Bun­te Oster­ei­er und magi­sches Brun­nen­was­ser: Oster­brun­nen in der Frän­ki­schen Schweiz

Bald beginnt das tra­di­tio­nel­le Oster­brun­nen­schmücken in der Frän­ki­schen Schweiz – Jetzt in der Fasten­zeit wer­den die Vor­be­rei­tun­gen dafür getroffen.

Ein unge­wöhn­li­cher Anblick: Hand­be­mal­te Oster­ei­er mit Moti­ven zum The­ma Feu­er­wehr, dazu ein Hei­li­ger Flo­ri­an der über allem wacht und das neben dem Feu­er­wehr­haus. Die Oster­brun­nen­freun­de aus Klein­ge­see sor­gen jedes Jahr für eine Osterbrunnenüberraschung.

Mal sind es Fuß­ball­mo­ti­ve wie sei­ner­zeit zur Fuß­ball-EM, dann wur­den Mär­chen the­ma­ti­siert und die Scho­ko­la­de. Das The­ma Bier gab es zum Jubi­lä­um des Rein­heits­ge­bo­tes vor drei Jah­ren und heu­er gibt es eben Feu­er­wehr­mo­ti­ve, was auch nahe­lie­gend ist, denn neben dem Oster­brun­nen steht das Feu­er­wehr­haus von Klein­ge­see. Etwa 15 Damen nut­zen der­zeit den Auf­ent­halts­raum der Akti­ven, um abends und am Wochen­en­de zu basteln. Es gilt rund 1000 Oster­ei­er mit Feu­er­wehr­mo­ti­ven anzu­ma­len und zu prä­pa­rie­ren: Ein Feu­er­wehr­au­to ist unter den Moti­ven, Feu­er­wehr­leu­te die einen Haus­brand löschen, Ret­tungs­ein­sät­ze auf der Stra­ße und vie­les mehr. Genaue­res wird von den Damen nicht ver­ra­ten, denn der Oster­brun­nen soll erst dann „ent­deckt“ wer­den, wenn er fer­tig auf­ge­baut prä­sen­tiert wird: am Palmsonntag.

Das Oster­brun­nen­schmücken hat in der Frän­ki­schen Schweiz eine min­de­stens 110-jäh­ri­ge­Tra­di­ti­on. 1909 wur­de im Orts­teil Haag ober­halb des Auf­se­ßer Schlos­ses nach­weis­lich der erste Oster­brun­nen im 20. Jahr­hun­dert geschmückt, damals noch „klas­sisch““ mit Fich­ten­bäum­chen, bun­ten Papier­fet­zen, den soge­nann­ten Pen­sa­la, und mit eini­gen hand­be­mal­ten Eier­scha­len. Der Brauch hat sich wie­der ein­ge­bür­gert, nach­dem er im 19. Jahr­hun­dert fast aus­ge­stor­ben schien und daher wer­den zur Oster­zeit in die­sem Jahr wie­der zahl­rei­che Brun­nen und Quel­len far­ben­präch­tig deko­riert und geschmückt. Indi­vi­du­ell ausgearbeitete

Zur Her­kunft des Brauchtums

Wenn alles fer­tig ist, sind in rund 200 Orten der Frän­ki­schen Schweiz rund 400 Oster­brun­nen geschmückt; in der Regel zwi­schen Palm­sonn­tag und zwei Wochen nach Ostern. Der Ursprung des Brauch­tums liegt vor allem in der Bedeu­tung des Quell­was­sers für die was­ser­ar­me Hoch­ebe­ne der Frän­ki­schen Schweiz Denn, die heu­te so selbst­ver­ständ­li­che Was­ser­ver­sor­gung gab es hier erst seit Anfang des 20. Jahr­hun­derts. Auf­grund der geo­lo­gi­schen Bedin­gun­gen, Dolo­mit­kalk­stein des Frän­ki­schen Jura, der haupt­säch­lich aus was­ser­durch­läs­si­gem Stein besteht, exi­stier­ten nur weni­ge natür­li­che Sam­mel­stel­len für das Was­ser. Um der Was­ser­ar­mut ent­ge­gen­zu­tre­ten, errich­te­ten die Bewoh­ner des­halb Zister­nen, in denen das Regen­was­ser für die Tie­re und zum Waschen gesam­melt wur­de. Das Trink­was­ser jedoch, muss­te oft genug und sehr müh­sam täg­lich mehr­mals mit einem Was­ser­fass auf dem Rücken, von der Quel­le im Tal geholt wer­den. Das mach­te das sowie­so schon kost­ba­re Nass noch kost­ba­rer und das heut­zu­ta­ge täg­li­che Duschen undenkbar.

