Sonn­tags­ge­dan­ken: Die wah­re Hölle

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Vom grie­chi­schen Mönchs­va­ter Maka­ri­os erzählt man sich fol­gen­de Legen­de: Er ging einst im Wüsten­sand spa­zie­ren und ent­deck­te einen Toten­kopf. Er sprach ihn an: „Wem gehörst Du?“ Der Toten­kopf erwi­der­te: „Einem heid­ni­schen Prie­ster. Aber nun sind wir alle in der Höl­le.“ „Wie sieht es dort unten aus?“, woll­te der Mönch wis­sen. „Wir ste­hen dort in den Flam­men. Schlim­mer aber als die Hit­ze ist der Umstand, dass wir Rücken an Rücken gefes­selt sind und so nie das Gesicht des Ande­ren sehen. Aber wenn Ihr auf Erden für uns Sün­der betet, dann lockern sich unse­re Fes­seln und wir kön­nen immer leich­ter mit­ein­an­der reden.“

Die wah­re Höl­le dür­fen wir uns nicht nach Art einer mit­tel­al­ter­li­chen Fol­ter­kam­mer vor­stel­len. Die Höl­le beginnt schon hier auf Erden im All­tag, wenn die Men­schen ein­an­der nicht mehr ins Gesicht sehen kön­nen oder wol­len, wenn Angst, Miss­trau­en, Hass, Neid und Gleich­gül­tig­keit die Bezie­hun­gen ver­der­ben. So wer­den die Fami­li­en ver­gif­tet, aber auch die Ver­ei­ne, Fir­men und selbst die Kir­chen­ge­mein­den. Die Legen­de zeigt uns aber auch den Aus­weg: Wo wir für­ein­an­der und noch bes­ser mit­ein­an­der beten, lösen sich all­mäh­lich die Fes­seln um unser Herz. Viel­leicht dau­ert es lan­ge, bis die Ket­ten sprin­gen wie eben auch ein Stein­metz immer wie­der zuschla­gen muss, bis der Stein end­lich springt. Im Gebet neh­me ich den rich­ti­gen Platz ein, näm­lich als Kind Got­tes, das um sei­ne Schuld, aber auch um die über­gro­ße Lie­be Got­tes weiß. Im Gebet kann ich ehr­lich sein zu Gott und zu mir, kann die Mas­ken, die Schutz­me­cha­nis­men able­gen, deren ich mich oft bedie­ne, um vor den Leu­ten stark zu erschei­nen. Wir dür­fen aber auch für die beten, die noch nicht oder nicht mehr an das Evan­ge­li­um glau­ben, auch für die in Ver­zweif­lung und Wut Gestor­be­nen. Kein Gebet ist umsonst. Gott hat vie­le Wege mit den Men­schen und sei­ne Gna­de hat kei­ne Grenzen.

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind