Mythos Kara­te: Eine histo­ri­sche Betrachtung

Am 7. und 8. Okto­ber fin­den in Forch­heim die Baye­ri­schen Kara­te Mei­ster­schaf­ten der Kin­der, Schü­ler und Behin­der­ten statt. Im Vor­feld die­ser bedeu­ten­den Ver­an­stal­tung soll der Kara­te­s­port aus ver­schie­de­nen Gesichts­punk­ten betrach­tet werden.

Der erste Teil beschäf­tigt sich mit der Histo­rie die­ser fas­zi­nie­ren­den Sport­art, der zwei­te Teil befasst sich mit der Ent­ste­hung des Kara­te in Forch­heim, und im letz­ten Teil wird die Ver­an­stal­tung im Ein­zel­nen vorgestellt.

„Kara­te“… allein der Begriff ist für die mei­sten Men­schen mit geheim­nis­vol­len Kün­sten der Selbst­ver­tei­di­gung und des Kamp­fes ver­bun­den, mit den unglaub­li­chen Fähig­kei­ten, die einst der Action­dar­stel­ler Bruce Lee in die Kinos brach­te. Dabei ist Kara­te weit mehr als nur drauf zu hau­en und mit der Hand­kan­te rei­hen­wei­se Geg­ner zur Strecke zu brin­gen. Der Begriff „Kara – te“ bedeu­tet nichts ande­res als „Lee­re Hand“ und ver­deut­licht damit bereits, wor­um es hier­bei grund­sätz­lich geht: Die Kunst des waf­fen­lo­sen Kampfes.

Bereits vor etwa zwei­tau­send Jah­ren wur­den in chi­ne­si­schen Klö­stern Metho­den ent­wickelt, die den Kör­per gesund und wehr­haft machen soll­ten. Gym­na­sti­sche Übun­gen dien­ten dazu, den Kör­per zu kräf­ti­gen. Der berühm­te chi­ne­si­sche Arzt Hua Tao (190–265 n.Chr.) ent­wickel­te ein System zur Gesund­erhal­tung aus einer Kom­bi­na­ti­on aus einer uralten, klö­ster­li­chen Gym­na­stik und Bewe­gungs­übun­gen, die er die „Kunst der fünf Tie­re“ nann­te. Dabei beob­ach­te­te er die Bewe­gun­gen von Tiger, Hirsch, Bär, Affe und Kra­nich. Er stu­dier­te das Wesen die­ser Tie­re und ver­such­te, deren Bewe­gungs­mu­ster auf die mensch­li­che Ana­to­mie zu über­tra­gen. Er schuf damit die Grund­la­gen der „Kata“. Eine Kata nach heu­ti­gem Ver­ständ­nis ist eine Ver­bin­dung ver­schie­de­ner Kampf­tech­ni­ken, die in einer ganz bestimm­ten Abfol­ge erlernt wer­den und den Kämp­fer in die Lage ver­set­zen, sich effek­tiv zu verteidigen.

Im 7. und 8. Jahr­hun­dert rei­sten erst­mals japa­ni­sche Mön­che nach Chi­na, um in dor­ti­gen Klö­stern die geheim­nis­vol­le Kampf­kunst zu ler­nen. Lan­ge Zeit wur­de die­se Kunst in Japan nur im Ver­bor­ge­nen geübt, bis eini­ge Mit­glie­der der Krie­ger­ka­ste – „Samu­rai“ oder „Bushi“- in eben jenen Klö­stern die­se Art des Kämp­fens lern­ten. Letzt­end­lich aber fand der Ursprung des moder­nen Kara­te auf Oki­na­wa statt. Im Mit­tel­al­ter war Oki­na­wa von Chi­na besetzt, und dabei wur­de die dort ver­brei­te­te Kampf­kunst des „Tode“ mit dem chi­ne­si­schen Dao ver­mengt. Dar­aus ent­stand eine neue Kampf­kunst, das „Oki­na­wa-te“. Sei­nen Ursprung hat­te die­ser Kampf­sport aber ein­deu­tig im chi­ne­si­schen Dao.

Aber immer noch wur­den die­se Kün­ste im Ver­bor­ge­nen trai­niert, bis, ja bis ein gewis­ser Gichin Funa­ko­shi (1868 – 1957) die Sze­ne betrat und bei dem dama­li­gen größ­ten Exper­ten des Kara­te auf Oki­na­wa, Yasuts­une Aza­to, qua­si in die Leh­re ging.

In die­ser Zeit wur­den aus­schließ­lich Kata gelehrt, und außer­dem wur­de nur nachts geübt, wenn die ande­ren schlie­fen. So ging Funa­ko­shi tags­über sei­nem Beruf als Leh­rer nach und nachts trai­nier­te er bei Mei­ster Aza­to Kara­te. Funa­ko­shi ist damit der Begrün­der des moder­nen Kara­te. Er hat für die Ver­brei­tung die­ser Kunst in Japan gesorgt und damit einer brei­ten Öffent­lich­keit zugäng­lich gemacht.

Es haben sich wäh­rend die­ser Jahr­zehn­te vie­le ver­schie­de­ne Stil­rich­tun­gen gebil­det, aber das von Gichin Funa­ko­shi ent­wickel­te „Shô­tô­kan“ Kara­te ist die welt­weit am häu­fig­sten aus­ge­üb­te Stil­rich­tung, die sich ganz eng an die chi­ne­si­schen Prin­zi­pi­en der Shao­lin Klö­ster anlehnt.

Nach Deutsch­land kam Kara­te im Jahr 1957 durch Jür­gen Sey­del (1917 – 2008), auf des­sen Initia­ti­ve im Juli 1961 der erste deut­sche Ver­band DKB (Deut­scher Kara­te Bund) gegrün­det wurde.

Das Kara­te Dô („Weg des Kara­te“) ist weit mehr als eine Sport­art, es ist zugleich Lebens­phi­lo­so­phie einer inne­ren, nach außen getra­ge­nen Hal­tung, die von Respekt, Demut, Höf­lich­keit und Zurück­hal­tung geprägt ist, aber auch der Weg zu einer kon­se­quen­ten, gesun­den Lebens­füh­rung mit einer gewis­sen Dis­zi­plin und Här­te gegen sich selbst und Groß­mut dem Ande­ren gegen­über. Die alten Mei­ster haben ein­mal gesagt: „ Der beste Kampf ist der, wel­cher nicht statt­fin­det.“ Damit ist das Wesen die­ses fas­zi­nie­ren­den Sports umfas­send beschrieben.

Quel­len:
Gichin Funa­ko­shi: Kara­te-do Mein Weg, Wer­ner Krist­keitz Verlag
Wer­ner Lind : Kara­te Die klas­si­sche Kata, O.W.Barth Verlag
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