Sonn­tags­ge­dan­ken: Nur from­me, alte Sprüche?

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

„Kei­ner von uns lebt sich sel­ber und kei­ner von uns stirbt sich sel­ber. Leben wir, so leben wir dem Herrn, ster­ben wir, so ster­ben wir dem Herrn. Dar­um, ob wir leben oder ster­ben gehö­ren wir zu Jesus Chri­stus, unse­rem Herrn, denn dazu ist Chri­stus gestor­ben und wie­der leben­dig gewor­den, dass er über Leben­de und Tote Herr sei.“

Wahr­schein­lich ken­nen Sie die­se Zei­len aus der Beer­di­gungs­lit­ur­gie. Ich jeden­falls spre­che sie immer am offe­nen Grab. Nun stimmt es zwar, dass gera­de beim Tod eines lie­ben Ange­hö­ri­gen alt ver­trau­te Bibel­ver­se und Gesang­buch­lie­der Trost spen­den kön­nen, wo mensch­li­che Wor­te und Kräf­te ver­sa­gen. Doch möch­te ich ger­ne ein­mal nach­fra­gen, ob die Trau­ern­den den kon­kre­ten Sinn die­ser Wor­te über­haupt ver­ste­hen oder ob sie nur an ihnen, an ihrem ver­letz­ten, kla­gen­den Her­zen vor­bei­rau­schen. Wer näm­lich in guten Zei­ten kei­nen Halt, kei­ne Ori­en­tie­rung im christ­li­chen Glau­ben gefun­den hat, wird auch in der Not kaum zu Chri­stus fin­den. Not lehrt eben nicht nur beten, son­dern vie­le auch fluchen.

Die mei­sten Men­schen leben doch für sich sel­ber, für ihre Wün­sche, für ihre Kar­rie­re, auch für ihre Sor­gen und für ihren Zorn. Die mei­sten wol­len sich selbst gehö­ren. Wer sich aber immer nur um sich selbst dreht, der schmort stets im eige­nen Saft, der bekommt einen Dreh­wurm, ver­liert den Sinn für die Rea­li­tät. Erst in der leben­di­gen Begeg­nung, in der ehr­li­chen Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Mit­men­schen ler­ne ich mich selbst, mei­ne Feh­ler und Stär­ken, bes­ser ken­nen und kann von ande­ren ler­nen, kom­me also gei­stig wei­ter. Dies gilt umso mehr für die Fro­he Bot­schaft von Jesus Chri­stus, dass abso­lut nichts uns von der Lie­be Got­tes tren­nen kann, auch nicht der Tod. Allen Zweif­lern, allen Lei­den­den und Trau­ern­den kann ich nur raten, die glau­bens­star­ken Wor­te der Bibel immer wie­der zu lesen, die stim­mungs­vol­len Lie­der unse­rer Kir­che mit­zu­be­ten, mög­lichst auch mit­zu­sin­gen, damit der Hei­li­ge Geist sie so von innen her trö­sten und stär­ken kann.

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind