Rat­haus­lot­sen: Weg­wei­ser zum Volks­be­geh­ren „Ret­tet die Bienen“

Men­schen bewe­gen Men­schen für den Arten­schutz – Bay­ern­weit bereits knapp 1.800 Frei­wil­li­ge gemeldet

In Win­des­ei­le bau­en der­zeit die Initia­to­ren des Volks­be­geh­rens Arten­viel­falt die erfor­der­li­chen Struk­tu­ren auf, um die Abstim­mung zum Erfolg zu füh­ren. Bay­ern­weit for­mie­ren sich Akti­ons­krei­se, die in ihrem Wahl­be­zirk die Trom­mel für das Volks­be­geh­ren rüh­ren. Gro­ßes Gewicht kommt dabei den Rat­haus­lot­sen zu. Das sind Ehren­amt­li­che, die sich wäh­rend der „hei­ßen“ Pha­se der Ein­tra­gung vor den Rat­häu­sern auf­hal­ten sol­len, in denen die Unter­schrif­ten­li­sten aus­lie­gen. Ihre Auf­ga­be: Pas­san­ten auf das Volks­be­geh­ren anzu­spre­chen und sie zu ermun­tern, ihre Unter­schrift zu lei­sten. „Das Kon­zept ‚Men­schen bewe­gen Men­schen‘ hat schon bei ande­ren, ähn­li­chen Aktio­nen Erfol­ge beschert“, so Agnes Becker, die Beauf­trag­te des Volks­be­geh­rens und Stell­ver­tre­ten­de Vor­sit­zen­de der ÖDP Bayern.

Mit Sand­wich-Pla­ka­ten, Stän­den, Bie­nen­ko­stü­men und Bie­nen­pe­rücken, teil­wei­se auch soge­nann­te Beach­flags – trag­ba­re, an Ruck­säcken befe­stig­te, gut sicht­ba­re Fah­nen – wer­den die Rat­haus­lot­sen auf sich und ihr Anlie­gen auf­merk­sam machen. Obwohl es um den bedroh­ten und mas­siv dezi­mier­ten Reich­tum an wil­den Tie­ren und Pflan­zen gene­rell geht, wer­den die Lot­sen vor allem die Bie­ne, das Sym­bol­tier des Volks­be­geh­rens, als Erken­nungs­zei­chen nutzen.

Die Her­aus­for­de­rung ist sport­lich. Vom 31. Janu­ar bis zum 13. Febru­ar 2019 müs­sen sich eine Mil­li­on baye­ri­sche Bür­ger per­sön­lich und unter Vor­zei­gen ihres Per­so­nal­aus­wei­ses in die Unter­schrif­ten­li­sten ein­tra­gen. Für die Akti­ons­krei­se bedeu­tet das: „Pro Rat­haus müs­sen wir mit den Rat­haus­lot­sen rund 90 Stun­den Zeit abdecken, das bedeu­tet 45 Per­so­nen à 2 Stun­den – ob es schneit, klir­rend kalt ist oder reg­net“, so der LBV-Vor­sit­zen­de Dr. Nor­bert Schäf­fer. Bay­ern­weit wer­den für ins­ge­samt 10 000 Stun­den Ein­satz­zeit Lot­sen gebraucht.

Rat­haus­lot­sen sind Rathaushelden

Die Suche nach Frei­wil­li­gen läuft daher auf Hoch­tou­ren, das Mot­to lau­tet: Schenk den Bie­nen zwei Stun­den Dei­ner Zeit – wer­de ein Rat­haus­held! Auch min­der­jäh­ri­ge Per­so­nen, also Kin­der und Jugend­li­che, kön­nen zu Rat­haus­hel­den wer­den. „Der Kampf für den Erhalt unse­rer Tier- und Pflan­zen­ar­ten kennt kei­ne Alters­gren­zen – im Gegen­teil. Ich freue mich über alle enga­gier­ten Schü­le­rin­nen und Schü­ler, die uns Erwach­se­ne dar­an erin­nern, dass sie spä­ter auch noch in einer intak­ten und arten­rei­chen Umwelt leben wol­len“, betont Lud­wig Hart­mann, der Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de Bünd­nis 90/​Die Grü­nen im baye­ri­schen Landtag.

Bereits 1.800 Frei­wil­li­ge gemeldet

BN-Vor­sit­zen­der Richard Mer­gner kann über die Akqui­se schon Posi­ti­ves berich­ten: „Die ersten Rat­haus­lot­sen haben sich bereits bei ihren Akti­ons­bünd­nis­sen vor Ort gemel­det. Bay­ern­weit haben sich so schon knapp 1.800 Per­so­nen regi­striert.“ Dar­un­ter auch eini­ge bekann­te Per­sön­lich­kei­ten wie der Öko-Pio­nier Karl Lud­wig Schweis­furth und die Schau­spie­le­rin Nina Eichinger.“

Wer Rat­haus­lot­se oder – lot­sin wer­den will, kann sich bei den loka­len Akti­ons­krei­sen in den ver­schie­de­nen Wahl­be­zir­ken mel­den oder unter www​.volks​be​geh​ren​-arten​viel​falt​.de/​r​a​t​h​a​u​s​l​o​t​s​e​-​w​e​r​den

Hin­ter­grund

Über das Volks­be­geh­ren Arten­viel­falt – Ret­tet die Bienen!

