Geplan­tes Gewer­be­ge­biet Him­mel­kron-Nord: Bereits 582 Unter­stüt­ze­rIn­nen für die Bür­ger­initia­ti­ve aus Him­mel­kron und Umgebung

Bür­ger­be­geh­ren als Reak­ti­on auf das Ratsbegehren

Der BUND Natur­schutz und die Bür­ger­initia­ti­ve „Nein zum neu­en Gewer­be­ge­biet Him­mel­kron“ haben seit 6. Novem­ber 2018 bereits über 582 Unter­stüt­zer-Unter­schrif­ten gesam­melt. Aus Him­mel­kron selbst sind es 405 Per­so­nen, die die Posi­ti­on der BI tei­len, wei­te­re 177 Per­so­nen von außer­halb unter­stüt­zen die BI eben­falls. Dies gaben Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter aus der Bür­ger­initia­ti­ve bei einem Pres­se­ter­min bekannt.

„Wir haben in den letz­ten sechs Wochen sehr viel Zuspruch für unse­re Initia­ti­ve zum Erhalt der Land­schaft öst­lich von Him­mel­kron erhal­ten, dafür sind wir sehr dank­bar und es moti­viert uns, die näch­sten Schrit­te zu machen“, so Wil­hel­mi­ne Denk, Spre­che­rin der BI und Vor­sit­zen­de der BN-Ortsgruppe.

„Bei unse­rem letz­ten Tref­fen am 11. Dezem­ber haben wir – auch wegen die­ser guten Unter­stüt­zung – beschlos­sen ein eige­nes Bür­ger­be­geh­ren ein­zu­lei­ten, auch wenn dies viel Auf­wand ist. Das vom Gemein­de­rat beschlos­se­ne Rats­be­geh­ren hat doch einen sehr ein­sei­ti­gen Text, der dann im Mai zur Abstim­mung ste­hen soll. Dem wol­len wir einen eige­nen Text ent­ge­gen­set­zen“, so Die­ter Horn­f­eck, Spre­cher der BI.

„Bei der Aus­wei­sung von gro­ßen Gewer­be­ge­bie­ten geht immer auch ein Stück Hei­mat ver­lo­ren. Wer sehen will, wie die frän­ki­sche Land­schaft zum tech­nisch über­präg­ten Raum wird, braucht sich nur das bestehen­de Gewer­be­ge­biet in Him­mel­kron anse­hen oder die Bau­stel­le der B 289 in Unter­stein­ach oder die gera­de eröff­ne­te Umfah­rung von Mel­ken­dorf“, so Alwin Gey­er, Vor­stands­mit­glied der BN-Kreis­grup­pe Kulmbach.

„Uns hat das Volks­be­geh­ren ‚Beton­flut stop­pen‘ im letz­ten Som­mer rich­tig Rücken­wind ver­schafft. Auch wenn es vom Baye­ri­schen Ver­fas­sungs­ge­richts­hof aus for­ma­len Grün­den nicht zuge­las­sen wur­de, sind doch vie­le Bür­ge­rin­nen und Bür­ger auf­ge­wacht. In Erlan­gen, in Bai­er­s­dorf und in Bam­berg haben wir in den letz­ten Wochen zusam­men mit Bür­ger­initia­ti­ven drei gro­ße Flä­chen­fraß­pro­jek­te gestoppt. Das macht uns Mut für Him­mel­kron“, so der BN-Regio­nal­re­fe­rent Tom Konopka.

Mit einem gro­ßen Bil­der­rah­men ver­deut­lich­ten die BI- und BN-Ver­te­te­rIn­nen, dass dem geplan­ten Gewer­be­ge­biet auch schutz­wür­di­ge Land­schaft am Rand der frän­ki­schen Linie und unter­halb der berühm­ten Schie­fen Ebe­ne zum Opfer fal­len würden.

Hin­ter­grund

Die Gemein­de Him­mel­kron plant die Aus­wei­sung eines 24 ha gro­ßen Gewer­be­ge­bie­tes an der Anschluss­stel­le der B 303 an die A9. Das Gewer­be­ge­biet soll durch einen Inve­stor ver­mut­lich geplant, erschlos­sen und ver­mark­tet wer­den. Das Plan­ge­biet liegt öst­lich der B 303 und nörd­lich der A9 und müss­te auf­wän­dig an die B 303 ange­schlos­sen wer­den. Der Gemein­de­rat hat die Auf­stel­lung eines Bebau­ungs­plans im Som­mer 2018 beschlossen.

Gegen die Pla­nun­gen reg­te sich bereits im Jahr 2014 Wider­stand, als die Gemein­de die Ansied­lung eines Ein­kaufs­zen­trums der Fir­ma XXXLutz plan­te. Die Ansied­lung des Möbel­hau­ses schei­ter­te. Als die Gemein­de dann die Aus­wei­sung des Gebie­tes für Gewer­be ankün­dig­te, begann der aktu­el­le Wider­stand im Juni 2018.

Die Bür­ger­initia­ti­ve “Nein zum neu­en Gewer­be­ge­biet Him­mel­kron” wur­de am 6.11.2018 gegrün­det. Als Spre­che­rIn­nen fun­gie­ren Wil­hel­mi­ne Denk, Andrea Jung und Die­ter Hornfeck.

Unter­schrif­ten­ak­ti­on

Die Unter­schrif­ten­ak­ti­on wur­de am 7.11.18 begon­nen. Bis zum 18.12.18 unter­schrie­ben 405 Bür­ge­rIn­nen aus Him­mel­kron und 177BürgerInnen aus ande­ren Gemein­den den Text

“NEIN zum wei­te­ren Gewer­be­ge­biet in Himmelkron.

die Bür­ger­initia­ti­ve wird von mir aus fol­gen­den Grün­den unterstützt:

  • wir Bür­ger haben das Recht, über sol­che umfang­rei­chen­den Bau­vor­ha­ben im Vor­feld umfas­send infor­miert zu werden
  • es muss unser aller wich­tig­stes Anlie­gen sein, den aus­ufern­den Flä­chen­ver­brauch zu stop­pen, allein aus Rück­sicht auf die zukünf­ti­gen Generationen
  • die mit dem neu­en Gewer­be­ge­biet unwei­ger­lich ver­bun­de­ne enor­me Ver­kehrs­be­la­stung durch Logi­stik etc. ist dem Bür­ger nicht zuzumuten
  • der nega­ti­ve Ein­fluss die­ser Bau­maß­nah­me auf das gesam­te Land­schafts­bild ist nicht hinnehmbar
  • die Gemein­de Him­mel­kron muss zukunfts­ge­rich­te­te Pro­jek­te vor­an­trei­ben (KITA, Senio­ren­heim, Fahr­fahr­we­ge, Fuß­we­ge etc.)
  • es soll­te in erster Linie die Lebens­qua­li­tät der Bür­ger im Fokus ste­hen, wei­te­re aus­ufern­de Gewer­be­ge­bie­te sind abzulehnen“.

Die Unter­schrif­ten­samm­lung wird nun been­det, weil die Bür­ger­initia­ti­ve künf­tig Unter­schrif­ten für ein Bür­ger­be­geh­ren sammelt.