Die Zau­ber­kraft des Osterwassers

„In Erin­ne­rung an die alte ger­ma­ni­sche Gott­heit Ost­ara muss man am Oster­mor­gen vor Son­nen­auf­gang Was­ser aus dem Fluss oder See schöp­fen, das hat hei­len­de und nament­lich ver­schö­nen­de Kraft aber ein ein­zi­ges dabei gespro­che­nes Wort hemmt die­se Kraft, daher die man­cher­lei Pos­sen, wel­che die Knech­te den Mäg­den dabei spie­len“, schrieb schon Adal­bert Kuhn 1841 in den Mär­ki­schen For­schun­gen. Die­sen uralten Brauch hat man ob sei­ner gesund­heits­för­dern­den Wir­kung in der Frän­ki­schen Schweiz auf die Oster­brun­nen übertragen.

So soll­ten zum Bei­spiel Kin­der, die mit frisch geweih­tem Was­ser an Ostern getauft wur­den, beson­ders klug wer­den. Das Trin­ken von Oster­was­ser schütz­te dem Volks­glau­ben nach vor Krank­hei­ten, es macht schön und wer das Oster­was­ser im eige­nen Haus ver­spritzt, hält Unge­zie­fer fern. Mit dem Oster­schmuck wird die Bedeu­tung der Brun­nen als Was­ser­spen­der für Land und Leu­te auch heu­te noch hervorgehoben.

Das Brauch­tum heute

Die Tra­di­ti­on beginnt zunächst mit dem Säu­bern der Anla­ge, dem soge­nann­ten „Fegen“. Übten die­se Tätig­keit damals nur die jun­gen Bur­schen aus, so tun dies heu­te ent­we­der die Frau­en, die die Brun­nen schmücken, oder deren Ehe­män­ner. Danach wird der Brun­nen mit Gir­lan­den, Fich­ten­zwei­gen und aus­ge­bla­se­nen Eiern, die ein­far­big bemalt oder ver­ziert wer­den, geschmückt. Im Volks­mund spricht man dabei vom „Brun­nen put­zen“. Ein­zel­ne oder zu Büscheln gebun­de­ne Papier­bän­der, die „Pen­sa­la“, dür­fen dabei eben­so wenig feh­len wie ech­ter Blu­men­schmuck. Ein „durch­schnitt­li­cher“ Oster­brun­nen in der Frän­ki­schen Schweiz umfasst zum Schluss etwa 80 lau­fen­de Meter Gir­lan­den­schmuck und cir­ca 1800 bis 2000 bemal­te Eier­scha­len. Schon lan­ge bevor die Oster­brun­nen geschmückt wer­den, begin­nen die Vor­be­rei­tun­gen dazu. So wer­den oft vie­le neue Oster­ei­er­scha­len bemalt, um die Ver­lu­ste des Vor­jah­res: „Ist das wirk­li­che eine ech­te Eier­scha­le? Platsch“ aus­zu­glei­chen oder um Sou­ve­nir­jä­gern neu­es Fut­ter zu ver­schaf­fen. Allein schon das Bin­den der Gir­lan­den; Fich­ten­zwei­ge wer­den sehr eng an eine eiser­nes Gestell gebun­den und fixiert, dau­ert je nach Län­ge, ein bis zwei Tage. Oft kommt noch zusätz­li­cher Blu­men­schmuck an die Brun­nen­an­la­ge, was natür­lich die Auf­bau­zeit ver­län­gert. Außer­dem soll alles frisch und grün sein, wes­halb man die Gir­lan­den nicht schon im Win­ter her­stel­len kann.