Das Volks­be­geh­ren ist ein Mit­tel der direk­ten Demo­kra­tie. Es ermög­licht Bür­gern die Ein­brin­gung eines Geset­zes­ent­wurfs in den Baye­ri­schen Land­tag. Die erste Hür­de ist über­wun­den: Knapp 100.000 Men­schen haben in der ersten Zulas­sungs­pha­se für das Volks­be­geh­ren unter­schrie­ben, im Okto­ber wur­de es vom Innen­mi­ni­ste­ri­um zuge­las­sen. Jetzt müs­sen sich vom 31. Janu­ar 2019 bis zum 13. Febru­ar 2019 eine Mil­li­on Wahl­be­rech­tig­te per­sön­lich in den Rat­häu­sern in Listen ein­tra­gen, um das Volks­be­geh­ren Arten­viel­falt erfolg­reich zu machen. Online ist dies nicht mög­lich. Zur Ein­tra­gung muss der gül­ti­ge Aus­weis vor­ge­legt wer­den. Zum Trä­ger­kreis des Volks­be­geh­rens Arten­viel­falt – Ret­tet die Bie­nen! gehö­ren die Öko­lo­gisch-Demo­kra­ti­sche Par­tei Bay­ern (ÖDP), der Lan­des­bund für Vogel­schutz in Bay­ern (LBV), das Bünd­nis 90/​Die Grü­nen Bay­ern und der BUND Natur­schutz in Bay­ern. Ein brei­tes gesell­schaft­li­ches Bünd­nis von mehr als 100 Orga­ni­sa­tio­nen, Unter­neh­men, Ver­bän­den und Par­tei­en unter­stüt­zen die­se direkt­de­mo­kra­ti­sche Initia­ti­ve für ein neu­es Natur­schutz­ge­setz in Bayern.

Die Kern­for­de­run­gen des Volks­be­geh­rens Arten­viel­falt – Ret­tet die Bienen!

Ziel des Volks­be­geh­rens ist es, Rege­lun­gen im baye­ri­schen Natur­schutz­ge­setz zu ver­an­kern, die die Arten­viel­falt ret­ten. Die Kern­for­de­run­gen: die bay­ern­wei­te Ver­net­zung von Lebens­räu­men für Tie­re; die Erhal­tung von Hecken, Bäu­men und klei­nen Gewäs­sern in der Land­wirt­schaft; der Erhalt und die Schaf­fung blü­hen­der Rand­strei­fen an allen Bächen und Grä­ben; der mas­si­ve Aus­bau der öko­lo­gi­schen Land­wirt­schaft; die Umwand­lung von zehn Pro­zent aller Wie­sen in Blüh­wie­sen; die pesti­zid­freie Bewirt­schaf­tung aller staat­li­chen Flä­chen; die Auf­nah­me des Natur­schut­zes in die Aus­bil­dung von Land- und Forstwirten.

Die Akti­ons­bünd­nis­se

Bay­ern­weit kämp­fen 80 Akti­ons­bünd­nis­se in den Gemein­den für eine Wen­de im baye­ri­schen Natur­schutz. Alle Inter­es­sier­ten sind auf­ge­for­dert mit­zu­ma­chen. Auf der Web­site des Volks­be­geh­rens Arten­viel­falt www​.volks​be​geh​ren​-arten​viel​falt​.de fin­det man die Mög­lich­keit, Kon­takt aufzunehmen.

Das Arten­ster­ben

Wis­sen­schaft­li­che Stu­di­en bele­gen, dass in Bay­ern immer mehr Tier- und Pflan­zen­ar­ten vom Aus­ster­ben bedroht oder bereits ver­schwun­den sind. Beson­ders betrof­fen sind die Insek­ten, die unter ande­rem für das Über­le­ben der Mensch­heit als Bestäu­ber von Nah­rungs­pflan­zen exi­sten­zi­ell wich­tig sind. 54 Pro­zent aller Bie­nen sind bedroht oder bereits aus­ge­stor­ben, 73 Pro­zent aller Tag­fal­ter sind ver­schwun­den, über 75 Pro­zent aller Flug­in­sek­ten sind nicht mehr da. Unter ande­rem in Fol­ge des Insek­ten­schwun­des leben in Bay­ern nur noch halb so vie­le Vögel wie vor 30 Jah­ren. Die­se dra­ma­ti­sche Ent­wick­lung will das Volks­be­geh­ren Arten­viel­falt stoppen.