Vor­trag von Dr. Die­ter Geor­ge beim Män­ner­kreis Don Bos­co Forch­heim zur Geschich­te des Forch­hei­mer Klosters

Dr. Die­ter Geor­ge, der lang­jäh­ri­ge Kul­tur­be­auf­trag­te der Stadt Forch­heim, refe­rier­te beim Män­ner­kreis der Pfar­rei Don Bos­co Forch­heim zur „Geschich­te des Forch­hei­mer Klosters“.Er bezeich­ne­te die­se ver­hält­nis­mä­ßig jun­ge und kur­ze Geschich­te des Forch­hei­mer Klo­sters als die Geschich­te der Fran­zis­ka­ner und Redempto­ri­sten in unse­rer Stadt sowie der von ihnen beleg­ten Got­tes­häu­ser St. Gere­on uns St. Anto­ni­us zu Padua. Da das im Jah­re 1354 gegrün­de­te Kol­le­gi­ats­stift St. Mar­tin mehr Geist­li­che als nötig am Ort ver­ei­nig­te und öko­no­misch auf Stif­tun­gen und Bene­fi­zi­en beruh­te, ließ Geor­ge fra­gen, „ob da etwa der Kuchen in Forch­heim schon ver­teilt war“, wes­halb nur noch Platz für einen Bet­tel­or­den verblieb?

Nach der Klo­ster­chro­nik waren die Söh­ne des Hl. Fran­zis­kus wahr­schein­lich schon vor dem 30-jäh­ri­gen Krieg in der Stadt wirk­sam. Sie waren auf­grund ihrer Tätig­keit sehr beliebt und durf­ten sich gro­ße Hoff­nung machen, hier ein­mal ein Klo­ster zu grün­den. Fest steht, dass am 28. Febru­ar 1643 der Schult­heiß und der Festungs­kom­man­dant Phil­ipp Graf Pap­pen­heim dem Fran­zis­ka­ner­or­den zu Bam­berg den sog. Schot­ten­hof an der Wolfs­gas­se beim Reu­ther Tor über­ließ, Gedacht war der Hof als Schen­kung, sobald das Klo­ster erbaut und ihm, dem Pap­pen­heim, die Abhal­tung eines Jahr­tags gesi­chert sei. 1675 wird Fürst­bi­schof Phil­ipp Graf von Dern­bach als Eigen­tü­mer des Kop­pen- oder Glocken­ho­fes und des Schot­ten­ho­fes genannt. Nach sei­nem Tode 1683 gelangt des­sen Nef­fe Johann Otto Graf von Dern­bach auf Wie­sen­t­heid als Uni­ver­sal­er­be in den Besitz der bei­den Höfe in der Wolfs­gas­se (heu­te Klo­ster­stra­ße). Kein hal­bes Jahr spä­ter ver­äu­ßer­te er den Besitz an die Bam­ber­ger Fran­zis­ka­ner, die 1650 die Erlaub­nis zur Ansied­lung in Forch­heim erhiel­ten und auf eine vor­über­ge­hen­de Unter­brin­gung poch­ten, die von der Stadt mit der Über­las­sung von St. Gere­on erreicht wurde.

Im Jah­re 1684 erteilt Fürst­bi­schof Mar­quard Seba­sti­an von Stauf­fen­berg dem Kon­vent die Geneh­mi­gung „ein Clö­ster­lein sambt Kir­chen von Grund auf zu bau­en“ und steu­er­te 600 Gul­den bei. Am 6. April 1685 wur­de der Grund­stein gelegt, am 3. Mai 1693 , also vor 326 Jah­ren, kon­se­krier­te der Fürst­bi­schof fei­er­lich die Klo­ster­kir­che zu Ehren des Hl. Anto­ni­us von Padua. 5 Mona­te spä­ter ver­starb der wohl­wol­len­de Fürst, Ober­hir­te und Gön­ner des Forch­hei­mer Klo­sters im Alter von 49 Jah­ren. Sein pri­va­tes Wohn­haus, das spä­te­re bischöf­li­chen Amts­haus in der Nürn­ber­ger Stra­ße 3, dien­te spä­ter als Bezirks- und heu­te als Teil des Land­rats­am­tes. In der Gruft der Klo­ster­kir­che fan­den neben Fürst­bi­schof Mar­quard Seba­sti­an von Stauf­fen­berg vie­le Wohl­tä­ter des Klo­sters ihre letz­te Ruhestätte.

