Leser­brief zum The­ma „Bebau­ungs­plan 429 – Gewer­be­ge­biet Geisfel­der Stra­ße“ in Bamberg

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Sehr geehr­te Damen und Herren!

Nach­fol­gend erhal­ten Sie den Wort­laut mei­ner Stel­lung­nah­me zum Bebau­ungs­plan 429, „Gewer­be­park Geisfel­der Stra­ße“, die ich frist­ge­recht bei der Stadt Bam­berg ein­ge­reicht habe, zu Ihrer Kenntnis:

Ich leh­ne den Bebau­ungs­plan 429, „Gewer­be­park Geisfel­der Stra­ße“, mit inte­grier­tem Grün­ord­nungs­plan ab. Die Grün­de erge­ben sich aus den nach­fol­gen­den Ausführungen:

Lebens­raum Sand

„… Sand­ge­bie­te mit ihren spe­zi­el­len Lebens­räu­men sind bay­ern­weit sehr sel­ten und soll­ten daher beson­ders geschützt werden.

… Im Osten der Stadt (Haupts­moor­wald) lie­gen Flug­san­de und Bin­nen­dü­nen, die in der letz­ten Eis­zeit auf­ge­häuft wurden.

… kön­nen hier nur beson­ders ange­pass­te Pflan­zen und Tie­re gedei­hen und überleben. …

Im Bam­ber­ger Stadt­ge­biet fin­den sich groß­flä­chi­ge Sand­bio­to­pe … auf dem Muna-Gelän­de, … im Hauptsmoorwald … .

Schutz und Pfle­ge die­ser Sand­le­bens­räu­me ist das Gebot der Stunde. …

Sand-Lebens­räu­me sind stark gefähr­det! … Vie­le Sand­ge­bie­te wur­den mit Stra­ßen, Gewer­be- und Wohn­ge­bie­ten zuge­baut. … So sind heu­te im Pro­jekt­ge­biet der San­dach­se Fran­ken nur noch 1 Pro­zent der Sand­le­bens­räu­me erhalten.“

(Infor­ma­ti­ons­ta­fel der Stadt Bam­berg, Umweltamt)

Eine star­ke Beein­träch­ti­gung der Sand­le­bens­räu­me wird bei Rea­li­sie­rung der Pla­nun­gen zwangs­läu­fig ein­tre­ten – durch unmit­tel­ba­re Ein­grif­fe, aber auch mit­tel­ba­re wie den erhöh­ten Nähr­stoff­ein­trag u. a. aus den Abga­sen des stei­gen­den Kraftfahrzeugverkehrsaufkommens.

Wald­ver­lust

Der Ver­lust einer der­art gro­ßen Wald­flä­che ist nicht zu ver­ant­wor­ten. Kei­ne Aus­gleichs­maß­nah­me ist in der Lage, eine auch nur annä­hernd adäqua­te Kom­pen­sa­ti­on der ver­lo­ren gehen­den Funk­tio­nen zu gewähr­lei­sten: Lebens­raum, (wohn­ort­na­hes) Erho­lungs­ge­biet, Luft­rein­hal­tung und Frisch­luft­bil­dung, Kli­ma­ein­fluß, Was­ser­haus­halt, Schallschutz.

Rech­ne­ri­sche Model­le mögen for­ma­len Kri­te­ri­en genü­gen. Die rea­len Aus­wir­kun­gen aber ste­hen auf einem ande­ren Blatt.

Flä­chen­ver­brauch

Der Frei­staat Bay­ern und sei­ne unter­ge­ord­ne­ten Kör­per­schaf­ten ver­brau­chen (nicht erst) der­zeit unver­ant­wort­lich viel Frei­flä­che. Hier unver­züg­lich umzu­steu­ern, ist ein Gebot der Stun­de. Denn selbst das Baye­ri­sche Lan­des­amt für Umwelt nennt den Flä­chen­ver­brauch eines der bedeu­tend­sten Umwelt­pro­ble­me im Land.

Bei frü­he­ren Pla­nungs­ver­fah­ren ver­wies die Stadt Bam­berg dar­auf, daß sie zwar über eine Rei­he bereits aus­ge­wie­se­ner Gewer­be­flä­chen ver­fü­ge. Die­se aber sei­en nicht kurz­fri­stig nutz­bar. Ohne die ein­zel­nen Flä­chen an die­ser Stel­le abschlie­ßend beur­tei­len zu kön­nen, ist indes fest­zu­hal­ten: Auch das hier in Rede ste­hen­de Gebiet bedürf­te zunächst einer Zeit benö­ti­gen­den Auf­ar­bei­tung und Erschlie­ßung. Daher ist nicht ein­zu­se­hen, wes­halb nicht erst die schon vor­ge­se­he­nen Berei­che ange­gan­gen wer­den. Denn das Zeit­ar­gu­ment greift hier nicht. Eher ist anzu­neh­men: Es sol­len Fak­ten geschaf­fen wer­den, bevor die­se ange­sichts fort­schrei­ten­den, durch immer offen­sicht­li­cher zu Tage tre­ten­de öko­lo­gi­sche Pro­ble­me for­cier­ten Umwelt­be­wußt­seins nicht mehr durch­setz­bar sein werden.

Schluß­an­mer­kung:

Die ange­führ­ten Argu­men­te lie­ßen sich im ein­zel­nen natür­lich weit detail­lier­ter dar­le­gen. Jedoch ist kaum anzu­neh­men, daß nuan­cier­tes Fak­ten­wis­sen die poli­ti­sche (!) Ent­schei­dung nen­nens­wert beein­flus­sen wird.

Die Wahl ist einfach:

Den Bebau­ungs­plan umzu­set­zen, führ­te den bis­he­ri­gen, rück­sichts­lo­sen und lang­fri­sti­ge Erfor­der­nis­se igno­rie­ren­den Res­sour­cen­ver­brauch unge­bremst fort – unge­ach­tet sogar der zitier­ten Beur­tei­lun­gen sei­tens der Umwelt­äm­ter des Lan­des und der Kommune.

Die Pla­nung abzu­bre­chen und scho­nen­de­re Alter­na­ti­ven aus­zu­ar­bei­ten, wäre ein erster Schritt in Rich­tung einer zukunfts­fä­hi­gen Stadtentwicklung.

Mit freund­li­chen Grüßen
Wolf­gang Bönig