BN-Lan­des­vor­stand bekräf­tigt das Nein zum geplan­ten Neu­bau der Umfah­run­gen Dormitz und Neun­kir­chen am Brand

Mitglieder des BN-Landesvorstands mit BN-Aktiven vor Ort; 7. v. li. Ehrenvorsitzenden Prof. Hubert Weiger, 8. v. li. BN-Vorsitzender Richard Mergner, 10. v. li. Landesbeauftragter des BUND Naturschutz Martin Geilhufe. Foto: BN

Mit­glie­der des BN-Lan­des­vor­stands mit BN-Akti­ven vor Ort; 7. v. li. Ehren­vor­sit­zen­den Prof. Hubert Wei­ger, 8. v. li. BN-Vor­sit­zen­der Richard Mer­gner, 10. v. li. Lan­des­be­auf­trag­ter des BUND Natur­schutz Mar­tin Geil­hu­fe. Foto: BN

Flag­ge zeig­te der BN-Lan­des­vor­stand am 15. April bei den bei­den Pro­jek­ten Umfah­rung Dormitz und West­um­fah­rung Neun­kir­chen am Brand im Land­kreis Forch­heim mit dem Kampf gegen eine über­hol­te und nicht mehr zeit­ge­mä­ße Ver­kehrs­po­li­tik des Frei­staats. Gegen die­se setzt sich ein BÜND­NIS aus zwei Bür­ger­initia­ti­ven MUNK und Umwelt­ver­träg­li­che Mobi­li­tät im Schwa­bach­tal, einer Inter­es­sens­ge­mein­schaft Dormit­zer Land­wir­te und einer Initia­ti­ve Grund­stücks­be­trof­fe­ner, sowie die BN-Kreis­grup­pe Forch­heim mit der Orts­grup­pe Neun­kir­chen am Brand und Umge­bung seit vie­len Jah­ren zur Wehr. Klar ist mitt­ler­wei­le, dass nicht nur gegen flä­chen­fres­sen­de Alt­ge­wohn­hei­ten oder das Zer­schla­gen der regio­na­len Land­wirt­schaft gefoch­ten wird, son­dern auch gegen das Ver­sa­gen der baye­ri­schen Staats­re­gie­rung im Klimaschutz.

„Zunächst brau­chen wir eine Ver­kehrs­wen­de mit der Alter­na­ti­ve einer Ener­gie spa­ren­den, elek­tri­schen Schie­nen­bahn. Hier ist das die Stadt-Umland-Bahn, die bis Neun­kir­chen und wei­ter nach Eschen­au zur Grä­fen­berg­bahn gebaut wer­den muss. Damit schüt­zen wir das Kli­ma, bewah­ren eine unse­rer schön­sten Land­schaf­ten und die regio­na­le Land­wirt­schaft in einem. Wir begrü­ßen die Initia­ti­ve der vier­zehn Bür­ger­mei­ster von Grä­fen­berg bis Bucken­hof die sich für die StUB ein­set­zen, die gera­de zur rich­ti­gen Zeit kommt“, so Richard Mer­gner, BN-Landesvorsitzender.

„Gerin­ge Zeit­vor­tei­le für Auto­fah­rer recht­fer­ti­gen kei­nes­falls die Bedro­hun­gen, schon gar nicht den dro­hen­den Flä­chen­ver­brauch von zusam­men fast 50 Hekt­ar. Net­to bleibt von die­sem Zeit-Plus für das Auto durch Park­platz­su­che in den Zen­tren oft­mals nichts mehr übrig. Die Staats­re­gie­rung muss sich gut über­le­gen, wie sie z.B. ihr eige­nes Ziel, den Flä­chen­ver­brauch auf fünf Hekt­ar pro Tag in Bay­ern errei­chen will. Hier besteht die Chan­ce, mit dem Flä­chen­spa­ren zu star­ten“, so der BN-Ehren­vor­sit­zen­de Hubert Weiger.

„Die Staats­re­gie­rung wäre gut bera­ten, hier eben­falls einen Modell­ver­such wie in Cadolz­burg im Land­kreis Fürth zu star­ten. Dort wur­de inner­orts auf der Staats­stra­ße Tem­po 30 ein­ge­führt. Hier heißt es immer, das gin­ge recht­lich nicht, wobei uns das ande­re Bun­des­län­der sogar bei Bun­des­stra­ßen bereits vor­ge­macht haben.“ so Mar­tin Geil­hu­fe, BN-Landesbeauftragter.

