State­ments der Bür­ger­initia­ti­ve (BI) „Für den Haupts­moor­wald“ zur Vor­stel­lung des Ratsbegehrens

Stadt hält an Plä­nen für Indu­strie- und Gewer­be­ge­biet fest – Rats­be­geh­ren kei­ne Alter­na­ti­ve zum Bürgerbegehren

Mit der Vor­stel­lung des Rats­be­geh­rens als „Kon­kur­renz­vor­la­ge“ zum Bür­ger­ent­scheid hat die Stadt­spit­ze noch­mals ver­deut­lich, dass sie mög­lichst unver­än­dert an dem lau­fen­den Bebau­ungs­plan­ver­fah­ren 429 fest­hal­ten möch­te. Damit hat die Stadt­rats­mehr­heit die Chan­ce ver­tan, durch eine sub­stan­zi­el­le Redu­zie­rung der Pla­nun­gen eine ech­te Alter­na­ti­ve zum Bür­ger­be­geh­ren vor­zu­le­gen. Ein der­art unver­bind­li­ches Rats­be­geh­ren ist schlicht­weg unnö­tig, son­dern eher als Ver­such der Irre­füh­rung und Täu­schung ein­zu­stu­fen sowie als Vehi­kel um das seit Zulas­sung des Bür­ger­be­geh­rens bestehen­de Neu­tra­li­täts­ge­bot zu unterlaufen.

Bür­ger­initia­ti­ve sieht sich in ihrem Man­dat bestätigt

Von Sei­ten der Stadt gibt es kei­ner­lei Bereit­schaft den bis­he­ri­gen Bebau­ungs­plan auf­zu­ge­ben oder irgend­ei­ne Kom­pro­miss­be­reit­schaft, um mit akti­ver und brei­ter Bür­ger­be­tei­li­gung nach Alter­na­ti­ven zu suchen und neu zu pla­nen. Die for­mu­lier­ten Leit­li­ni­en gehen teil­wei­se in die rich­ti­ge Rich­tung, wur­den aber in der Text­fas­sung des Rats­be­geh­rens nicht berück­sich­tigt. Daher ori­en­tie­ren wir uns an dem ein­deu­ti­gen Man­dat von über 13.000 Bamberger/​innen und wer­den uns für ein erfolg­rei­ches Bür­ger­be­geh­ren „Für den Haupts­moor­wald“ am 18.11. und den Erhalt des Haupts­moor­wal­des auf der Muna einsetzen.

Gewal­ti­ger Flä­chen­ver­bauch trotz ver­füg­ba­rer Gewer­be­flä­chen und gerin­ger Nachfrage

Der mas­si­ve Flä­chen­ver­brauch gehört dem Baye­ri­schen Lan­des­amt für Umwelt zu Fol­ge zu den bedeu­tend­sten Umwelt­pro­ble­men im Frei­staat. Die Bür­ger­initia­ti­ve ver­weist dar­auf, dass der Bebau­ungs­plan 429 völ­lig über­di­men­sio­niert ist. So wird im Gewer­be­flä­chen­kon­zept der Pla­nungs­un­ter­la­gen deut­lich, dass ohne Logi­stik und Groß­han­del, der not­wen­di­ge Flä­chen­be­darf für das gesam­te Stadt­ge­biet bei nicht ein­mal der Hälf­te der jetzt geplan­ten Flä­che liegt. Gleich­zei­tig ist das ver­füg­ba­re Ange­bot an Gewer­be­flä­chen für Bam­berg auf ent­spre­chen­den Immo­bi­li­en­por­ta­len enorm. Es fin­den sich dort Lager- und Logi­stik­hal­len, mul­ti­funk­tio­na­le Hal­len­flä­chen, Werkstatt‑, Büro- und Pro­duk­ti­ons­hal­len­flä­chen. Wei­te­re Flä­chen gibt es zudem in den Nach­bar­ge­mein­den in unmit­tel­ba­rer Nähe. Wald zu roden und Flä­chen zu ver­sie­geln, um sich dann auf einen Preis­kampf mit ande­ren Kom­mu­nen ein­zu­las­sen, hat nichts mit nach­hal­ti­ger Stadt­ent­wick­lung zu tun!

Kein Gesund­heits­schutz bei stei­gen­der Luft­be­la­stun­gen durch Ver­kehrs- und Industrieabgase
Ein wei­te­rer Kri­tik­punkt ist, dass die Stadt auch mit dem Rats­be­geh­ren kei­ner­lei Ant­wor­ten gibt, wie sie die Bevöl­ke­rung vor gesund­heits­schäd­li­chen Beein­träch­ti­gun­gen durch wei­te­re Luft­be­la­stun­gen durch Anstieg der Ver­kehrs- und Indu­strie­ab­ga­se schüt­zen will. Gera­de der Bam­ber­ger Osten und Süd­osten sind hier unver­hält­nis­mä­ßig bela­stet, durch die dor­ti­gen Indu­strie­be­trie­be, den Ber­li­ner Ring und die Auto­bahn. Bereits im Juni hat die Bür­ger­initia­ti­ve die Stadt­spit­ze auf­ge­for­dert Infor­ma­tio­nen vor­zu­le­gen, über Luft­schad­stoff-Mes­sun­gen (Stick­stoff­oxi­de, Schwe­fel­di­oxid, Koh­len­stoff­mon­oxid, Fein­staub etc.) an den bei wei­te­ren Ver­kehrs­an­stieg beson­ders sen­si­ti­ven Stel­len wie dem Kin­der­gar­ten St. Anna, dem Kin­der­spiel­platz Moos­stra­ße oder dem Haus für Kin­der am Sta­di­on. Seit Mona­ten schwei­gen sich die Ver­ant­wort­li­chen dar­über aus.

