Erzbischof Schick: „Was wir in Chemnitz und anderswo erleben, sind Folgen von Dialogverweigerung und politischer Einäugigkeit“
„Zuhören und Hinschauen statt Niederbrüllen und Wegsehen“
Zuhören und Hinsehen sind keine Floskeln, sondern Voraussetzungen für gelingendes Miteinander und das Gemeinwohl. Das gilt, so Erzbischof Ludwig Schick, für Familien und Freundeskreise wie für Vereine, Kommunen und die ganze Gesellschaft. „Was wir in Chemnitz, Dresden, Hamburg und anderswo erleben, sind Folgen von Dialogverweigerung und politischer Einäugigkeit. Es zeigt, dass wir das Aufeinander-Hören und das wohlwollende Hinschauen verlernt haben“, sagte der Bamberger Erzbischof am Sonntag im oberfränkischen Litzendorf. Anlässlich des 300. Jahrestages der St. Wenzeslauskirche rief Schick dazu auf, Gott und dem Nächsten wieder besser zuzuhören und jeden Menschen in seiner jeweiligen Situation wohlwollender anzuschauen.
„Wer nicht auf Gott hört und zu Gott und allem, was er geschaffen hat, aufschaut, der hört auch nicht den Menschen zu und sieht nicht aufmerksam, was den Mitmenschen und der Gesellschaft Not tut“, sagte Erzbischof Schick. „Auch dass in unseren Parlamenten das Niederbrüllen und verächtliche Parolen von sich geben, wenn einer am Pult redet, häufiger und stärker geworden ist“, nannte Schick eine „erschreckende Entwicklung“. Politik sei die Suche von verschiedenen Parteien und unterschiedlichen Positionen nach guten Entscheidungen für das Gemeinwohl; das dürfe nicht aus dem Blick geraten; die Armen und Schwachen müssten dabei immer einen besonderen Platz haben. Das gegenseitige Zuhören, sich Ansehen und Hinschauen seien Voraussetzungen dafür.
Die Kirche müsse Vorbild im Aufeinander-Hören und Hinschauen sein: „Sie soll Gemeinschaft der Hörenden und Sehenden sein und die Menschen zu aufmerksam Hörenden und Sehenden machen, damit unsere Welt eine Welt Gottes wird, die uns allen Heil und Segen bringt“, sagte Schick. Dazu beitragen solle jeder Gottesdienst, aber auch der Religionsunterricht, die Vorbereitung auf die Sakramente, die Jugendarbeit, die Erwachsenenbildung und das ganze Gemeindeleben.
Erzbischof Schick dankte beim 300-jährigen Weihejubiläum der St. Wenzeslauskirche in Litzendorf allen in der Pfarrei und Kirche Tätigen und stellte fest: „Dieses Gotteshaus hat viel Segen den Litzendorfern in allen Generationen bis heute gebracht“ und betete: „Gottes Segen soll auch weiterhin von dieser Kirche für die Menschen ausgehen“.
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