Oster­brun­nen mit Rekord-Status

Beharr­lich­keit wird belohnt. Der Oster­brun­nen in Bie­ber­bach bei Egloff­stein wur­de im Jahr 2000 erst­mals als „größ­ter Oster­brun­nen der Welt“ mit exakt 11.108 hand­be­mal­ten Eier­scha­len ins Guin­ness­buch der Rekor­de ein­ge­tra­gen. Ein Rekord der bis heu­te anhält, obwohl es mitt­ler­wei­le vie­le Brun­nen bun­des­weit gibt, die viel mehr hand­be­mal­te Eier um sich her­um dra­piert haben. Das Geheim­nis ver­birgt sich im Wort „im“. Die Oster­ei­er müs­sen im Brun­nen dra­piert sein, damit der Rekord aner­kannt wird. Und das hat bis jetzt außer in Bie­ber­bach noch kei­ner geschafft. Denn dazu braucht es einen gro­ßen Brun­nen, so wie in Bie­ber­bach, wo im Som­mer an glei­cher Stel­le das „See­fest“ ver­an­stal­tet wird.

Oster­brun­nen ent­decken (Die Koor­di­na­ten bezie­hen sich auf die Kar­te der Frän­ki­schen Schweiz)

Auf­seß, Orts­teil Hardt (D3): Hier, ober­halb des Auf­se­ßer Schlos­ses, befin­det sich der nach­weis­lich am läng­sten durch­gän­gig geschmück­te Oster­brun­nen. Er wur­de 1909 erst­mals ver­ziert. Bie­ber­bach (E6): Der Oster­brun­nen steht im „Guin­ness-Buch der Rekor­de“ als „größ­ter Oster­brun­nen der Welt“ (mit 11.108 Eier­scha­len von Enten, Gän­sen und Hüh­nern). Bir­ken­reuth (D5): Im geschmück­ten Brun­nen­haus steht die ein­zi­ge „Oster­krip­pe“ der Regi­on. In But­ten­heim (C5 ) befin­det sich der Brun­nen am Markt, nahe beim Levi-Strauß-Muse­um, in Dro­sen­dorf (D3) bei Holl­feld wird dage­gen eine alte Stein­brücke mit Oster­ei­er­gir­lan­den geschmückt.

In Eber­mann­stadt (D5) am Markt­platz, kann man die alte Ver­si­on (Bir­ken­bäum­chen) und die neue Ver­si­on der Oster­brun­nen (Gir­lan­den) mit­ein­an­der ver­glei­chen. Wei­te­re Brun­nen sind z.B. als „Musik­brun­nen“ mit Noten-Eiern geschmückt, ein wei­te­rer Guss­ei­ser­ner wird in der Brei­ten­bach­stra­ße geschmückt. In Egloff­stein (D6) allein gibt es vier schö­ne Brun­nen. Sie lie­gen ver­streut sind sehr auf­wän­dig geschmückt und sind am besten zu Fuß erreich­bar. In Engel­hardsberg (E5) ist der Oster­brun­nen­schmuck wie frü­her üblich zu sehen: An ein Fich­ten­bäum­chen wer­den far­bi­ge Bän­der, die Pen­sa­la gehängt. Sehr schön vor dem histo­ri­schen Fach­werk-Rat­haus liegt der Forch­hei­mer (C6) Oster­brun­nen. In Gas­sel­dorf (D5) sind zwei Brun­nen und die Quel­le geschmückt. In Göß­wein­stein (E5) ist der Oster­brun­nen aus alten Vieh­trö­gen gleich neben der Basi­li­ka gebaut und in Grä­fen­berg (E7) steht er direkt am Markt­platz. In Hirschaid (B4) steht der Brun­nen am Rat­haus. Hei­li­gen­stadt (D4) hat am Markt einen sehr berühm­ten Oster­brun­nen, weil er am Grün­don­ners­tag sehr auf­wän­dig geschmückt wird. Außer­dem fin­den an Ostern zahl­rei­che Feste auf dem Markt­platz statt und in der Woche nach Ostern ist Bau­ern­markt. In Holl­feld (E3) am Mari­en­platz und vor der Stadt­kir­che sowie in Lit­zen­dorf (B3) sind sehens­wer­te Brun­nen beim Rat­haus. Königs­feld (D3) hat direkt die Quel­le geschmückt und in Mel­ken­dorf (C3) steht neben dem Brun­nen ein künst­le­ri­scher Kreuz­weg. In Mem­mels­dorf (B3) steht ein hüb­scher Brun­nen beim Rathaus.

