Info­ver­an­stal­tung der Bür­ger­initia­ti­ve „Für den Haupts­moor­wald“ im Stephanshof

Besu­cher und Red­ner signa­li­sier­ten deut­lich wie es mit der MUNA wei­ter­ge­hen soll, näm­lich die Pla­nun­gen der Stadt stop­pen und eine Denk­pau­se gewin­nen um eine aus­ge­wo­ge­ne und zukunfts­fä­hi­ge Ent­wick­lung zu ermög­li­chen. Die Bür­ger­initia­ti­ve Für den Haupts­moor­wald räum­te zudem gän­gi­ge Vor­ur­tei­le und Äng­ste aus.

Ein­mal mehr zeig­ten die Akti­ven der BI auf, dass im Rats­be­geh­ren, wie auch im gesam­ten Bebau­ungs­plan Nr. 429, nur unzu­rei­chend Rück­sicht auf die Kli­ma­schutz­funk­ti­on des Wal­des und auf den Arten­schutz genom­men wird. Der Bio­lo­ge Mar­tin Bücker, der im Rück­zugs­raum Muna 65 Vogel­ar­ten klas­si­fi­zier­te, von denen 16 auf der roten Liste ste­hen, wirft den Ver­ant­wort­li­chen vor kei­ner­lei Rück­sicht auf öko­lo­gisch wert­vol­le Flä­chen und Tie­re zu neh­men. Ange­dach­te Aus­gleichs­pflan­zun­gen an ande­ren Orten ent­larv­te er als Eti­ket­ten­schwin­del, „ein Aus­gleich der nur auf dem Papier Wir­kung zeigt!“ In einem Impuls­vor­trag erläu­ter­te Pro­fes­sor Foken die Mikro­kli­ma­si­tua­ti­on in Bam­berg, das zusam­men mit Würz­burg als wärm­ste Stadt Bay­erns gilt. „Der Kli­ma­wan­del ist hier ange­kom­men, die Erhit­zung der Innen­stadt durch eine dro­hen­de Ver­rin­ge­rung der Kalt­luft­zu­fuhr aus der MUNA ist eines der größ­ten Pro­ble­me“, resü­miert Kli­ma­ex­per­te Foken.

Noch wer­den die Stadt­re­gio­nen um den Ber­li­ner Ring abge­kühlt, das geplan­te Gewer­be­ge­biet wür­de die­sen Effekt jedoch ver­hin­dern. Auch den Hin­wei­sen der Stadt Bam­berg, die Armee­stra­ße müs­se zur Vor­beu­gung eines Jahr­hun­dert­hoch­was­sers ange­passt wer­den, wider­legt der Pro­fes­sor: „Der Begriff Jahr­hun­dert­hoch­was­ser trifft auf die­ses Gebiet gar nicht zu, son­dern kommt nur im Bereich von Fluß­läu­fen vor. Die dro­hen­de Rodung von ca. 50 ha Baum­be­stand ist nach Dar­stel­lung des Kli­ma­ex­per­ten eine ganz wesent­li­che Gefahr für zukünf­ti­ge Kli­ma­ver­hält­nis­se und die Wohn­qua­li­tät in Bamberg.

Haupt­auf­ga­be soll­te der Kli­ma­schutz bzw. Anpas­sungs­maß­nah­men an den Kli­ma­wan­del sein, so spei­chern 50 ha Wald, also die Rodungs­flä­che, jähr­lich 600 Ton­nen CO².

