Bericht von der Info­ver­an­stal­tung „Wald erben und ver­er­ben“ in Unterleinleiter

Symbolbild Bildung

Star­kes Netz­werk für neue Waldbesitzer

Die Referenten Jan Rebele, Benedikt Kügel, Rita Satzger, Martin Thoma, Alexander Hahn, Michael Kreppel. Foto: Rita Satzger

Die Refe­ren­ten Jan Rebe­le, Bene­dikt Kügel, Rita Satz­ger, Mar­tin Tho­ma, Alex­an­der Hahn, Micha­el Krep­pel. Foto: Rita Satzger

Zum The­ma „Wald erben und ver­er­ben“ hat­te das Amt für Ernäh­rung, Land­wirt­schaft und For­sten, Bam­berg, und die Wald­be­sit­zer­ver­ei­ni­gung Frän­ki­sche Schweiz e.V. am 22.10.2018 nach Unter­lein­lei­ter ins Sport­heim ein­ge­la­den. Refe­ren­ten der Sozi­al­ver­si­che­rung für Land­wirt­schaft, For­sten und Gar­ten­bau sowie der Rechts­ab­tei­lung des Baye­ri­schen Bau­ern­ver­ban­des spra­chen ergän­zend. Micha­el Krep­pel, Abtei­lungs­lei­ter For­sten vom Amt für Ernäh­rung, Land­wirt­schaft und For­sten, Bam­berg, begrüß­te rund 70 inter­es­sier­te Wald­be­sit­ze­rin­nen und Wald­be­sit­zer, vie­le davon erst seit Kur­zem im Waldbesitz.

Was muss ich als neu­er Wald­be­sit­zer beach­ten und wer kann mir bei der Wald­be­wirt­schaf­tung hel­fen? Hier steht an erster Stel­le das Amt für Ernäh­rung, Land­wirt­schaft und For­sten (AELF). „Wald­be­sit­zer kön­nen sich jeder­zeit an ihren ört­li­chen Revier­lei­ter bzw. ihre Revier­lei­te­rin wen­den“, sag­te Forst­o­ber­inspek­to­rin Rita Satz­ger. Sie ist für das Forst­re­vier Streit­berg mit den Gemein­den Markt Wie­sent­tal und Eber­mann­stadt zustän­dig. Das Forst­amt berät die Wald­be­sit­zer kosten­los rund um ihren Wald und sei­ne Bewirt­schaf­tung. Hier­zu zählt auch die forst­li­che För­de­rung, die eine Sta­bi­li­sie­rung der Wäl­der im Kli­ma­wan­del anstrebt. „Geför­dert wer­den die Kul­tur­be­grün­dung von Laub- und Misch­wäl­dern, die Durch­for­stung von Jung­be­stän­den, die Wald­we­ge­er­schlie­ßung und der Erhalt und die Her­stel­lung von natur­schutz­re­le­van­ten Flä­chen,“ führt Kol­le­ge, Forst­o­ber­inspek­tor Jan Rebe­le, wei­ter aus. Er lei­tet für den Bereich der Gemein­den Pretz­feld, Göß­wein­stein und Kirch­eh­ren­bach in Ver­tre­tung das Forst­re­vier Pretzfeld.

Mit dem Ziel, Nach­tei­le bei der Bewirt­schaf­tung von Kleinst­pri­vat­wäl­dern und schwie­ri­gem Gelän­de aus­zu­glei­chen, wur­de vor knapp 50 Jah­ren die Wald­be­sit­zer­ver­ei­ni­gung Frän­ki­sche Schweiz e.V. (WBV) gegrün­det. Die­se Selbst­hil­fe­ein­rich­tung ist eine von 137 Forst­li­chen Zusam­men­schlüs­sen in Bay­ern. „Wir haben rund 2.000 Mit­glie­der mit einer Gesamt­flä­che von 12.000 Hekt­ar, wobei die mei­sten Klein­pri­vat­wald­be­sit­zer Flä­chen bis maxi­mal fünf Hekt­ar auf meh­re­ren Grund­stücken besit­zen“, erläu­ter­te Bene­dikt Kügel, forst­li­cher Mit­ar­bei­ter der WBV. Neben der fach­li­chen Bera­tung liegt der Tätig­keits­schwer­punkt der WBV auf der Pla­nung, Vor­be­rei­tung und Durch­füh­rung von Holz­ern­te­ein­sät­zen sowie der anschlie­ßen­den Holz­ver­mark­tung. „Durch den Zusam­men­schluss der Mit­glie­der und die Mit­glied­schaft der WBV in der Forst­li­chen Ver­ei­ni­gung Ober­fran­ken las­sen sich die Holz­sor­ti­men­te best­mög­lich ver­mark­ten“, sprach Kügel wei­ter. Über den Ver­ein kön­nen Forst­pflan­zen sowie Zaun- und Pflanz­ma­te­ri­al erwor­ben und forst­li­che Maschi­nen aus­ge­lie­hen wer­den. Die WBV bie­tet wei­ter­hin ein Ver­fah­ren zur Grenz­fin­dung an, eine amt­li­che Grenz­ver­mes­sung kann jedoch nur durch das Ver­mes­sungs­amt erfolgen.

