Bun­des­ver­dienst­or­den für den Bay­reu­ther Eth­no­lo­gen Georg Klute

Symbolbild Bildung

Der Bay­reu­ther Eth­no­lo­ge und Afri­ka­for­scher Prof. Dr. Georg Klu­te erhält das Ver­dienst­kreuz 1. Klas­se des Ver­dienst­or­dens der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land. Damit wür­digt der Bun­des­prä­si­dent Per­sön­lich­kei­ten, die sich in her­vor­ra­gen­der Wei­se für das Gemein­we­sen enga­gie­ren. Über­reicht wur­de der Orden heu­te durch den Baye­ri­schen Staats­mi­ni­ster für Unter­richt und Kul­tus, Bernd Sibler, in München.

Als „aus­ge­mach­ten Exper­ten in Fra­gen der Ent­wick­lungs- und Sicher­heits­po­li­tik in Afri­ka“ bezeich­ne­te Mini­ster Sibler Klu­te in der Lau­da­tio. Sei­ne ver­tief­te Kennt­nis des afri­ka­ni­schen Kon­ti­nents, ins­be­son­de­re eth­ni­scher Kon­flik­te und des Noma­den­volks der Tua­reg, habe der Eth­no­lo­ge in rund 45 Jah­ren bei lan­gen Feld­auf­ent­hal­ten und als ehren­amt­li­cher Ent­wick­lungs­hel­fer erwor­ben: „Sie lei­sten mit dem Ver­ein ‚TAMAT e.V.‘ die so wich­ti­ge Hil­fe zur Selbst­hil­fe für das Volk der Tua­reg. Als Ver­mitt­ler zwi­schen kon­trä­ren Eth­ni­en set­zen Sie sich für den Frie­den in kon­flikt­träch­ti­gen Gebie­ten Nigers oder Malis ein“, beton­te Sibler. Immer wie­der sei Prof. Klu­te in Afri­ka, um sich vom Fort­schritt und Erfolg der Pro­jek­te von TAMAT ein Bild zu machen. Die Gesell­schaft für Tech­ni­sche Zusam­men­ar­beit schät­ze ihn als wert­vol­len Bera­ter. Eben­so berei­che­re der Wis­sen­schaft­ler inter­na­tio­na­le Sym­po­si­en zur Ent­wick­lungs- und Sicher­heits­po­li­tik. „Mit Ihrem per­sön­li­chen Ein­satz tra­gen Sie zur Völ­ker­ver­stän­di­gung bei und geben ein Bei­spiel für geleb­te Huma­ni­tät“, schloss Mini­ster Sibler die Laudatio.

„Prof. Dr. Georg Klu­te ist eine der Säu­len der Bay­reu­ther Afri­ka­stu­di­en. Das Cre­do der Uni­ver­si­tät Bay­reuth auf dem Pro­fil­feld – ‚For­schung über Afri­ka nur gemein­sam mit Afri­ka‘ – hat Prof. Klu­te in mehr als drei Jahr­zehn­ten aktiv in die wis­sen­schaft­li­che Pra­xis umge­setzt und geprägt“, erklärt Uni­ver­si­täts-prä­si­dent Prof. Dr. Ste­fan Leib­le und gra­tu­liert Prof. Klu­te im Namen der Uni­ver­si­tät herz­lich. „Sei­ne wis­sen­schaft­li­che Exper­ti­se ver­knüpft Prof. Klu­te vor­bild­lich mit ehren­amt­li­chem Enga­ge­ment. Das ist beson­ders zu wür­di­gen“, so Leible.

