge als Fest­red­ner bei der fei­er­li­chen Eröff­nung am 29. April nicht nur das schmucke neue Besu­cher­zen­trum, son­dern letzt­lich die gesam­te Stadt­ge­sell­schaft für ihren Umgang mit dem histo­ri­schen Erbe.

Auf­grund ihrer früh­mit­tel­al­ter­li­chen Stadt­struk­tur sowie ihrer her­vor­ra­gend erhal­te­nen mit­tel­al­ter­li­chen und barocken Archi­tek­tur wur­de die „Alt­stadt von Bam­berg“ 1993 mit dem UNESCO-Welt­erbe­ti­tel geadelt. Damit ver­bun­den ist auch die Pflicht, die Beson­der­heit des Ortes ange­mes­sen zu ver­mit­teln. „Das neue Welt­erbe-Besu­cher­zen­trum lei­stet hier­zu einen wich­ti­gen Bei­trag“ erläu­ter­te Patri­cia Alberth, Lei­te­rin des Zen­trums Welt­erbe Bam­berg (ZWB), den Gedan­ken hin­ter dem neu geschaf­fe­nen Ort. Auf rund 220 Qua­drat­me­tern wird die Welt­erbe­stadt Bam­berg mit ihren drei histo­ri­schen Sied­lungs­ge­bie­ten Berg‑, Insel- und Gärt­ner­stadt vor­ge­stellt und in den inter­na­tio­na­len UNESCO-Kon­text ein­ge­bet­tet. Dabei darf ein Exkurs zum imma­te­ri­el­len Kul­tur­er­be nicht feh­len, denn ohne das Wis­sen und Kön­nen der Men­schen kann Archi­tek­tur weder geschaf­fen noch erhal­ten wer­den. Auch auf die Staats­bi­blio­thek wird ver­wie­sen, wo meh­re­re Ein­trä­ge aus dem Welt­do­ku­men­ten­er­be der UNESCO ver­wahrt sind.

Als „Start­schuss für eine neue Welt­erbe-Ära in Bam­berg“ bezeich­ne­te Ober­bür­ger­mei­ster Andre­as Star­ke die Eröff­nung des Hau­ses. „Die Aus­stel­lung lässt uns die inter­na­tio­na­le Bedeu­tung Bam­bergs erken­nen und spornt uns dazu an, uns wei­ter­hin für unse­re Alt­stadt ein­zu­set­zen“, so der OB. Bür­ger­mei­ster Dr. Chri­sti­an Lan­ge als für das Welt­erbe-Manage­ment zustän­di­ge Refe­rent, beton­te die „Idee, das Welt­erbe Bam­berg an Besu­cher genau­so wie an Ein­hei­mi­sche zu vermitteln“.

Von der Rui­ne zum Schmuckstück

Welterbe-Besucherzentrum Außenansicht

Welt­erbe-Besu­cher­zen­trum Außenansicht

Das neue Welt­erbe-Besu­cher­zen­trum wur­de unter der archi­tek­to­ni­schen Feder­füh­rung von Heinz Rosen­berg gebaut. So konn­te die städ­te­bau­li­che Kriegs­wun­de, die seit Ende des Zwei­te Welt­kriegs inmit­ten der Reg­nitz klaff­te, geschlos­sen wer­den. Bau­herr war dabei nicht die Stadt, son­dern der Münch­ner Inve­stor Johan­nes Kraus, der an die­ser Stel­le auch die histo­risch ver­wur­zel­te Nut­zung der Was­ser­kraft wie­der­auf­ge­nom­men hat. Seit Som­mer 2018 gene­riert eine 15-Ton­nen-Tur­bi­ne im Unter­ge­schoss Ener­gie für rund 300 Haushalte.

Den Bau­ar­bei­ten waren archäo­lo­gi­sche Gra­bun­gen vor­an­ge­gan­gen, die rund 900 Grün­dungs­pfäh­le alter Müh­len aus dem 11. bis 18. Jahr­hun­dert sowie meh­re­re Mühl­stei­ne zuta­ge gebracht hat­ten. Die Fas­sa­den­re­ste der alten Ster­zer­müh­le wur­den, obwohl nicht denk­mal­ge­schützt, Stein für Stein abge­tra­gen, gerei­nigt und anschlie­ßend als histo­ri­sche Refe­renz in den Neu­bau inte­griert. Da das Gebäu­de von der Reg­nitz umflos­sen wird, waren wäh­rend der Bau­ar­bei­ten zeit­wei­se auch Tau­cher und Motor­boo­te im Einsatz.

Im Gegen­satz zu einem klas­si­schen Muse­um ver­zich­tet das Besu­cher­zen­trum weit­ge­hend auf Ori­gi­nal­ex­po­na­te. Viel­mehr bezieht sich die Aus­stel­lung auf den Stadt­raum und dient als Lese­hil­fe für die histo­ri­schen Plät­ze und Gebäu­de, die die eigent­li­chen Expo­na­te sind. So ver­an­schau­li­chen meh­re­re Gebäu­de­mo­del­le den früh­mit­tel­al­ter­li­chen und barocken Städ­te­bau Bam­bergs. Pflanz­stan­gen len­ken die Auf­merk­sam­keit auf den Bam­ber­ger Erwerbs­gar­ten­bau, der sich bis ins Mit­tel­al­ter zurück­ver­fol­gen lässt und mitt­ler­wei­le in das Bun­des­ver­zeich­nis des Imma­te­ri­el­len Kul­tur­er­bes auf­ge­nom­men wurde.

Neben Hör­sta­tio­nen, Fil­men und digi­ta­len Anwen­dun­gen, bil­det ein mit Pro­jek­tio­nen bespiel­tes, inter­ak­ti­ves Stadt­mo­dell das inhalt­li­che und insze­na­to­ri­sche Herz­stück der Aus­stel­lung. Es prä­sen­tiert unter­schied­li­che Zeit­schich­ten Bam­bergs. Trotz eines nie­der­schwel­li­gen Kon­zep­ti­ons­an­sat­zes mit vie­len hap­ti­schen Ele­men­ten lädt die Aus­stel­lung zur inhalt­li­chen Ver­tie­fung ein. So kön­nen Men­schen aller Alters­grup­pen die kul­tu­rel­len, histo­ri­schen und geo­gra­fi­schen Facet­ten der Stadt erfah­ren. Das Besu­cher­zen­trum soll dabei einen Stadt­rund­gang nicht erset­zen, son­dern zu Erkun­dungs­tou­ren auch abseits der Haupt­ach­se vom Alten Rat­haus zum Dom anregen.

Welt­erbe-Besu­cher­zen­trum BAMBERG

Öff­nungs­zei­ten

  • 10 bis 18 Uhr (April bis Oktober)
  • 11 bis 16 Uhr (Novem­ber bis März)
  • Täg­lich geöff­net außer an Neu­jahr, Kar­frei­tag, Aller­hei­li­gen und am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag

Der Ein­tritt ist frei. Füh­run­gen durch die Aus­stel­lung sind kostenpflichtig.