Pres­se­mit­tei­lung des Ver­eins Natio­nal­park Stei­ger­wald e. V.

Natio­nal­park­ver­ein stellt richtig

Am Geiersberg, 05.04.19 Foto von Uwe Gratzky

Am Gei­ers­berg, 05.04.19 Foto von Uwe Gratzky

Vor dem Hin­ter­grund, dass der Staats­forst­be­trieb Ebrach in ver­schie­de­nen Berei­chen des Staats­wal­des im Stei­ger­wald inten­siv alte Buchen im Alter von 120- 160 Jah­ren fällt, traf sich der Vor­stand des Ver­eins Natio­nal­park Stei­ger­wald zu einer Dring­lich­keits­sit­zung. Der 1. Vor­sit­zen­de Dr. Lieb­hard Löff­ler brach­te es auf den Punkt: „Zuerst wur­den im Hohen Buche­nen Wald Stark­bu­chen gefällt, dann im Staats­wald Stoll­ber­ger Forst, sowie um Fabrik­schleich­ach und nun im Staats­wald Gei­ers­berg bei Fat­schen­brunn.“ Gera­de an den Orten, die noch eine rela­tiv hohe Dich­te an Stark­bu­chen auf­ge­wie­sen haben, weil frü­he­re För­ster­ge­ne­ra­tio­nen acht­sam waren, wür­den jetzt die Staats­wäl­der stark aufgelichtet.

„Statt nach der Zukunft des Wirt­schafts-Hol­zes zu fra­gen, wie es die Wald­schutz­geg­ner in der Pres­se getan haben, soll­ten wir uns in Zei­ten des Kli­ma­wan­dels lie­ber die Fra­ge stel­len, was wir für einen intak­ten Natur­wald tun kön­nen“, beton­te Löff­ler. Denn das Volks­be­geh­ren „Ret­tet die Bie­nen“ habe gezeigt, dass sich immer mehr Men­schen mit Recht um unse­re öko­lo­gi­sche Zukunft sor­gen. Denn mit der Natur kann man eben nicht ver­han­deln. Lan­ge Trocken- und Hit­ze­pha­sen schwä­chen die Bäu­me und machen sie anfäl­lig. Ein aus­ge­lich­te­ter Wald bie­te den immer stär­ke­ren Stür­men beste Angriffs­flä­chen. Bei­spiels­wei­se hät­ten bereits zwei Tor­na­dos in kur­zer Zeit die Wäl­der um Burg­wind­heim heim­ge­sucht und hohe Schä­den ver­ur­sacht. Und- die stär­ke­re Son­nen­ein­strah­lung auf die Wald­bö­den begün­stigt die Aus­trock­nung. Die groß­ma­schi­nel­le Bewirt­schaf­tung habe zudem eine Ver­dich­tung zwi­schen 15- 20 Pro­zent der Wald­bö­den zur Fol­ge. Denn bei der indu­stri­el­len Wald­be­wirt­schaf­tung wer­den im Abstand von 25- 30 Metern Rücke­gas­sen mit etwa 4 Metern Brei­te eingeschlagen.

„Wo bleibt da unser aller Staats­wald mit sei­nen zahl­rei­chen bedeut­sa­men öko­lo­gi­schen Funk­tio­nen, wie Was­ser­spei­cher, Sau­er­stoff­spen­der, Kühl­ein­rich­tung, Kli­ma­be­wah­rer und Rück­zugs­ge­biet für vie­le Tie­re, Pflan­zen, Pil­ze und Mikro­or­ga­nis­men?“, fragt sich der Vor­stands­vor­sit­zen­de. Von uns Men­schen wer­de der Wald vor allem als Ort der Ruhe, Erho­lung und Schön­heit, ein Treff­punkt für Wan­de­rer, Rad­fah­rer, Jog­ger und ein Mit­tel­punkt für Natur­be­gei­ster­te und Jäger geschätzt.

Löff­ler freut sich, dass der Natio­nal­park­ver­ein fach­li­che und tat­kräf­ti­ge Unter­stüt­zung sehr fach­kun­di­ger För­ster, Forst­wis­sen­schaft­ler und Land­schafts­ge­stal­ter seit Jah­ren erfah­ren habe. Auch Autoren über Natur­wäl­der wie Dr. Georg Sper­ber, Nor­bert Panek und Peter Wohl­le­ben stün­den dem Natio­nal­park­ver­ein mit öko­lo­gi­schem Sach­ver­stand zur Sei­te. „Wir haben aller­dings den Öko­no­men mit ihrem Tur­bo- Pro­duk­ti­vi­täts­stre­ben, das heißt hoher Ertrag und aus­ge­feil­te Effi­zi­enz bei immer weni­ger Per­so­nal­ein­satz, viel zu oft die Ent­schei­dun­gen der Wald­ent­wick­lung über­las­sen,“ räum­te der Vor­sit­zen­de ein. Aus­ge­rech­net die­je­ni­gen, denen wir das Desa­ster der groß­flä­chig ange­pflanz­ten Nadel­bäu­me Fich­te und Kie­fer auf fal­schen Stand­or­ten ver­dan­ken, wür­den der Natur ihre Rege­ne­ra­ti­ons­fä­hig­keit und den Öko­lo­gen ihre Fach­kun­de abspre­chen. „Dabei wis­sen wir noch gar nicht, ob die heu­ti­gen Keim­lin­ge dem Wet­ter der Zukunft gewach­sen sind. Wir schlach­ten ohne Not die mäch­ti­gen, gut ver­wur­zel­ten Buchen, die als Keim­lin­ge noch ein küh­le­res Wet­ter erlebt haben. Die frü­he­re Gier nach Holz, bil­lig und viel, scheint immer noch nicht der Ver­gan­gen­heit anzugehören.

Die 16 Natio­nal­parks in Deutsch­land sind heu­te zu bedeut­sa­men Refu­gi­en für Pflan­zen, Tie­re und Men­schen gewor­den. Der Staats­wald im Stei­ger­wald mit sei­nen etwa 17 000 Hekt­ar ist natur­schutz­fach­lich her­vor­ra­gend geeig­net, ein Groß­schutz­ge­biet „Buchen­wald“ zu behei­ma­ten. „Unse­re näch­sten Gene­ra­tio­nen wer­den stolz dar­auf sein, vor der Haus­tü­re einen Frän­ki­schen Natio­nal­park und ein Welt­na­tur­er­be zu haben“. Davon ist der Bür­gerv­ein über­zeugt und appel­liert an die Poli­tik, ein „ grü­nes Herz“ zu bewei­sen, statt sich ein grü­nes Män­tel­chen umzu­hän­gen. Mit einem Zitat des Wald­ex­per­ten Hans Bibel­rie­t­her wen­det sich der Natio­nal­park­ver­ein an Poli­tik: „Sie haben in ihrer Funk­ti­on als Poli­ti­ker eine Ver­ant­wor­tung für die Zukunft, die weit über die näch­sten Wahl­pe­ri­oden hin­aus­reicht. Die­se Ver­ant­wor­tung ver­langt, dass wir ein Stück unse­res Natur­er­bes für die Zukunft unzer­stört, unver­än­dert und ursprüng­lich erhalten.“

Dr. Lieb­hard Löffler
1. Vorsitzender