MdB Andre­as Schwarz: „Pfle­ge ist mehr als satt-sauber-trocken“

Dis­kus­si­ons­abend über die Pfle­ge mit den MdBs Andre­as Schwarz und Sabi­ne Dittmar

Vorgestern gab es in Forchheim viel zu diskutieren: Woran hakt es am meisten bei der Pflege? Wie kann man den Beruf attraktiver machen? Die beiden MdBs Sabine Dittmar und Andreas Schwarz tauschten sich mit Fachleuten und Betroffenen aus.

Vor­ge­stern gab es in Forch­heim viel zu dis­ku­tie­ren: Wor­an hakt es am mei­sten bei der Pfle­ge? Wie kann man den Beruf attrak­ti­ver machen? Die bei­den MdBs Sabi­ne Ditt­mar und Andre­as Schwarz tausch­ten sich mit Fach­leu­ten und Betrof­fe­nen aus.

„35 000 Stel­len für Pfle­ge­kräf­te sind bun­des­weit nicht besetzt, bis 2025 sol­len es 150 000 sein. Vor die­sem Sze­na­rio ist es wich­ti­ger denn je, dass sich im Pfle­ge­be­reich etwas bewegt. Wir wol­len heu­te nicht nur über den Per­so­nal­man­gel spre­chen, son­dern auch über die Wert­schät­zung des Berufs­zwei­ges, die Arbeits­zei­ten, die Bezah­lung und die Arbeits­be­la­stung“, lei­te­te der Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Andre­as Schwarz die vor­gest­ri­ge Dis­kus­si­ons­ver­an­stal­tung in Forch­heim zum The­ma Pfle­ge ein.

„Es gibt noch viel zu tun, eini­ge wich­ti­ge Schrit­te haben wir schon ein­ge­lei­tet“, begann Sabi­ne Ditt­mar, gesund­heits-poli­ti­sche Spre­che­rin der SPD-Bun­des­tags­frak­ti­on, ihr Ein­gangs­state­ment. „13 000 Stel­len wer­den wir zeit­nah schaf­fen und da sind wir stolz dar­auf. Denn die­se 13 000 Stel­len bedeu­ten einen Para­dig­men­wech­sel, da sie von den Kran­ken­ver­si­che­run­gen finan­ziert wer­den. Das sind etwa 650–700 Mio. Euro“, beton­te die Abgeordnete.

Natür­lich müs­se man dazu auch die Pfle­ge­fach­kräf­te bekom­men, so Ditt­mar wei­ter. Über 80 % der Arbeits­kräf­te in der Pfle­ge arbei­ten Teil­zeit. Ein über­durch­schnitt­lich hoher Anteil. „Das ist eine Res­sour­ce von 70 000 Voll­zeit­kräf­ten! Hier ist nicht nur der Gesetz­ge­ber gefor­dert, die­se Fach­kräf­te zu moti­vie­ren, ihre Stun­den­an­zahl zu erhö­hen. Auch Trä­ger und Arbeit­ge­ber sind in der Pflicht, Voll­zeit­stel­len und ver­nünf­ti­ge Arbeits­zei­ten anzu­bie­ten.“ Außer­dem müs­se man sehen, wel­che Pfle­ge­hilfs­kräf­te sich zur Fach­kraft wei­ter­qua­li­fi­zie­ren können.

Auf dem Podium zur Pflegediskussion v.l.n.r.: Eva Wichtermann, AWO Forchheim, Elke Philipp, Seniorenzentrum Martin Luther, Diakonisches Werk Ba/Fo, Sabine Dittmar, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, und MdB Andreas Schwarz.

Auf dem Podi­um zur Pfle­ge­dis­kus­si­on v.l.n.r.: Eva Wich­ter­mann, AWO Forch­heim, Elke Phil­ipp, Senio­ren­zen­trum Mar­tin Luther, Dia­ko­ni­sches Werk Ba/​Fo, Sabi­ne Ditt­mar, gesund­heits­po­li­ti­sche Spre­che­rin der SPD-Bun­des­tags­frak­ti­on, und MdB Andre­as Schwarz.

Eva Wich­ter­mann, die Geschäfts­füh­re­rin der AWO Forch­heim äußer­te sich posi­tiv zum neu­en Pfle­ge­stär­kungs­ge­setz: „Es hat uns sehr wei­ter­ge­hol­fen“, erklär­te sie. Ärgern müs­se sie sich der­zeit über die Wahr­neh­mung der Pfle­ge. „Wir reden nur nega­tiv und erzeu­gen damit ein schlech­tes Image. Nir­gend­wo lesen wir, dass Pfle­ge mehr ist als „satt-sau­ber-trocken“. Wir alle müs­sen die posi­ti­ven Bei­spie­le mehr nach außen transportieren.“

Genau­so sieht es die Pfle­ge­dienst­lei­te­rin des Senio­ren­zen­trums Mar­tin Luther, Dia­ko­ni­sches Werk Ba/​Fo, Elke Phil­ipp: „Es wird viel über, aber nicht mit der Pfle­ge gere­det. Auch die Pres­se hat hier eine Ver­ant­wor­tung, sach­lich und fach­lich Bericht zu erstat­ten. Wir brau­chen drin­gend Per­so­nal in der Pfle­ge, aber so dür­fen wir uns nicht wun­dern, wenn das Berufs­feld für jun­ge Men­schen nicht attrak­tiv ist.“

Eini­ge der ein­ge­lei­te­ten Schrit­te aus der Poli­tik konn­ten bereits posi­ti­ve Effek­te in der Pra­xis erzie­len, wie bei­spiels­wei­se die struk­tu­rier­te Infor­ma­ti­ons­samm­lung (SIS), die die Doku­men­ta­ti­ons­pflicht erleich­tert. Die wei­te­re Ent­bü­ro­kra­ti­sie­rung oder die Unter­stüt­zung für plan­ba­re Kurz­zeit­pfle­ge­plät­ze waren wei­te­re Auf­ga­ben, wel­che die anwe­sen­den Gäste den bei­den Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­ten mitgaben.

„Als ich im Rah­men mei­ner Som­mer­tour einen Tag in einem Pfle­ge­heim mit­ge­ar­bei­tet habe, habe ich erlebt, mit wie­viel Herz­blut, aber auch unter wel­chem Druck das Pfle­ge­per­so­nal täg­lich arbei­tet“, erzähl­te der Bam­berg-Forch­hei­mer Abge­ord­ne­te Andre­as Schwarz abschlie­ßend. „Ich zie­he den Hut vor allen, die die­sen Beruf mit so viel Empa­thie aus­üben. Wir haben die Pro­ble­me im Pfle­ge­be­reich erkannt und wol­len und wer­den hier in den kom­men­den Jah­ren wei­ter hart für Ver­bes­se­run­gen kämpfen.“