In Mug­gen­dorf (E5) steht der alte Brun­nen am Markt­platz. Er wird an Palm­sonn­tag ab 13.30 Uhr vom Trach­ten­ver­ein auf­wän­dig geschmückt. In Ober­tru­bach (E6), Stein­feld (D2) und St. Moritz (D6) bei Leu­ten­bach wer­den die Quel­len geschmückt. In Peg­nitz (G5) steht der Brun­nen am Markt und in Ple­ch (F7) ist er bei der Kir­che zu fin­den. In Pot­ten­stein (F5) liegt er idyl­lisch am Markt­platz, umge­ben von frän­ki­schen Fach­werk­häu­sern. In Pinz­berg (C6) an der Haupt­stra­ße ist es ein altes Brun­nen­häus­chen, das sehr geschmack­voll geschmückt ist. Bekannt ist auch der Oster­brun­nen in Teu­chatz (C4) an der Haupt­stra­ße. Wai­schen­feld (E4) hat zwei neue­re Brun­nen, wobei der am Plär­rer am Oster­sams­tag mit einem Frei­bier­fest des Hei­mat­ver­eins “ein­ge­weiht“ wird. In Wohl­muts­hüll (D5) steht ein neu­er Brun­nen über einen 40 Meter tie­fen Schacht. Schließ­lich Zog­gen­dorf (C4). Hier gibt es zwei schö­ne Brun­nen, die einen Besuch wert sind.

INFO:

Da an Ostern in der Frän­ki­schen Schweiz die Tou­ris­mus­sai­son beginnt, was man dar­an fest­stel­len kann, dass alle tou­ri­sti­schen Ein­rich­tun­gen und Sehens­wür­dig­kei­ten wie­der regu­lär geöff­net haben, hat das hohe kirch­li­che Fest auch eine wirt­schaft­li­che Bedeu­tung und des­halb gibt es für die Oster­zeit vie­le „öster­li­che Ange­bo­te“ und Ver­an­stal­tun­gen. Eine Liste mit den Schmück­zei­ten der wich­tig­sten Oster­brun­nen fin­det sich auf der Home­page www​.fraen​ki​sche​-schweiz​.com/​o​s​t​ern. Dort sind auch alle ande­ren Oster­an­ge­bo­te auf­ge­li­stet: Von Pau­scha­len bis hin zu Rou­ten­vor­schlä­gen und Ver­an­stal­tun­gen, Z.B. den sehr sehens­wer­ten Geor­gi­ritt am Oster­mon­tag im Tracht­en­dorf Effel­trich. Eine gro­ße Oster­aus­stel­lung bie­tet das Pfalz­mu­se­um in Forch­heim vom 12.04.19 – 28.04.2019, täg­lich 9:30 bis 18:00 Uhr unter dem Mot­to „Pas­si­on und Auf­er­ste­hung“. Sie­he https://​kai​ser​pfalz​.forch​heim​.de/​d​e​/​v​e​r​a​n​s​t​a​l​t​u​n​g​e​n​/​s​o​n​d​e​r​a​u​s​s​t​e​l​l​u​n​g​e​n​/​p​a​s​s​i​o​n​-​u​n​d​-​o​s​t​e​rn/