„Bei der geplan­ten Umfah­rung von Dormitz läuft gera­de ein ergän­zen­des Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren mit der Aus­le­gung vom 8. April bis zum 8. Mai. Die Ein­grif­fe sol­len sogar noch schlim­mer wer­den als bis­her geplant. Wir wer­den die Bevöl­ke­rung wei­ter dazu infor­mie­ren. Bis zum 22. Mai kön­nen noch Ein­wen­dun­gen ein­ge­reicht wer­den“, so Dr. Ulrich Buch­holz, Vor­sit­zen­der der BN-Kreis­grup­pe Forch­heim, Bern­hard Birn­feld, Vor­sit­zen­der der BN-Orts­grup­pe Neun­kir­chen am Brand und Umge­bung, Bern­hard Kreissl, IG Land­wir­te Dormitz gegen die Umfah­rung, Bet­ti­na Witt­mann, Spre­che­rin der BI MUNk und Hans-Tho­mas Benz von der BI Schwabachtal.

Seit nun mehr als einem hal­ben Jahr­hun­dert kämpft der BN mit sei­ner Kreis­grup­pe Forch­heim und der BN-Orts­grup­pe Neun­kir­chen am Brand und Umge­bung gegen die sog. West­um­fah­rung. Heu­te agiert der BN hier zusam­men im BÜND­NIS mit Land­wir­ten und Bür­ger­initia­ti­ven. Die­ses umfasst die Bür­ger­initia­ti­ven für ein moder­nes und umwelt­be­wuss­tes Neun­kir­chen (MUNK) und Umwelt­ver­träg­li­che Mobi­li­tät im Schwa­bach­tal (BIUM­IS), die Inter­es­sen­ge­mein­schaft Land­wir­te Dormitz gegen die Umfah­rung und die Initia­ti­ve der Grund­stücks­be­trof­fe­nen gegen die West­um­fah­rung Neun­kir­chen a. Br..

Gegen die Orts­um­fah­rung Dormitz sind die BN-Grup­pen seit 2009 inten­siv enga­giert. Sie agie­ren hier eng abge­stimmt im oben genann­ten BÜND­NIS. Die geplan­te Tras­se wür­de in Fort­set­zung der seit vie­len Jah­ren ad acta geleg­ten, in den Pla­nungs­un­ter­la­gen aber immer noch dar­ge­stell­ten Umfah­rung Bucken­hof und Utten­reuth, von einem neu­en, nun auf Gelän­de­ni­veau lie­gen­den Kreis­ver­kehr im Bereich der Ein­mün­dung Kalch­reuth begin­nen. Mit einem tie­fen und sehr brei­ten Ein­schnitt wür­de sie den Wei­he­rer und den Rosen­ba­cher Berg durch­schnei­den. Dies drai­niert und ent­wäs­sert Äcker und Wie­sen zugleich. Wei­ter im Halb­kreis um Dormitz über alte Streu­obst­be­stän­de und wei­te­re land­wirt­schaft­li­che Kul­tu­ren ver­lau­fend, um nach Osten durch die Brand­bach-Auen abzu­schwen­ken. Mit neu­en Brücken­bau­ten und einem wei­te­ren Kreis­ver­kehr in der Au soll dann an die Süd­um­fah­rung Neun­kir­chen ange­kop­pelt wer­den. Mit einem Ruck wären wert­vol­le exten­siv genutz­te Wie­sen und umlie­gen­de land­wirt­schaft­li­chen Flä­chen zer­stört. Aus­gleich­flä­chen sol­len das rich­ten – bei nähe­rem Hin­se­hen wird jedoch schnell klar: Die gibt es in die­ser Qua­li­tät nicht und oben­drein ist Flä­che gene­rell nicht vermehrbar.

Die mit Anschluss in der Nähe des Kreis­ver­kehrs in der Brand­bach-Au geplan­te West­um­fah­rung Neun­kir­chens wür­de zunächst ein­mal wei­ter mit­ten durch die Auen­be­rei­che der Bäche Brand- und Ebers­bach ver­lau­fen, um her­nach nörd­lich das frucht­ba­re Ebers­bach-Tal zu durch­schnei­den. Dort lie­gen ein­ge­bet­tet die Lebens­räu­me von Biber, Eis­vo­gel, Braun­kehl­chen, Kie­bitz, Bech­stein­fle­der­maus, und wert­vol­len Amphi­bi­en und Fluss­mu­scheln. Beein­träch­ti­gun­gen wird auch hier mit der Devi­se „Umsie­deln“ begeg­net – doch wohin? Der­ar­ti­ge Lebens­räu­me sind nicht nur rar gewor­den, son­dern – wenn sie gefun­den wer­den soll­ten – gera­de von die­sen zum Umquar­tie­ren aus­er­ko­re­nen Arten eng besetzt.

Bis zu zehn Meter hohe Däm­me und tie­fe Ein­schnit­te wären nötig.

2017 wur­de das Anhö­rungs­ver­fah­ren im Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren durch­ge­führt, der BN gab eine umfang­rei­che ableh­nen­de Stel­lung­nah­me ab.