Die Mit­glie­der wer­den regel­mä­ßig per Rund­schrei­ben und News­let­ter über aktu­el­le forst­li­che The­men infor­miert. Durch die Betreu­ung und Bera­tung der WBV wird sicher­ge­stellt, dass die PEFC-Kri­te­ri­en für nach­hal­ti­ge Wald­be­wirt­schaf­tung erfüllt wer­den (PEFC= Pro­gram­me for the Endor­se­ment of Forest Cer­ti­fi­ca­ti­on Sche­mes). Somit ist der Wald der Mit­glie­der in der Regel PEFC-zertifiziert.

Jeder neue Wald­be­sit­zer wird auto­ma­tisch Mit­glied in der Land­wirt­schaft­li­chen Berufs­ge­nos­sen­schaft (LBG), Teil der Sozi­al­ver­si­che­rung für Land­wirt­schaft, For­sten und Gar­ten­bau (SVLFG). „Auf­ga­be der LBG ist es pri­mär, Arbeits­un­fäl­le und Berufs­krank­hei­ten zu ver­mei­den“, sag­te Mar­tin Tho­ma, Sicher­heits­be­ra­ter in der Abtei­lung Prä­ven­ti­on. Dies geschieht durch Infor­ma­ti­on der Ver­si­cher­ten sowie der Betei­li­gung an Schu­lun­gen und Mes­sen. Soll­te es den­noch zu einem Arbeits­un­fall oder einer Berufs­krank­heit kom­men, ist es Auf­ga­be der LBG, die Gesund­heit und Lei­stungs­fä­hig­keit des Ver­si­cher­ten wie­der­her­zu­stel­len bzw. die Ver­si­cher­ten oder ihre Hin­ter­blie­be­nen finan­zi­ell abzu­si­chern und zu ent­schä­di­gen. Dies kann zum Bei­spiel in Form von Betriebs- und Haus­halts­hil­fen, Ver­letz­ten­geld oder Ren­te gesche­hen. Ein Arbeits­un­fall liegt immer dann vor, wenn eine ver­si­cher­te Per­son bei einer ver­si­cher­ten Tätig­keit einen Unfall mit einem Kör­per­scha­den erlei­det. Ver­si­chert sind dabei neben dem Wald­ei­gen­tü­mer auch deren Ehe­gat­ten, Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge und alle ande­ren Per­so­nen, die im Auf­trag des Wald­ei­gen­tü­mers im Wald tätig sind. Im Jahr 2017 sind 25 Per­so­nen bei Wald­ar­bei­ten in Bay­ern töd­lich ver­un­glückt. Mar­tin Tho­ma berich­te­te von ver­schie­de­nen Unfall­her­gän­gen und zeig­te mit Hil­fe von Bild­ma­te­ri­al anschau­lich, was Wald­be­sit­zer bei ihrer Arbeit beach­ten soll­ten: Gefähr­li­che Arbei­ten soll­ten durch Maschi­nen oder Pro­fis erle­digt wer­den. Wald­ar­bei­ten soll­ten nur mit geeig­ne­ter Aus­bil­dung und Aus­rü­stung ver­rich­tet wer­den. Es dür­fen sich kei­ne Per­so­nen im Gefah­ren­be­reich auf­hal­ten und das Wich­tig­ste: Nie­mals allein im Wald arbeiten.

