Oster-Tour des Jugend­sym­pho­nie­or­che­sters Ober­fran­ken in Nai­la, Neu­stadt und Stegaurach

Auftakt in der Frankenhalle Naila: Till Fabian Weser dirigiert das Jugendsymphonieorchester Oberfranken. Foto: Stephan Herbert Fuchs
Auftakt in der Frankenhalle Naila: Till Fabian Weser dirigiert das Jugendsymphonieorchester Oberfranken. Foto: Stephan Herbert Fuchs

Gro­tesk, gran­di­os und glän­zend aufgelegt

Mit drei umju­bel­ten Kon­zer­ten in Nai­la, Neu­stadt bei Coburg und Ste­gau­rach hat das Jugend­sym­pho­nie­or­che­ster Ober­fran­ken unter sei­nem Diri­gen­ten Till Fabi­an Weser an den Oster­fei­er­ta­gen eine klei­ne, aber ein­drucks­vol­le Tour­nee absolviert.

Till Fabi­an Weser, im Haupt­be­ruf Trom­pe­ter bei den Bam­ber­ger Sym­pho­ni­kern und seit 2012 Chef des Jugend­sym­pho­nie­or­che­sters, war es ein­mal mehr gelun­gen, zusam­men mit nam­haf­ten Dozen­ten in nur einer Woche Pro­ben­zeit aus 85 jun­gen Musi­kern zwi­schen 12 und 24 Jah­ren mit den unter­schied­lich­sten Vor­kennt­nis­sen einen Klang­kör­per zusam­men­zu­schwei­ßen. Und das mit einem über­aus anspruchs­vol­les Pro­gramm zum 35. Geburts­tag des JSO: Neben der Sin­fo­nie Nr. 12 von Dmit­ri Schost­a­ko­witsch (1906–1975) als Haupt­werk gab es Alex­an­der Boro­dins (1833–1887) sin­fo­ni­sche Dich­tung „Eine Step­pen­skiz­ze aus Mit­tel­asi­en“ und das Horn­kon­zert Nr. 8 von Franz Strauss (1822–1905) mit der jun­gen Soli­stin Sophia Reu­ter aus Gun­dels­heim bei Bamberg.
Dies­mal soll­te es schon etwas ganz Beson­de­res sein und so hat­te Till Fabi­an Weser die sel­ten auf­ge­führ­te 12. mit dem Bei­na­men „Das Jahr 1917“ von Schost­a­ko­witsch ausgesucht.

Die Musik des Kom­po­ni­sten kann nicht los­ge­löst von sei­nem per­sön­li­chen Künst­ler­schick­sal in Zei­ten poli­ti­scher Umbrü­che betrach­tet wer­den. In ihr ver­ei­nen sich Jubel und Resi­gna­ti­on, Kon­for­mis­mus und Kri­tik, gro­tes­ke und gran­dio­se musi­ka­li­sche Ein­fäl­le. Dem JSO unter Till Fabi­an Weser gelingt es, all dies im prä­gnan­ten Ton­fall, die musi­ka­li­schen Struk­tu­ren auf­bre­chend und ohne den musi­ka­li­schen Fluss zu brem­sen, auf­zu­füh­ren. Die glän­zend auf­ge­leg­ten jun­gen Musi­ker spie­len dabei wei­te Bögen aus, ver­mei­den es, sich in Details zu ver­lie­ren und trei­ben trotz­dem die ein­falls­rei­chen kom­po­si­to­ri­schen Ideen von Schost­a­ko­witsch vir­tu­os auf die Spit­ze. Zwei Orche­ster­mit­glie­der hat­ten zuvor eine kur­ze und prä­gnan­te Ein­füh­rung in die Sym­pho­nie, ergänzt mit eini­gen Musik­bei­spie­len, vor­ge­tra­gen, was auf­grund der kom­ple­xen The­ma­tik auf brei­ten Anklang gesto­ßen war und für ein bes­se­res Ver­ständ­nis sorgte.

Vom Cha­rak­ter her ganz ande­re Musik war vor der Pau­se zu hören. Franz Strauss, Vater von Richard Strauss und einer der ange­se­hen­sten Wald­horn­vir­tuo­sen sei­ner Zeit, hat­te mit sei­nem Horn­kon­zert op. 8 zwar ein in Fach­krei­sen popu­lä­res Werk geschrie­ben, das aber eben­falls rela­tiv sel­ten zur Auf­füh­rung gelangt. Soli­stin bei den drei Auf­füh­run­gen des JSO an Ostern war die erst 17-jäh­ri­ge Sophia Reu­ter aus Gun­dels­heim bei Bam­berg. Für sie ist das Kon­zert so etwas wie eine Lieb­lings­kom­po­si­ti­on und das merkt man ihrem Spiel auch an. Sophia Reu­ter musi­ziert mit exzel­len­tem, war­men Ton und bemer­kens­wer­ter Vir­tuo­si­tät. Sie arti­ku­liert schlank und beweg­lich und ver­fügt über her­aus­ra­gen­den Legato-Fähigkeiten.

Begon­nen hat­ten die Kon­zert­aben­de mit Alex­an­der Boro­dins Kom­po­si­ti­on „Eine Step­pen­skiz­ze aus Mit­tel­asi­en“. Das Orche­ster­werk ent­stand im Jahr 1880 zum 25. Jah­res­tag der Regie­rung von Zar Alex­an­der II., ist Franz Liszt gewid­met und gilt als typi­sches Bei­spiel für die so genann­te Pro­gramm­mu­sik. Musi­ka­lisch ist es für die jun­gen Musi­ker des JSO eine pri­ma Gele­gen­heit, ihr Kön­nen auf­blit­zen zu las­sen, wobei ins­be­son­de­re die Vio­li­nen, die Kla­ri­net­te und auch das Horn ihre Vir­tuo­si­tät unter Beweis stel­len. Wir­kungs­voll insze­nier­te orche­stra­le Effek­te run­den die Auf­füh­rung des Wer­kes ab.

Auch 35 Jah­re nach sei­ner Grün­dung habe das Jugend­sin­fo­nie­or­che­ster Ober­fran­ken nichts an Attrak­ti­vi­tät ein­ge­büßt, sag­te Bezirks­tags­vi­ze­prä­si­dent Dr. Ste­fan Specht zum Auf­takt der Kon­zert­rei­he in Nai­la. Gera­de die gesun­de Mischung aus erfah­re­nen Orche­ster­mit­glie­dern und jun­gen Talen­ten mache den Reiz des Klang­kör­pers aus. Specht bezeich­net die inten­si­ve Zusam­men­ar­beit mit dem pro­fes­sio­nel­len Diri­gen­ten als eine ein­zig­ar­ti­ge Erfah­rung für die jun­gen Leu­te. Die Kon­zer­te des Jugend­sym­pho­nie­or­che­sters Ober­fran­ken sind jedes Jahr aufs Neue ein ech­tes High­light, sagt auch die Soli­stin Sophia Reu­ter. Sie bezeich­ne­te es als beson­ders span­nend, dass jedes Mal eini­ge neue Musi­ker dabei sind, das Orche­ster also nie meh­re­re Jah­re lang in der glei­chen Beset­zung spielt. Außer­dem sam­mel­ten eini­ge hier ihre ersten Erfah­run­gen in einem Sym­pho­nie­or­che­ster. Das Jugend­sym­pho­nie­or­che­ster Ober­fran­ken wur­de 1984 von dem Musik­päd­ago­gen und Diri­gen­ten Pro­fes­sor Gün­ther Weiß (1933 – 2007) gegrün­det, der vie­le Jah­re als künst­le­ri­scher Lei­ter der Musik­be­geg­nungs­stät­te Haus Mar­teau tätig war. Seit der Grün­dung kom­men jun­ge Musi­ke­rin­nen und Musi­ker aus ganz Ober­fran­ken jeweils kurz vor Ostern zu einer Pro­ben­wo­che zusam­men und erar­bei­ten unter pro­fes­sio­nel­len Bedin­gun­gen ein anspruchs­vol­les Konzertprogramm.