Der BN und das BÜND­NIS leh­nen die Umfah­run­gen Dormitz und Neun­kir­chen grund­sätz­lich ab. Sie for­dern statt­des­sen den Bau der umwelt­freund­li­chen Stadt-Umland-Bahn (StUB) von Erlan­gen über Dormitz und Neun­kir­chen am Brand bis Eschen­au. Unter­stüt­zung erhiel­ten die Initia­ti­ven pro StuB durch alle vier­zehn Bür­ger­mei­ste­rIn­nen ent­lang der geplan­ten StUB-Ost­ast-Tras­se im Jahr 2018, die eben­falls deren Bau fordern.

Der Bau der bei­den Stra­ßen wür­de die Stadt-Umland-Bahn kan­ni­ba­li­sie­ren, indem die­ser das pro­gno­sti­zier­te Fahr­gast­po­ten­ti­al ent­ris­sen wür­de. Zusätz­lich wür­de der Bau der bei­den Kreis­ver­keh­re, die für die Umfah­rung Dormitz geplant sind, die Schie­nen­bahn durch­schnei­den. Das hät­te zur Fol­ge, dass hier die Vor­fahrt der Bahn mit Licht­si­gnal­an­la­gen gere­gelt wer­den müsste.

Neben dem Mar­kie­ren von Fahr­rad-Schutz­strei­fen durch Dormitz ist eine wei­te­re For­de­rung des BÜND­NIS die Orts­durch­fahr­ten auf ein Tem­po deut­lich unter 50 km/​h zu begren­zen. Hier­mit wären nicht nur gerin­ge­re Emis­sio­nen (Lärm, Schad­stof­fe) ver­bun­den. Auch der Zeit­vor­teil des moto­ri­sier­ten Indi­vi­du­al­ver­kehrs erscheint heu­te mehr und mehr im frag­li­chen Licht. Allein eine Geschwin­dig­keits-Ent­schleu­ni­gung in Dormitz mit Fahr­bahn­brei­ten-Rück­bau auf 6,5 Meter wür­de acht Mil­lio­nen Euro gegen­über der Umfah­rung einsparen.

In Neun­kir­chen am Brand ver­wei­sen die Akti­ven auf zusätz­lich Maß­nah­men zur Gefähr­dungs-Redu­zie­rung für die bereits bestehen­de inner­ört­li­che Umfah­rung vor­bei am eigent­li­chen, histo­ri­schen Orts­kern der Marktgemeinde.

Das BÜND­NIS und die ein­zel­nen Bünd­nis­part­ner haben zahl­rei­che Ver­an­stal­tun­gen durch­ge­führt, dar­un­ter Kund­ge­bun­gen, Foto­ak­tio­nen und öffent­li­che Vor­trä­ge. Sie haben an den Ober­sten Rech­nungs­hof geschrie­ben, mit Mini­ster Joa­chim Herr­mann gespro­chen, eige­ne Aus­ar­bei­tun­gen zu Alter­na­ti­ven und Gut­ach­ten zu rele­van­ten Arten vor­ge­legt. In Dormitz gab es 560 Ein­wen­dun­gen bei etwa 800 Haus­hal­ten gegen das Pro­jekt, in Neun­kir­chen waren es über 1.400 bei 6.000 Haushalten.

Anfra­gen an Mini­ster­prä­si­dent Dr. Mar­kus Söder, das Innen‑, das Umwelt und das Ver­kehrs­mi­ni­ste­ri­um, zuletzt im Janu­ar 2019, wur­den regel­mä­ßig mit Flos­keln beant­wor­tet und auf die lau­fen­den Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren ver­wie­sen, denen man nicht vor­grei­fen kön­ne oder wol­le. Obgleich dies Mini­ster Herr­mann, als ehe­ma­li­ger Mini­ster des Innern, zustän­dig für Bau und Ver­kehr, nach einem Besuch am 16.09.2015 hier in Dormitz bereits getan hat: mit der Umpla­nung des Süd­teils der Umfah­rung zwecks Absen­ken des dor­ti­gen Kreis­ver­kehrs aus 4,5 m Hoch­la­ge auf nor­ma­les Stra­ßen­ni­veau. Ergeb­nis ist die jetzt neu zur Anhö­rung gestell­te Umar­bei­tung als so genann­te 1. Tek­tur. Die­se mag viel­leicht eini­ge Wei­he­rer Bür­ge­rin­nen und Bür­ger hin­sicht­lich Schallim­mis­si­on besänf­ti­gen, da der Stra­ßen­an­stieg nun wei­ter weg ver­scho­ben wur­de. Die Emis­sio­nen selbst wer­den nun umso hef­ti­ger, da nun Wei­he­rer und Rosen­ba­cher Berg mit höhe­rer Stei­gung erklom­men wer­den müssen.

Die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger von Dormitz haben mit über 28 % beim Volks­be­geh­ren Arten­viel­falt – Spit­zen­rei­ter im Land­kreis – ein Zei­chen gesetzt, dass man es ernst meint mit dem Natur­schutz und eine über­kom­me­ne Ver­kehrs­pla­nung hier kei­nen Raum mehr hat.