Mode­ra­tor Mar­cus Appel stell­te den geplan­ten Aus­bau der Armee­stra­ße zur Dis­kus­si­on, wozu Astrid Kohl-Zah­n­er für die BI sag­te: „Die Stadt will die Armee­stra­ße als eine wei­te­re Anbin­dung an ein Indu­strie- und Gewer­be­ge­biet durch­set­zen, wozu auch ein Kreis­ver­kehr auf Höhe der Lebens­hil­fe gehört. Allen muss aber klar sein, dass dies eine erheb­li­che Zunah­me an Schwer­last­ver­kehr mit einem hohen Anstieg von Lärm- und Schad­stoff­be­la­stun­gen bedeu­tet!“ Sämt­li­che Aus­bau­maß­nah­men wür­den durch Rodun­gen und Flä­chen­ver­lust zu Lasten des Haupts­moor­wal­des gehen. Die Aus­sa­ge von OB Star­ke, dass der Wald in sei­ner jet­zi­gen Form erhal­ten blie­be, ist also irre­füh­rend! Die Pla­nun­gen für die Armee­stra­ße sind ein weit­rei­chen­der Ein­schnitt in das bestehen­de Nah­erho­lungs­ge­biet und in die Lebens­qua­li­tät vie­ler Bür­ger. Kohl-Zah­n­er appel­liert an die Soli­da­ri­tät aller Bam­ber­ger und bit­tet ein­dring­lich um Zustim­mung für das Bür­ger­be­geh­ren der BI. Ein Zuhö­rer bestä­tig­te: „Ein Stra­ßen­aus­bau wird nie Ent­la­stung brin­gen, son­dern immer mehr Ver­kehr, auch der Bau eines Rad­we­ges ist nur ein vor­ge­scho­be­ner Grund, um einen Aus­bau zu recht­fer­ti­gen.“ Eini­ge Bür­ger befürch­ten eine Über­nah­me der MUNA durch einen Groß­in­ve­stor, der dort nach eige­nem Gut­dün­ken Plä­ne umset­zen könn­te. „Nur wenn die Stadt auf ihre Erst­zu­griffs­op­ti­on ver­zich­ten wür­de, wäre der Weg frei für einen Inve­stor. Das hat sie also selbst in der Hand. In jedem Fall behält die Stadt – wie über­all im Stadt­ge­biet – die Pla­nungs­ho­heit“, erklärt Karin Einwag.

Fra­gen nach Alt­la­sten und Boden­kon­ta­mi­na­ti­on beant­wor­te­te Diplom-Geo­öko­lo­ge Erich Spran­ger und kam zum Ergeb­nis, dass die soge­nann­te Alt­la­sten­er­kun­dung „für die mei­sten Ver­dachts­flä­chen kei­ne oder nur gerin­ge Hin­wei­se auf Gefähr­dun­gen ergab.“ Er gibt zu beden­ken, dass im Bereich der MUNA nach aktu­el­lem Stand gera­de­mal 4 klei­ne­re Berei­che saniert wer­den müs­sen. Inwie­weit Kampf­mit­tel eine Rol­le spie­len ist unklar, es gebe zwar Ver­dachts­flä­chen, die bis­lang durch­ge­führ­ten Unter­su­chun­gen erga­ben aber kei­ne Hinweise.

Ins­ge­samt stuf­te Spran­ger das Alt­la­sten­pro­blem auf der MUNA als wenig pro­ble­ma­tisch ein, anders sähe es auf dem Schieß­platz aus, der mit Schwer­me­tal­len bela­stet sei.

Die Waa­ge zwi­schen mas­si­ven Flä­chen­ver­sie­ge­lun­gen und Flä­chen­ver­lu­sten einer­seits und dem Wunsch nach Gewer­be­flä­che ander­seits, kann aus Sicht der BI durch die Ein­bin­dung von über 20 ha brach­lie­gen­der Gewer­be­flä­chen im Stadt­ge­biet und einer maß­vol­len Ent­wick­lung auf der MUNA gehal­ten wer­den. Statt eines angeb­li­chen Bedarfs von 75 ha rech­ne­te Diplom-Volks­wirt Jonas Glü­sen­kamp anhand eines öffent­lich ein­seh­ba­ren Gut­ach­tens einen tat­säch­li­chen Bedarf von 23 ha vor, sofern Logi­sti­ker und nicht­hei­mi­sche Betrie­be außen vor bleiben.

Wie es nach einem erfolg­rei­chen Bür­ger­be­geh­ren mit der MUNA wei­ter­ge­hen könn­te beschrieb Vol­ker Braun: „Nur das Bür­ger­be­geh­ren been­det sicher den aktu­el­len Bebau­ungs­plan und bie­tet die ein­ma­li­ge Chan­ce die MUNA behut­sam für Bür­ger, Gewer­be und Hand­werk zu ent­wickeln!“ Mode­ra­tor Appel been­de­te unter Applaus den sehr infor­ma­ti­ven Abend mit den Wor­ten: „Sau­er­stoff ist alle!“ und schloss damit den Kreis zum ein­gangs bespro­che­nen Klimawandel.

Ste­fan Kurz
BI Für den Hauptsmoorwald