Vor­trag zum The­ma „Anti­zi­ga­nis­mus“ in Bamberg

Anti­zi­ga­nis­mus bezeich­net die spe­zi­fi­sche Feind­schaft gegen­über Sin­ti und Roma und ande­ren als „Zigeu­ner“ stig­ma­ti­sier­ten Grup­pen. Der Begriff wird in Deutsch­land seit den 1980er Jah­ren ver­wen­det. Er ist ana­log zu dem Begriff Anti­se­mi­tis­mus geprägt wor­den, der die Feind­schaft gegen­über Juden beschreibt. In der im Juni 2016 ver­öf­fent­lich­ten Stu­die „Die ent­hemm­te Mit­te“ wird – wie von der Ten­denz her inzwi­schen auch in wei­te­ren reprä­sen­ta­ti­ven Stu­di­en bestä­tigt – das besorg­nis­er­re­gen­de Aus­maß des gesell­schaft­li­chen Anti­zi­ga­nis­mus fest­ge­stellt: Die Stu­die belegt, daß 57,8 % der Befrag­ten ein Pro­blem damit hät­ten, wenn Sin­ti und Roma in ihrer Nähe woh­nen wür­den. Knapp 50 % der Befrag­ten sind dafür, daß Sin­ti und Roma aus den Innen­städ­ten ver­bannt wer­den sol­len. 58,5 % der Befrag­ten sind der Mei­nung, daß Sin­ti und Roma zu Kri­mi­na­li­tät neigen.

Wel­che Erschei­nungs­for­men hat der Anti­zi­ga­nis­mus in Deutsch­land, wie wirkt er sich auf den All­tag der hier leben­den Ange­hö­ri­gen die­ser natio­na­len Min­der­heit aus? Damit will sich Erich Schnee­ber­ger, Vor­sit­zen­der des Ver­bands Deut­scher Sin­ti und Roma – Lan­des­ver­band Bay­ern in sei­nem Vor­trag befassen.

Seit dem Früh­jahr 2017 erschei­nen fast wöchent­lich Mel­dun­gen zu einem Fahn­dungs­er­folg der Münch­ner Poli­zei gegen eine aus Kroa­ti­en stam­men­de Ein­bre­cher­ban­de. Gleich meh­re­re Medi­en berich­te­ten in die­sem Zusam­men­hang wie­der­holt von einem „Roma-Clan“, der hin­ter den Taten stecke. „Focus online“ titel­te am 4.12.2017 wahr­heits­wid­rig „Das ist Deutsch­lands 500-köp­fi­ger Roma-Clan“. Die seit über 600 Jah­ren in unse­rem Land leben­den deut­schen Sin­ti und Roma wer­den so für die Taten einer Täter­grup­pe in Mit­haf­tung genom­men, von der die Poli­zei­be­hör­den ent­ge­gen den ver­bind­li­chen Bestim­mun­gen des euro­päi­schen Rah­men­über­ein­kom­mens zum Schutz natio­na­ler Min­der­hei­ten in der Tra­di­ti­on der ehe­ma­li­gen „Land­fah­rer­zen­tra­le“ der Baye­ri­schen Poli­zei die eth­ni­sche Zuge­hö­rig­keit will­kür­lich „fest­stel­len“ und so die gesam­te Min­der­heit öffent­lich stig­ma­ti­sie­ren. Jahr­zehn­te­lan­ge Auf­klä­rungs­ar­beit unse­rer Ver­bän­de gegen den Anti­zi­ga­nis­mus wird so mit einem Schlag zunich­te gemacht. Bestehen­de Vor­ur­tei­le in der Öffent­lich­keit wer­den dadurch noch wei­ter verstärkt.

Seit dem Bun­des­tags­wahl­kampf 2013 wur­de durch Pla­ka­te und Flug­blät­ter der NPD gezielt gegen Sin­ti und Roma ras­si­stisch dis­kri­mi­nie­ren­de Het­ze betrie­ben. Staats­an­walt­schaf­ten und Gerich­te ver­war­fen Anzei­gen wegen Volks­ver­het­zung mit der Begrün­dung, die Kam­pa­gne der NPD sei noch durch das Recht auf Freie Mei­nungs­äu­ße­rung gedeckt. Neue Rechts­gut­ach­ten sehen den Staat statt des­sen in der Pflicht, Min­der­hei­ten gegen der­ar­ti­ge Het­ze zu schüt­zen. Unser demo­kra­ti­scher Rechts­staat muss mit all den ihm zur Ver­fü­gung ste­hen­den Mit­teln ein­schrei­ten, wenn unser Mit­ein­an­der durch men­schen­ver­ach­ten­de Pro­pa­gan­da gefähr­det wird.

Der Ein­tritt ist frei, der Zugang ist barrierefrei.

Vor­trag zum The­ma „Anti­zi­ga­nis­mus“

  • von Herrn Erich Schnee­ber­ger, Vor­sit­zen­der des Ver­bands Deut­scher Sin­ti und Roma – Lan­des­ver­band Bay­ern e.V.
  • 22.03.2018 um 19 Uhr
  • Jüdi­sches Lehr­haus Bam­berg – Hein­rich C. Olmer, Wil­ly-Les­sing-Str. 7a, 96047 Bamberg