Von recht­li­cher Sei­te beleuch­te­te abschlie­ßend Rechts­an­walt Alex­an­der Hahn vom Baye­ri­schen Bau­ern­ver­band Ober­fran­ken das The­ma Wald erben und ver­er­ben: „Ich emp­feh­le Ihnen drin­gend, die Nach­fol­ge ihres Wal­des früh­zei­tig zu regeln. Liegt kein Testa­ment oder Ehe- und Erb­ver­trag vor, greift die gesetz­li­che Rege­lung, wodurch oft­mals kon­flikt­träch­ti­ge Erben­ge­mein­schaf­ten und in deren Fol­ge erheb­li­che Nach­tei­le bei der Wald­be­wirt­schaf­tung ent­ste­hen.“ Eben­so sei eine Vor­sor­ge­voll­macht für den Fall der Geschäfts­un­fä­hig­keit bei Krank­hei­ten, wie z.B. Demenz oder Pfle­ge­be­dürf­tig­keit, sinn­voll. Hät­te man Wald geerbt, sei­en zunächst die Eigen­tums­ver­hält­nis­se zu klä­ren. Habe ich wirk­lich Eigen­tums­rech­te oder nur Nut­zungs­rech­te erwor­ben? Wie gelan­ge ich zu mei­nem Grund­stück und wer sind mei­ne Wald­nach­barn? Soll­te kein öffent­li­cher Weg zum Wald­grund­stück füh­ren, sei am Ende nur das Not­we­ge­recht ein­zu­kla­gen. „Mit dem Erbe geht auch die Ver­kehrs­si­che­rungs­pflicht auf den Wald­ei­gen­tü­mer über, d.h. er muss ent­lang von Stra­ßen wald­ty­pi­sche Gefah­ren, wie zum Bei­spiel her­ab­hän­gen­de Äste oder umge­stürz­te Bäu­me, beseitigen.

Auf Wald­we­gen inner­halb sei­nes Wal­des haf­tet der Eigen­tü­mer nur für nicht­wald­ty­pi­sche Gefah­ren. Dies sind bei­spiels­wei­se die Holz­fäl­lung auf unge­sperr­ten Wegen oder die unzu­rei­chen­de Absi­che­rung von Pol­ter- oder Wei­de­schutz­ein­rich­tun­gen. Soge­nann­te „Mega­ge­fah­ren“, d.h. Gefah­ren, die für jeden erkenn­bar sind, soll­ten in jedem Fall umge­hend besei­tigt wer­den. Wan­de­rer, Moun­tain­bi­ker und Rei­ter dür­fen den Wald betre­ten, müs­sen sich jedoch auf geeig­ne­ten Wegen bewegen.

Gro­ßen Wert leg­ten alle Refe­ren­ten auf das The­ma Aus- und Wei­ter­bil­dung. So wer­den vom AELF und/​oder der WBV Motorsägen‑, Seil­win­den- und Pflanz­kur­se, Info­ver­an­stal­tun­gen und Wald- und Maschi­nen­vor­füh­run­gen ange­bo­ten. Dar­über hin­aus gibt es Lehr­fahr­ten und die jähr­lich statt­fin­den­de Semi­nar­rei­he „Bil­dungs­pro­gramm Wald“- kurz BiWa. Die SVLFG berät Wald­be­sit­zer und Maschi­nen­war­te vor Ort rund um das The­ma Sicher­heit. Zusam­men­ge­fasst gibt es für neue Wald­be­sit­ze­rin­nen und Wald­be­sit­zer und für sol­che, die sich mit der Nach­fol­ge beschäf­ti­gen, ver­schie­den­ste Aspek­te zu beach­ten. Für bei­de Sei­ten ste­hen pro­fes­sio­nel­le und gut ver­netz­te Part­ner zur Ver­fü­gung, die Hand in Hand arbei­ten. Wer die Ver­an­stal­tung ver­passt hat, kann die­se noch­mals am 19.11.2018, um 18:30 Uhr, im Adolph-Kol­ping-Saal, in Neun­kir­chen am Brand, besuchen.

Für mehr Informationen:

Amt für Ernäh­rung, Land­wirt­schaft und For­sten, Bamberg
www​.aelf​-ba​.bay​ern​.de

Wald­be­sit­zer­ver­ei­ni­gung Frän­ki­sche Schweiz e.V.
www​.wbvfs​.de

Sozi­al­ver­si­che­rung für Land­wirt­schaft, For­sten und Gartenbau
www​.svlfg​.de

Baye­ri­sche Bauernverband
www​.baye​ri​scher​bau​ern​ver​band​.de