Zwi­schen­bi­lanz Stun­de der Win­ter­vö­gel 2019

Ertrag­rei­ches Obst­jahr gut für Wachol­der­dros­seln – Ein­flug von Erlen­zei­si­gen – span­nen­des Ren­nen eines Spit­zen­tri­os um Top-Position

Der kurz­fri­sti­ge Win­ter­ein­bruch hat in den ver­gan­ge­nen Tagen vie­le Vögel auf der Suche nach Fut­ter in die baye­ri­schen Gär­ten gebracht. Dadurch konn­ten die Teil­neh­mer der „Stun­de der Win­ter­vö­gel“ zum Teil auch beson­de­re gefie­der­te Gäste zäh­len und dem LBV mel­den. Nach einer ersten Zwi­schen­bi­lanz von Bay­erns größ­ter wis­sen­schaft­li­cher Mit­mach­ak­ti­on lie­fern sich der­zeit Haus­sper­ling, Feld­sper­ling und Kohl­mei­se ein knap­pes Ren­nen um den Spit­zen­platz des am häu­fig­sten beob­ach­te­ten Vogels im Frei­staat. Auf­fäl­lig ist ein star­ker Ein­flug von Erlen­zei­si­gen, der dadurch auf Rang 6 hoch­ge­flo­gen ist. „Unüber­seh­bar sind die­ses Jahr auch die vie­len Wachol­der­dros­seln. Sie pro­fi­tie­ren vom ertrag­rei­chen Obst­jahr, durch das immer noch Früch­te als natür­li­che Nah­rung an den Bäu­men hän­gen“, erklärt Mar­ti­na Geh­ret, Citi­zen-Sci­ence-Beauf­trag­te des LBV. Nach dem Ein­gang von unge­fähr einem Drit­tel der Mel­dun­gen zeich­net sich am Sonn­tag­nach­mit­tag eine gute Gesamt­be­tei­li­gung ab. Noch bis zum 15. Janu­ar kön­nen Teil­neh­mer dem LBV ihre Beob­ach­tun­gen vom Wochen­en­de schrift­lich oder online mel­den unter www​.stun​de​-der​-win​ter​voe​gel​.de.

Nor­ma­ler­wei­se ist die Wachol­der­dros­sel eine Vogel­art, die es gera­de so unter die 30 häu­fig­sten schafft. Der ger­ne auch in Schwär­men auf­tre­ten­de Vogel ran­giert der­zeit aller­dings unter den Top 15 Win­ter­vö­geln in Bay­ern. Der amsel­gro­ße Vogel mit der röt­lich-brau­nen Ober­sei­te und der schwarz-gestri­chel­ten Brust pro­fi­tiert, wie auch alle ande­ren Dros­sel­ar­ten, vom war­men Som­mer 2018. Denn die­ser bescher­te der Natur sehr viel Obst und Früch­te. Baye­ri­sche Obst­bau­ern bezeich­ne­ten das Vor­jahr sogar als aus­ge­zeich­net für Äpfel und Bir­nen. Vie­le davon hän­gen der­zeit immer noch an den Bäu­men und die­nen den Dros­seln als wert­vol­le Nah­rung, so dass sie zur Suche nicht weit umher­flie­gen müs­sen. „Bereits jetzt nach einem Drit­tel der Mel­dun­gen wur­den schon fast so vie­le Wachol­der­dros­seln gezählt, wie im Vor­jahr ins­ge­samt“, so Mar­ti­na Gehret.

Auch Wäl­der und Hecken bie­ten der­zeit vie­ler­orts noch zahl­rei­chen Wald­vö­geln einen reich gedeck­ten Tisch. Für typi­sche Wald­ar­ten wie Eichel­hä­her, Bunt­specht, Kern­bei­ßer oder Gim­pel sind Gär­ten nur Ersatz­bio­to­pe, in die sie ver­mehrt kom­men, wenn es im Wald nicht genug zu picken gibt. „Das wür­de auch den sich abzeich­nen­den Beob­ach­tungs­rück­gang der Wald­vö­gel erklä­ren“, sagt Gehret.

Ein wei­te­rer beson­de­rer Gast in den Gär­ten des Frei­staats ist an die­sem Wochen­en­de der Erlen­zei­sig. Bekommt ihn nor­ma­ler­wei­se im Schnitt nur unge­fähr jeder zehn­te Teil­neh­mer zu sehen, wur­de der klei­ne gelb­grün-gestreif­te Fink von fast einem Drit­tel der Bay­ern beob­ach­tet. „Den Erlen­zei­si­gen wur­de durch den hei­ßen euro­päi­schen Som­mer eine zwei­te Brut und eine erfolg­rei­che Auf­zucht ihrer Jun­gen ermög­licht. So ist ihr Bestand in den nörd­li­chen Brut­ge­bie­ten wahr­schein­lich so stark gestie­gen, dass der­zeit die Nah­rung nicht für alle reicht, wes­halb ein Teil der Vögel zu uns nach Süden aus­wei­chen muss­te“, ver­mu­tet Geh­ret. Erlen­zei­si­ge tre­ten vor allem in Schwär­men auf und sind vom grö­ße­ren Grün­fink auch durch den deut­lich spit­ze­ren Schna­bel und den pin­zet­ten­för­mi­gen Schwanz zu unter­schei­den. Die Zei­si­ge sind eben­falls gut zu hören, da sie im Schwarm durch ihre auf­fäl­li­gen „tüli“ und „zäi“ Rufe stän­dig Kon­takt halten.

Auf einem nach wie vor schwa­chen fünf­ten Rang hält sich die­ses Jahr die Amsel. Zwar ver­setz­te ihr der im Som­mer in gro­ßen Tei­len Mit­tel- und Unter­fran­kens über eine Stech­mücke ver­brei­te­te töd­li­che Usu­tu-Virus schein­bar kei­nen zusätz­li­chen dra­ma­ti­schen Ein­bruch. Doch schon im Vor­jahr war sie vom Nor­mal­ni­veau abge­rutscht und zum Sor­gen­kind geworden.