Das „Per­sön­li­che Bud­get“ beim Forum für Behin­der­te aktu­el­les The­ma der OBA Forchheim

Men­schen mit Behin­de­rung haben einen Rechts­an­spruch auf ein Per­sön­li­ches Bud­get. Die Grund­idee dabei ist, dass der behin­der­te Mensch Geld statt Sach­lei­stun­gen bekommt und folg­lich mit die­sem Bud­get selbst haus­hal­ten muss. Dies bedeu­tet, dass man zwar mehr Unab­hän­gig­keit und Selbst­be­stim­mung erreicht, dafür jedoch die Ver­wal­tung und die Ent­schei­dun­gen selbst über­neh­men muss, wann, wo und in wel­cher Form die Teil­ha­be­lei­stun­gen in Anspruch genom­men wer­den. Eine Ent­schei­dung, vom Behin­der­ten wohl über­legt sein sollte.

Das von der OBA (Offe­ne-Behin­der­ten-Arbeit) für Stadt- und Land­kreis orga­ni­sier­te Forum für Men­schen mit Behin­de­rung befass­te sich in der 23.Veranstaltung mit die­sem The­ma zu der Mode­ra­tor Joseph Lud­wig Lypp, Behin­der­ten­be­auf­trag­ter der Stadt­ver­wal­tung Forch­heim, Refe­ren­ten Rai­ner Keß­ler von ZSL Erlan­gen (Zen­trum für Selbst­be­stimm­tes Leben Behin­der­ter) im Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus Paul Kel­ler­stra­ße begrüß­te. Die OBA war mit den Sozi­al­päd­ago­gin­nen Kath­rin Mar­quardt und Andrea Sebald sowie den Mit­glie­dern der Vor­stand­schaft Wal­de­mar Hof­mann und Bern­hard Leis­gang vertreten.

Da die Mög­lich­keit des Per­sön­li­chen Bud­gets als Anspruch noch nicht zum all­ge­mei­nen Gedan­ken­gut der Berech­tig­ten gehört, so Lypp, habe man die­ses The­ma gewählt.

Rai­ner Keß­ler vom ZSL stell­te ein­gangs sich und die Ein­rich­tung mit ihren Auf­ga­ben und breit­ge­fä­cher­tem Ange­bot vor, das mitt­ler­wei­le 190 Mit­ar­bei­ter beschäftigt.

Zur The­ma­tik Per­sön­li­ches Bud­get, auf das sei 2008 ein Rechts­an­spruch bestehe, wer­de vom Grund­ge­dan­ken her die Selbst­be­stim­mung und mehr Teil­ha­be geför­dert. Hier wer­de das Sach­lei­stungs­prin­zip auf­ge­bro­chen, so Keß­ler, denn jetzt bekom­me der Antrag­stel­ler das not­wen­di­ge Geld und nicht mehr der Leistungserbringer.

Das Prin­zip Per­sön­li­ches Bud­get habe drei betei­lig­te Akteu­re, näm­lich Lei­stungs­be­rech­tig­ter, ‑trä­ger und ‑erbrin­ger.

Lei­stungs­be­rech­tigt mit einem Anrecht auf Unter­stüt­zung sei­en alle Men­schen mit Beein­träch­ti­gun­gen, wobei eini­ge der Lei­stun­gen abhän­gig von Ein­kom­men und Ver­mö­gen sei­en. Die­ses Recht bestehe ab dem 15. Lebensjahr.

Um fest­stel­len zu kön­nen, wel­che Lei­stun­gen für den jeweils Betrof­fe­nen in Fra­ge kämen, riet Keß­ler jedem erst mal einen Antrag auf Per­sön­li­ches Bud­get zu stel­len, um den Umfang der zuläs­si­gen Lei­stun­gen abstecken zu kön­nen. Dies sei ins­be­son­de­re bei trä­ger­über­grei­fen­den Lei­stun­gen sinn­voll. Die bud­get­fä­hi­gen Lei­stun­gen sei­en je weit­ge­hend bekannt, da sie sich am Lei­stungs­spek­trum des BTG orientierten.

Kri­te­ri­en hier­für sei­en z.B. all­täg­li­i­che und wie­der­keh­ren­de Lei­stun­gen im Haus­halt, bei der Pfle­ge, Behör­den­gän­ge, Arbeit und Aus­bil­dung, Fahr­dien­ste und im Frei­zeit­be­reich der Besuch von Ver­an­stal­tun­gen wie Sport, Kino, Thea­ter, usw.

Der Bud­get­neh­mer wer­de sozu­sa­gen zum Ent­schei­dungs­trä­ger wel­che Hil­fe er in Anspruch neh­men möch­te, wel­che Dien­ste er von wem und zu wel­chem Zeit­punkt wünsche.

Beim Per­sön­li­chen Bud­get sei­en zwar in der Regel Geld­lei­stun­gen vor­ge­se­hen, doch das SGB sehe auch in Aus­nah­me­fäl­len die Gewäh­rung von Gut­schei­nen vor, die bei ver­schie­de­nen Pfle­ge­dien­sten oder für Pfle­ge­mit­tel ein­ge­löst wer­den kön­nen. Da die­se Gut­schei­ne jedoch nur bei sol­chen Dien­sten ein­ge­löst wer­den kön­nen, die einen Ver­sor­gungs­ver­trag mit den Pfle­ge­kas­sen haben, tra­ge dies nicht zur ange­streb­ten Wahl­frei­heit durch das Per­sön­li­che Bud­get bei.

Wer­de mit den Geld des Per­sön­li­chen Bud­gets z.B. ein – oder meh­re­re Assi­sten­ten ein­ge­stellt, wer­de der Bud­get­neh­mer zum Arbeit­ge­ber mit allen Rech­ten aber auch Pflich­ten, die beach­tet wer­den müs­sen. Beauf­tra­ge man mit der Orga­ni­sa­ti­on einen Hilfs­dienst, so müs­se die­ser Dienst eben­falls vom Per­sön­li­chen Bud­get bezahlt werden.

Beim Antrags­ver­fah­ren gel­te es die Rei­hen­fol­ge ein­zu­hal­ten. Die­se begin­ne mit einem Antrag beim vor­aus­sicht­lich zustän­di­gem Trä­ger. Es folgt die Fest­stel­lung des indi­vi­du­el­len Bedarfs. Auf die sich anschlie­ßen­de Teil­ha­be-Plan­kon­fe­renz riet der Refe­rent, sich gut vor­zu­be­rei­ten, da hier die Lei­stungs­trä­ger, Sach­be­ar­bei­ter, eine päd­ago­gi­sche Fach­kraft mit dem Antrag­stel­ler und einer even­tu­el­len Ver­trau­ens­per­son zusam­men­sit­zen, um das end­gül­ti­ge Bud­get fest­zu­le­gen nach­dem eine Ziel­ver­ein­ba­rung for­mu­liert wur­de. Die­se Ziel­ver­ein­ba­rung soll­te nicht zu vor­ei­lig unter­schrie­ben wer­den, da danach Ände­run­gen kaum mehr mög­lich sei­en. Keß­ler emp­fahl, bei Unsi­cher­heit fest­zu­le­gen, dass man unter Vor­be­halt sei­ne Unter­schrift set­ze, um Wider­spruch ein­le­gen zu kön­nen, wenn der rechts­gül­ti­ge Bescheid vor­lie­ge. Die­ser recht­gül­ti­ge Bescheid mit der Frist für einen even­tu­el­len Wider­spruch bil­de­ten den Verfahrensschluss.

Die Erst­be­wil­li­gung des Per­sön­li­chen Bud­gets gilt in der Regel für sechs Mona­te und danach für zwei Jah­re. Die Nach­wei­se über die Ver­wen­dung des Bud­gets wür­den selbst­ver­ständ­lich verlangt.

So brin­ge die­ses Bud­get den Men­schen mit Behin­de­rung ein Mehr an Frei­heit, Lebens­qua­li­tät, Selbst­be­stim­mung und Eigen­ver­ant­wor­tung, set­ze aber auch eine Rei­he von Eigen­lei­stun­gen dage­gen die vom Nut­zer erbracht wer­den müss­ten. Als da wären, der grö­ße­re orga­ni­sa­to­ri­sche Auf­wand, die eige­ne Suche nach pas­sen­der Unter­stüt­zung und Dienst­lei­stern, das Feh­len von Ange­bots­struk­tu­ren oder auch die nied­ri­gen Stun­den­sät­ze bei Freiassistenzen.

Dass hier Gesprächs­be­darf vor­han­den ist, zeig­te die ange­reg­te Dis­kus­si­on zum Abschluss des Forums.

Wal­de­mar Hofmann