Rats­be­geh­ren

Der Gemein­de­rat von Him­mel­kron hat am 20.11.18 mit knap­per Mehr­heit ein Rats­be­geh­ren beschlos­sen. Die Abstim­mung soll im Mai 2019 par­al­lel zur Euro­pa­wahl statt­fin­den. Der Text des Rats­be­geh­rens ist erwar­tungs­ge­mäß ein Wer­be­text pro Gewer­be­ge­biet. Er lautet:

“Sind Sie dafür, dass die Gemein­de Him­mel­kron die Rea­li­sie­rung des geplan­ten Gewer­be­ge­bie­tes ’Nörd­lich der B303’ unter der Maß­ga­be maxi­mal 40 Pro­zent der Gesamt­flä­che für Logi­stik wei­ter vor­an­treibt, um dadurch für die Zukunft wei­te­ren kom­mu­na­len Gestal­tungs­spiel­raum zu ermög­li­chen sowie einen Bei­trag zur Schaf­fung qua­li­fi­zier­ter Arbeits­plät­ze zu leisten?”

Bür­ger­be­geh­ren

Die Bür­ger­initia­ti­ve und der BN haben des­halb am 11.12.18 beschlos­sen, dem Rats­be­geh­ren ein eige­nes Bür­ger­be­geh­ren ent­ge­gen­zu­stel­len. Der Text wird der­zeit erstellt und recht­lich geprüft. Für das Bür­ger­be­geh­ren sol­len im Janu­ar die nöti­gen Unter­schrif­ten gesam­melt wer­den. Ziel ist es, dass gleich­zei­tig mit der Euro­pa­wahl der Bür­ger­ent­scheid über das Rats­be­geh­ren und das Bür­ger­be­geh­ren stattfindet.

Leer­stand in Ober­fran­ken und im Land­kreis Kulmbach

Laut Daten­bank sis​by​.de des baye­ri­schen Indu­strie- und Han­dels­kam­mer­ta­ges wer­den in Ober­fran­ken der­zeit (Stand Sep­tem­ber 2018) freie Gewer­be­flä­chen in 179 Gewer­be­ge­bie­ten ange­bo­ten. Im Land­kreis Kulm­bach sum­mie­ren sich die ange­bo­te­nen Gewer­be­flä­chen allein auf über 60 Hekt­ar. Die­se zumeist bereits erschlos­se­nen Flä­chen gilt es nach Mei­nung des BUND Natur­schutz vor­ran­gig zu nut­zen, bevor wei­te­re land­wirt­schaft­lich nutz­ba­re Flä­chen aus­ge­wie­sen werden.

Bedarf

Die Gemein­de Him­mel­kron bie­tet der­zeit 2.300 Arbeits­plät­ze bei 3.600 Ein­woh­ne­rIn­nen. Dies sind weit mehr als für die loka­le Bevöl­ke­rung nötig, wes­halb vie­le Mit­ar­bei­te­rIn­nen der hier ansäs­si­gen Fir­men ein­pen­deln müs­sen. Man­gels Bahn­an­bin­dung und bei nur schwach ent­wickel­tem Öffent­li­chen Nah­ver­kehr wird dadurch unnö­tig KFZ-Ver­kehr erzeugt. Die Qua­li­fi­zie­rung von Arbeits­plät­zen ist auch im Bestand mög­lich, die Schaf­fung wei­te­rer Arbeits­plät­ze in Him­mel­kron nicht vor­dring­lich. Erwei­te­run­gen orts­an­säs­si­ger Fir­men sind auch ohne die Neu­aus­wei­sung möglich.

Flä­chen­ver­brauch in Bayern

Erst am 15.11.18 gab das Lan­des­amt für Sta­ti­stik bekannt, dass der Flä­chen­ver­brauch in Bay­ern im Jahr 2017 auf 11,7 Hekt­ar täg­lich gestie­gen ist.

Im Jahr 2016 betrug der durch­schnitt­li­che täg­li­che Flä­chen­ver­brauch 9,8 Hekt­ar in Bay­ern. Ende 2017 beträgt er damit 19,4 Pro­zent mehr als 2016. „Mit dem im März 2018 in Kraft getre­te­nen gelocker­ten Anbin­de­ge­bot ist eine wei­te­re Stei­ge­rung zu erwar­ten. Es muss sofort wie­der ver­schärft wer­den“, so die Initia­to­ren des Bürgerbegehrens.