In der Fol­ge­zeit waren, so Dr. Die­ter Geor­ge, die Fran­zis­ka­ner bemüht die Infra­struk­tur ihrer Nie­der­las­sung aus­zu­bau­en und öko­no­misch zu festi­gen. Das Klo­ster hat­te sich in einem Jahr­hun­dert in Forch­heim gut eta­bliert und inte­griert, v.a. seel­sor­ge­risch. Die andert­halb Jahr­hun­der­te des Barocks ( Ende 16. Jhd. bis 1760 ) wer­den als Ant­wort auf die ver­gan­ge­nen Kriegs­trau­ma­ta des 30-jäh­ri­gen Krie­ges gese­hen. Bild­li­che Dar­stel­lun­gen vol­ler Lebens­kraft und künst­le­ri­scher Pracht­ent­fal­tung über­blen­den in den Kir­chen die from­me Intro­ver­tiert­heit und Jen­seits­ori­en­tie­rung. Im poli­tisch – sozia­len Leben greift ein neu­es Den­ken, genannt Auf­klä­rung, um sich. Der mensch­li­che Ver­stand wird zur Maxi­me erklärt, bis­he­ri­ge Hier­ar­chien wer­den hin­ter­fragt, v.a. wird deren gött­li­che Legi­ti­ma­ti­on hin­ter­fragt. Am Ende steht die Säku­la­ri­sa­ti­on der geist­li­chen Reichs­stän­de. In Fran­ken waren die bischöf­lich beherrsch­ten Ter­ri­to­ri­en Würz­burg, Bam­berg und Eich­stätt betrof­fen, die dem Kur­für­sten­tum Bay­ern zuge­schla­gen wur­den. Von der sog. „Bin­nen­sä­ku­la­ri­sa­ti­on“, näm­lich der Auf­he­bung geist­li­cher Grund­herr­lich­kei­ten wie die der Stif­ter und Klo­ster war auch Forch­heim ent­schei­dend betrof­fen. Kur­baye­ri­sche Trup­pen besetz­ten 1802 Forch­heim. Ein gewis­ser Regie­rungs­rat Hack erhielt den Auf­trag, sich im Forch­hei­mer Land umzu­se­hen und erste Maß­nah­men zu ergrei­fen. Die Mit­glie­der des Kol­le­gi­ats­stifts St. Mar­tin und die Insas­sen des Klo­sters St. Anton wur­den auf den neu­en Lan­des­herrn, Kur­fürst Maxi­mi­li­an IV von Bay­ern, ver­pflich­tet, Archi­ve und Kas­sen wur­den beschlagnahmt.

Dr, Geor­ge zitier­te die Anwei­sung des Lan­des­herrn und sei­nes Pre­miers Maxi­mi­li­an Graf Mont­ge­las vom 20.10.1804 für die säku­la­ri­sier­ten Franziskanerklöster:

  1. Jede neue Auf­nah­me in die Klö­ster ist auf das Streng­ste zurück­zu­neh­men und die­je­ni­gen Mön­che, die ihr Gelüb­de noch nicht abge­legt haben, sind sogleich zu entlassen.
  2. Die Mön­che, die frei­wil­lig den Rück­tritt in die Welt wün­schen, sofern sie zum Dienst in der Seel­sor­ge taug­lich sind und eine Prü­fung über ihre Den­kungs­art und ihre Fähig­kei­ten abge­legt haben, sind zu ent­las­sen und dem bischöf­li­chen Ordi­na­ri­at zur Ver­wen­dung in der Seel­sor­ge zu empfehlen.
  3. Die Kon­ven­te und Hos­pi­zi­en sind in dem Maß, in dem sich die Zahl der Mön­che ver­rin­gert, zu ver­ei­ni­gen und ihr mobi­les und immo­bi­les Ver­mö­gen dort, wo es nicht vor­teil­haft zu Staats­zwecken ver­wen­det wer­den kann, zum besten der Staats­kas­se zu veräußern.
  4. Im übri­gen ver­blei­ben die Klö­ster in ihren bis­he­ri­gen Ver­hält­nis­sen, doch die Poli­zei­be­hör­den sind anzu­wei­sen, dass durch sie den Absich­ten der Regie­rung nicht ent­ge­gen­ge­ar­bei­tet und bestehen­de wie künf­ti­ge „Volks­vor­ur­tei­le“ nicht ver­brei­tet werden.

Patres und Fra­tres, die nicht in den Kle­ri­ker­stand über­wech­seln woll­ten, konn­ten oder durf­ten, waren von der Stadt zu unter­hal­ten. 1811 war den Forch­hei­mer Fran­zis­ka­nern das Klo­ster mit Kir­che vor­erst wie­der über­las­sen wor­den, nach­dem 1809 und 1810 fran­zö­si­sche Trup­pen hier logiert hat­ten. Doch 1830 erfolg­te die end­gül­ti­ge Auf­he­bung. Dem Steu­er­ka­ta­ster der Stadt ist zu ent­neh­men, dass das Klo­ster mit sei­nem umfas­sen­den Bestand 1848 von der Stadt erwor­ben wur­de. Zunächst dien­te das Klo­ster als Kran­ken­haus, Infan­te­rie­ka­ser­ne und schließ­lich ab 1876 als Volks­schu­le. Ab 1899 befand sich das Forch­hei­mer Pro­gym­na­si­um in sei­ner Auf­bau­pha­se im Klo­ster. Das Begeh­ren der neu ent­stan­de­nen pro­te­stan­ti­schen Gemein­de auf eine vor­über­ge­hen­de Nut­zung der Klo­ster­kir­che fand kein Gehör. Sie erhielt hier­für die Gere­ons­ka­pel­le, die sie von 1850–1896 als Got­tes­dienstraum nutzte.

Die Redempto­ri­sten, die in der Volks- und Gemein­de­mis­si­on ihre Haupt­auf­ga­be sehen, beson­ders in der Habs­bur­ger Mon­ar­chie als jun­ger Orden präch­tig gedie­hen und unter Fürst Met­ter­nich höch­sten Ein­fluss auf die Poli­tik gewan­nen, spä­ter jedoch in Ungna­de fie­len kamen 1919 nach Forch­heim. Poli­ti­sche Ein­fluß­nah­me war ihnen jedoch hier fremd. Am 1. April 1919 hal­ten die Redempto­ri­sten mit vier Fra­tres Ein­zug in Forch­heim. Ende 1919 zähl­te die Nie­der­las­sung sechs Patres und fünf Fra­tres, die in der Bevöl­ke­rung trotz der schlech­ten Wirt­schafts­la­ge gro­ße Unter­stüt­zung erfuh­ren. Die Wor­te der Redempto­ri­sten von der Kan­zel in St. Anton waren bekannt und beliebt, wegen ihrer Deut­lich­keit auch gefürch­tet. Nach der Macht­er­grei­fung wur­den die­se Wor­te aber auch für die Patres gefährlich.1940 neh­men die Nazis den Klo­ster­saal und die Schu­lungs­räu­me in Beschlag, die Redempto­ri­sten müs­sen im glei­chen Jahr aus­zie­hen und „Volks­deut­schen“ aus Bes­sa­ra­bi­en Platz machen.

Nach Ende der Schreckens­zeit wur­de der Orden mit Hil­fe des ame­ri­ka­ni­schen Stadt­kom­man­dan­ten wie­der Eigen­tü­mer. 1947 wird ein „Juve­nat“, d.h. ein Jugend­wohn­heim für den eige­nen Nach­wuchs gegrün­det und ent­spre­chen­de Anbau­ten ange­fügt. Die „Klo­ster­er“ waren schließ­lich aus­schlag­ge­bend für die Grün­dung eines huma­ni­sti­schen – alt­sprach­li­chen Zwei­ges am Forch­hei­mer Gym­na­si­um, der zuneh­mend auch mit den Fächern Latein und Grie­chisch von der ein­hei­mi­schen Bevöl­ke­rung ange­nom­men wur­de. Im Jah­re 1974 muss­te das Juve­nat der Redempto­ri­sten in Forch­heim aus Man­gel an Inter­es­sen­ten geschlos­sen werden.

Das Ende des Redempto­ri­sten- Kon­vents in Forch­heim erfolg­te schließ­lich 2013, was für Forch­heim und vie­le Bür­ger aus Stadt und Land einen Kul­tur­ver­lust im Klei­nen bedeu­te­te. Die bau­li­che Neu­ge­stal­tung zu einer inner­städ­ti­schen Wohn­an­la­ge durch einen Erlan­ger Inve­stor hat­te jedoch auch eine gute Sei­te. Es trat, so der Refe­rent Geor­ge resü­mie­rend, eine archäo­lo­gi­sche Fund­stel­le zu Tage, die in Ober­fran­ken ihres­glei­chen sucht. Spu­ren des Lebens unse­rer Vor­fah­ren von jün­ge­rer Stein­zeit über das frü­he­ste Mit­tel­al­ter bis in die Barock­zeit wur­den behut­sam zu Tage geför­dert, eine Schnitt­flä­che unse­rer Stadt­ge­schich­te, die auch das klö­ster­li­che Leben des 18. Jhd. wenn nicht neu, so doch anschau­li­cher beleuch­tet. Geblie­ben sind die Kir­che und die Fas­sa­den des ehe­ma­li­gen Klo­sters. Ein Klo­ster­ver­ein bemüht sich, das Erbe zu erhal­ten und mit gei­sti­gem Leben zu erfüllen.

Text und Fotos: Edu­ard Nöth