Seit 2004 ist Klu­te Grün­dungs­mit­glied und Vor­stands­vor­sit­zen­der des TAMAT e.V., der sich die För­de­rung von Kul­tur und Bil­dung, Ent­wick­lungs­zu­sam­men­ar­beit und Völ­ker­ver­stän­di­gung im Sahel zum Ziel gesetzt hat. Mit Unter­stüt­zung der Volks­wa­gen AG gelang es Klu­te, lang­fri­sti­ge Schul­pa­ten­schaf­ten auf den Weg zu brin­gen, die in Sied­lungs­ge­bie­ten der Tua­reg ein funk­ti­ons­fä­hi­ges Schul­we­sen gewähr­lei­sten. Wei­te­re Pro­jek­te för­der­ten die Trink­was­ser­ver­sor­gung und die Ernäh­rungs­si­cher­heit. Durch Inve­sti­tio­nen in die Aus­bil­dung von Kran­ken­pfle­gern, Hand­wer­kern und Leh­rern trägt TAMAT dazu bei, dass die jun­ge Gene­ra­ti­on im Nord­we­sten Afri­kas nach­hal­ti­ge beruf­li­che Zukunfts­per­spek­ti­ven hat. Das neue­ste Pro­jekt ist ein Gewer­be­park, der im März 2017 eröff­net wur­de. Mitt­ler­wei­le sind 15 jun­ge Hand­wer­ke­rin­nen, die die prak­tisch ori­en­tier­te ein­jäh­ri­ge Aus­bil­dung durch­lau­fen haben, in die beruf­li­che Selb­stän­dig­keit ent­las­sen wor­den. Wei­te­re 85 jun­ge Frau­en und Män­ner sind im Gewer­be­park in drei- bis sechs­mo­na­ti­gen Kur­sen wei­ter­qua­li­fi­ziert wor­den. Für das lau­fen­de Jahr 2018 ist die Errich­tung von drei wei­te­ren Werk­stät­ten vor­ge­se­hen. Für die Unter­stüt­zung des Pro­jekts Gewer­be­park konn­te Klu­te die ober­frän­ki­schen Wirt­schafts­kam­mern und die Stadt Bay­reuth gewinnen.

In sei­ner For­schung befasst sich der Bay­reu­ther Eth­no­lo­ge mit der Her­aus­bil­dung und den Struk­tu­ren poli­ti­scher Macht im Kon­text wider­strei­ten­der Inter­es­sen und Per­spek­ti­ven. Seit 1973 führ­ten ihn mehr als zwan­zig For­schungs­auf­ent­hal­te mit einer Gesamt­dau­er von rund sechs Jah­ren in zahl­rei­che Län­der Afri­kas. Ein beson­de­rer Schwer­punkt Klu­tes sind seit den 1990er Jah­ren die Tua­reg, eine zu den afri­ka­ni­schen Ber­bern zäh­len­de Volks­grup­pe, die im Gebiet der heu­ti­gen Staa­ten Mali, Niger, Alge­ri­en, Liby­en und Bur­ki­na Faso lebt. Klu­te ist welt­weit als Tua­reg-Spe­zia­list gefragt und geschätzt, auch für die Euro­päi­sche Uni­on ist er bereits als poli­ti­scher Bera­ter und Frie­dens­ver­mitt­ler tätig gewor­den. Sei­ne 2013 erschie­ne­ne Mono­gra­phie ‚Tua­reg-Auf­stand in der Wüste: ein Bei­trag zur Anthro­po­lo­gie der Gewalt des Krie­ges‘, die den Ursa­chen und Aus­drucks­for­men der Rebel­lio­nen in Niger und Mali auf den Grund geht, gilt als wis­sen­schaft­li­ches Standardwerk.

Prof. Dr. Georg Klu­te wur­de 1952 im nord­rhein-west­fä­li­schen Bal­ve gebo­ren. An der Uni­ver­si­tät Göt­tin­gen hat er ein Stu­di­um der Eth­no­lo­gie, Ara­bi­stik und Anthro­po­geo­gra­phie absol­viert. 1990 folg­te die Pro­mo­ti­on im Fach Eth­no­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth, Prof. Dr. Ger­hard Spitt­ler war sein Dok­tor­va­ter. 2002 wur­de er an der Uni­ver­si­tät Sie­gen, wo er vor allem mit Prof. Dr. Trutz von Tro­tha zusam­men­ar­bei­te­te, in den Fächern Eth­no­so­zio­lo­gie und Ent­wick­lungs­so­zio­lo­gie habi­li­tiert. Nach Gast­pro­fes­su­ren an der Uni­ver­si­tät Göt­tin­gen und der FU Ber­lin über­nahm Klu­te 2003 die Pro­fes­sur für Eth­no­lo­gie Afri­kas an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. Hier ist er seit 2007 Prin­ci­pal Inve­sti­ga­tor der durch die Exzel­lenz­in­itia­ti­ve geför­der­ten inter­na­tio­na­len Gra­du­ier­ten­schu­le für Afri­ka­stu­di­en BIGS­AS und Mit­glied der Bay­reuth Aca­de­my of Advan­ced Afri­can Studies.