Igno­ranz gegen­über nega­ti­ven kli­ma­ti­schen Aus­wir­kun­gen bei Wald­ro­dun­gen auf der Muna

Im Wei­te­ren kri­ti­siert die Bür­ger­initia­ti­ve, dass von Sei­ten der Stadt­spit­ze kon­se­quent die nega­ti­ven kli­ma­ti­schen Aus­wir­kun­gen für Stadt und Bevöl­ke­rung durch eine groß­flä­chi­ge Rodung des Haupts­moor­wal­des auf der Muna igno­riert wer­den. Für Bam­berg, das durch die Kes­sel­la­ge zu den wärm­sten Städ­ten Fran­kens und Bay­erns gehört, ist die Abküh­lungs- und Frisch­luft­funk­ti­on des Wal­des von höch­ster Bedeu­tung. Eine Indu­strie­be­bau­ung zwi­schen Haupts­moor­wald und Wohn­ge­bie­ten im Bam­ber­ger Osten und Süd­osten wür­de die­se Abküh­lungs­funk­ti­on deut­lich ein­schrän­ken. Wo Abküh­lung aber fehlt und Tem­pe­ra­tu­ren stei­gen, wer­den Aus­gleich­maß­nah­men not­wen­dig und z. B. die Kosten für Was­ser­ver­brauch zur Ver­sor­gung von Gär­ten, Gärt­ne­rei­en und Grün­an­la­gen stei­gen. Im August die­ses Jah­res muss­te die Stadt sogar die Bevöl­ke­rung um Hil­fe bei der Bewäs­se­rung im öffent­li­chen Bereich bitten.

Sor­ge, dass Inve­sti­tio­nen für Indu­strieb­ge­biet Sanie­rung von Schu­len und Kin­der­gär­ten verzögert

Auch die Recht­fer­ti­gung des Indu­strie­ge­bie­tes mit dem Bedarf an Gewer­be­steu­er­ein­nah­men zur Sanie­rung von Schu­len und Kin­der­gär­ten stellt die Bür­ger­initia­ti­ve in Fra­ge. Die Bür­ger­initia­ti­ve for­dert offen­zu­le­gen, wel­che Inve­sti­tio­nen die Stadt Bam­berg für den Kauf der Flä­chen, die Sanie­rung der Alt­la­sten und alle Infra­struk­tur­maß­nah­men im Zusam­men­hang mit dem geplan­ten „Gewer­be­park Geisfel­der Stra­ße“ ein­ge­plant hat. Wann ist damit zu rech­nen, dass die Aus­ga­ben durch Ein­nah­men aus­ge­gli­chen wer­den und wann ist unter Berück­sich­ti­gung oft lang­jäh­ri­ger Abschrei­bungs­mög­lich­kei­ten mit nen­nens­wer­ten Gewer­be­steu­er­ein­nah­men zu rech­nen? In die­sem Zuge ist der Öffent­lich­keit auch dar­zu­le­gen, wie lan­ge sich durch die not­wen­di­gen Inve­sti­tio­nen die zum Teil seit Jahr­zehn­ten aus­ste­hen­den Sanie­run­gen von Schu­len und Kin­der­gär­ten wei­ter ver­zö­gern wird.

Bür­ger haben die Chan­ce eine gigan­ti­sche Fehl­pla­nung zu beenden

Am 18.11. haben die Bür­ger die Chan­ce die gigan­ti­sche Fehl­pla­nung 429 zu been­den und sich mit ihrer Stim­me „Für den Haupts­moor­wald“ für Kli­ma- und Umwelt­schutz, für den Erhalt von Lebens­qua­li­tät und damit für heu­ti­ge und zukünf­ti­ge Gene­ra­tio­nen ein­zu­set­zen. Damit kann den Ver­ant­wort­li­chen in der Stadt auch deut­lich gemacht wer­den, dass Bam­bergs Bür­ger zukünf­tig einen ande­ren Poli­tik­stil ein­for­dern, der auf Nach­hal­tig­keit aus­ge­rich­tet ist und Bür­ger­be­tei­li­gung nicht als Belä­sti­gung sieht, son­dern als gro­ße Res­sour­ce aktiv fördert.

Björn Scharf, Vol­ker Braun und Mar­tin Bücker