Uni­ver­si­tät Bam­berg: „Ver­trau­en in Euro­pa stärken“

Ariadna Ripoll Servent forscht zur demokratischen Legitimität in der EU. Quelle: Universität Bamberg
Ariadna Ripoll Servent forscht zur demokratischen Legitimität in der EU. Quelle: Universität Bamberg

Poli­tik­wis­sen­schaft­le­rin Ari­ad­na Ripoll Ser­vent über Ent­schei­dungs­pro­zes­se in der Euro­päi­schen Union

Euro­pa erfor­schen – ins­be­son­de­re die Aspek­te „euro­päi­sche Inte­gra­ti­on“, „Innen- und Sicher­heits­po­li­tik“ und „Ent­schei­dungs­pro­zes­se der EU-Insti­tu­tio­nen“ – das hat sich Prof. Dr. Ari­ad­na Ripoll Ser­vent, Inha­be­rin der Juni­or­pro­fes­sur für Poli­tik­wis­sen­schaf­ten, ins­be­son­de­re euro­päi­sche Inte­gra­ti­on, an der Uni­ver­si­tät Bam­berg, zur Auf­ga­be gemacht. Mit Hil­fe von Inter­views, doku­men­ta­ri­schen Ana­ly­sen und Beob­ach­tun­gen geht sie den poli­ti­schen Pro­zes­sen inner­halb der EU auf den Grund, iden­ti­fi­ziert Akteu­re und macht mit ihren wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­sen unter ande­rem auf feh­len­de Trans­pa­renz in Ent­schei­dungs­pro­zes­sen aufmerksam.

In ihrem aktu­el­len For­schungs­pro­jekt „Demo­kra­ti­sche Legi­ti­mi­tät in der EU: Die ‚Black­box‘ der infor­mel­len Tri­lo­ge“ unter­sucht sie gemein­sam mit nie­der­län­di­schen, däni­schen und schot­ti­schen Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen, wie Ver­hand­lun­gen in den infor­mel­len Tref­fen zwi­schen Euro­päi­scher Kom­mis­si­on, dem Rat der Euro­päi­schen Uni­on und dem Euro­päi­schen Par­la­ment ablau­fen und wie in die­sen soge­nann­ten Tri­lo­gen Ent­schei­dun­gen zustan­de kom­men. Bei­na­he die gesam­te EU-Gesetz­ge­bung wird auf die­se Wei­se hin­ter ver­schlos­se­nen Türen vor­ab bespro­chen. Erst nach die­ser inter­nen Eini­gung wer­den die The­men in öffent­li­cher Sit­zung zur Zustim­mung vorgelegt.

„Die­se Art Ent­schei­dun­gen zu tref­fen ist zwar äußerst effi­zi­ent, da die ver­schie­de­nen Mit­glieds­staa­ten, Par­tei­en und natio­na­len Inter­es­sen inner­halb der EU Ver­hand­lun­gen und Kon­sens­fin­dung sehr kom­plex machen. Da dabei jedoch die offe­ne Debat­ten­kul­tur ver­lo­ren geht, ent­ste­hen in der Öffent­lich­keit Zwei­fel, ob die­se Pro­zes­se auf­grund der man­geln­den Trans­pa­renz über­haupt demo­kra­tisch sind“, erklärt Ari­ad­na Ripoll Ser­vent. Gera­de Euro­pa­skep­ti­ker sind sel­ten Teil die­ser Tri­lo­ge, in denen vor­ran­gig euro­paun­ter­stüt­zen­de Par­tei­en zu Wort kom­men, so eines der Ergeb­nis­se des Pro­jekts. „Durch For­schungs­er­kennt­nis­se wie die­se kön­nen wir auf Intrans­pa­renz und Unaus­ge­gli­chen­heit in den Ent­schei­dungs­pro­zes­sen auf­merk­sam machen“, so die Europaforscherin.

Gera­de im Hin­blick auf die bevor­ste­hen­de Bun­des­tags­wahl am 24. Sep­tem­ber wünscht sich Ari­ad­na Ripoll Ser­vent von Sei­ten der Poli­ti­ker ein kla­res Bekennt­nis zum euro­päi­schen Bünd­nis und ent­spre­chend bestär­ken­de Impul­se: „Vie­le Men­schen haben den Glau­ben an die EU ver­lo­ren, und es braucht Mut und Ver­trau­en, um gemein­sam Pro­ble­me anzu­ge­hen und Lösun­gen zu fin­den.“ The­men wie Migra­ti­on, Ter­ro­ris­mus oder Daten­schutz sei­en Pro­blem­fel­der, die alle EU-Län­der betref­fen und die eine Zusam­men­ar­beit auf euro­päi­scher Ebe­ne brau­chen. Dazu müss­ten die Mit­glieds­staa­ten der EU jedoch mehr Macht zubil­li­gen und sich vor allem auf ver­bind­li­che Koope­ra­tio­nen ein­las­sen. Der Poli­tik­wis­sen­schaft­le­rin ist bewusst, dass die­se Schrit­te eine gro­ße Her­aus­for­de­rung dar­stel­len. Doch lang­fri­stig kön­nen davon alle Betei­lig­ten pro­fi­tie­ren: „Ver­trau­en lässt sich nicht nur durch trans­pa­ren­te­re Ent­schei­dungs­pro­zes­se wie­der­ge­win­nen, son­dern auch durch die Erfah­rung, dass eine gemein­schaft­li­che Lösung für jedes Land Vor­tei­le bringt.“

Wei­te­re Ein­blicke in ihre Arbeit gibt die Euro­pa­for­sche­rin in der aktu­el­len Aus­ga­be des For­schungs­ma­ga­zins uni.vers der Uni­ver­si­tät Bam­berg: www​.uni​-bam​berg​.de/​u​n​i​v​e​r​s​-​f​o​r​s​c​h​ung