Sonn­tags­ge­dan­ken: Vom Umgang mit Konflikten

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Ich fürch­te mich vor die­ser Begeg­nung: Ein homo­se­xu­el­les Paar sucht mich auf und bit­tet um die kirch­li­che Trau­ung. Was soll­te ich in einer sol­chen Situa­ti­on tun? Selbst ent­schei­den oder jeman­den um Rat, um Erlaub­nis fra­gen? Etwa den Dekan oder den Kir­chen­vor­stand? Ich stel­le mir die Dis­kus­si­on in die­sem Gre­mi­um vor. Die einen wür­den erklä­ren, gleich­ge­schlecht­li­che Bezie­hun­gen sei­en Sün­de, und das steht ja auch so in der Bibel. Ande­re wür­den beto­nen, was der Mensch aus Lie­be tue kön­ne nie­mals Sün­de sein, und auch das steht im Neu­en Testa­ment. Die einen wür­den um der Glaub­wür­dig­keit der Kir­che wil­len die­se Trau­ung ableh­nen und die ande­ren wür­den sie mit dem glei­chen Argu­ment befür­wor­ten. Wer hat Recht, wer Unrecht? Lässt sich das so ein­deu­tig fest­stel­len? Wer ist stark, wer schwach im Glau­ben? Sind die­je­ni­gen stark, die tun, was sie für rich­tig hal­ten, oder die­je­ni­gen, die sich streng an das Wort der Hei­li­gen Schrift hal­ten, auch wenn der Zeit­geist, die Mehr­heit der Mit­men­schen, ja der Mit­chri­sten ihnen wider­spricht? Ist der­je­ni­ge schwach, der an der Tra­di­ti­on fest­hält, oder der­je­ni­ge, der sich einer ver­än­der­ten Stim­mung, einer neu­en Zeit anpasst?

Ähn­lich steht es mit dem Kopf­tuch­streit, also mit der Fra­ge, ob isla­mi­sche Leh­re­rin­nen die­ses Klei­dungs­stück im Unter­richt tra­gen dür­fen oder nicht. Ist hier der­je­ni­ge stark im christ­li­chen Glau­ben, der den isla­mi­schen Fun­da­men­ta­li­sten wider­steht, oder der­je­ni­ge, der jedem sei­nen Glau­ben frei beken­nen lässt, not­falls auch durch die­ses Sym­bol? Ein­deu­ti­ge, jedem ein­leuch­ten­de christ­li­che Ant­wor­ten gibt es nicht immer.

Im 14. Kapi­tel des Römer­briefs ver­sucht der Apo­stel Pau­lus die zer­strit­te­ne römi­sche Gemein­de auf den Weg des Aus­gleichs und der Ver­söh­nung zu füh­ren. Er bit­tet alle Chri­sten, auf­ein­an­der zu hören, auf­ein­an­der zuzu­ge­hen, in der Gewiss­heit, dass Chri­stus der Herr ist, dass unse­re Kon­flik­te das Band, das uns seit der Tau­fe unter­ein­an­der und mit ihm ver­bin­det, nicht zer­rei­ßen können.

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind