Cof­fee to go again: Bam­ber­ger Grü­ne und Initia­ti­ven wol­len Mehr­weg statt Abfallberge

„Mokka Makan“ Inhaberin Sonia Al-Kass, Julia Post (Growdfunderin), Lisa Badum, oberfränkische Spitzenkandidatin, Nadja Rakowski (Umweltamt) und interessierte Gäste. (c) Joachim Sator.
„Mokka Makan“ Inhaberin Sonia Al-Kass, Julia Post (Growdfunderin), Lisa Badum, oberfränkische Spitzenkandidatin, Nadja Rakowski (Umweltamt) und interessierte Gäste. (c) Joachim Sator.

Der „Cof­fee to go“ gehört für vie­le Men­schen im All­tag zur Selbst­ver­ständ­lich­keit. Doch der eigent­lich unnö­ti­ge Res­sour­cen­ver­brauch ist vie­len nicht bekannt. 320.000 Papp­be­cher wer­den in jeder Stun­de in Deutsch­land ver­braucht und dann weg­ge­schmis­sen. Doch es kann auch anders gehen. Dar­über waren sich alle im Café „Mok­ka Makan“ einig.

Unter dem Titel: Bam­bergs Müll­ei­mer quil­len über – Jeden Tag ein biss­chen Umwelt­schutz kann so ein­fach sein“, luden Lisa Badum Ober­frän­ki­sche Spit­zen­kan­di­da­tin der Grü­nen und Initia­to­rin der „Cof­fee to go again – Kam­pa­gne“ Julia Post, in Koope­ra­ti­on mit den Inha­be­rin­nen des Cafés „Mok­ka Makan“ zu einer Gesprächs­run­de ein. „Wenn wir einen Cof­fee to stay ver­kau­fen, bezah­len wir 19% Mehr­wert­steu­er. Doch wenn der Kaf­fee mit­ge­nom­men wür­de, hät­ten wir ab einem gewis­sen Milch­an­teil eine steu­er­li­che Bela­stung von nur 7%.“ merkt Mok­ka Makan Inha­be­rin Ina Kud­lich an. Ihre Kol­le­gin Sonia Al-Kass ergänzt: „Das ist ein nega­ti­ver Anreiz für Café-Betrei­ben­de etwas zu ändern – hier braucht es ein steu­er­li­ches Entgegenwirken.“

Die Ideen sind da – doch die Bequem­lich­keit auch

Dass es mehr als ein Umden­ken in der „To-go Men­ta­li­tät“ braucht ist allen Anwe­sen­den klar. Auch wei­ter­hin ist der Ein­weg­be­cher gün­stig und bequem für Kun­dIn­nen und gewinn­brin­gend für die Unter­neh­men, wenn sich bei der Mehr­wert­steu­er­re­ge­lung nichts ändert. Das The­ma der Ein­weg­be­cher Ver­mei­dung ist kom­plex und braucht gesamt­ge­sell­schaft­li­che Unterstützung.

Nad­ja Rakow­ski vom Agen­da 21-Büro im städ­ti­schen Umwelt­amt: „Das The­ma ist unter den Geschäf­ten prä­sent und alle wol­len was machen.“ Das Umwelt­amt unter­stützt die Bemü­hun­gen im Kampf gegen Ein­weg­ver­packun­gen bereits mit ver­schie­de­nen Aktio­nen wie Bei­spiels­wei­se durch eine Mehr­weg­be­cher-Wer­be­ak­ti­on und durch lau­fen­de Gesprä­che mit Ver­tre­te­rIn­nen aus Han­del, Ver­bän­den und Orga­ni­sa­tio­nen, die sich aktiv im Bereich Mehr­weg ein­brin­ge wollen.

Die posi­ti­ve Reso­nanz zum The­ma Papp­be­cher­re­du­zie­rung erfährt auch Julia Post. Ihr ist es wich­tig mit dem Irr­glau­ben auf­zu­räu­men, dass Café-Betrei­ben­de kei­ne selbst mit­ge­brach­ten Becher anneh­men dürf­ten. „Vie­le Cafés akzep­tie­ren bereits mit­ge­brach­te Mehr­weg­be­cher der Kund­schaft und füh­len die­se wie­der auf. Das ist recht­lich erlaubt!.“, so Post. Ähn­li­che Erfah­rung hat auch die Initia­ti­ve „Bam­be­cher“. Eine Arbeits­ge­mein­schaft aus ver­schie­de­nen gesell­schaft­li­chen Akteu­ren, die die Öffent­lich­keit für das The­ma sen­si­bi­li­sie­ren. Und gleich­zei­tig kon­kre­te Maß­nah­men zur Ver­mei­dung der Papp­be­cher in Bam­berg ansto­ßen wollen.

Wenn kei­ne Papp­be­cher, was dann?

Unter­schied­li­che Kon­zept­ideen den Kaf­fee­be­cher­ver­brauch zu redu­zie­ren gibt es vie­le. Ob nun das eige­nen Mit­brin­gen von Mehr­weg­be­chern, das Ein­füh­ren einer Abga­be auf Papp­be­cher ähn­lich wie bei Pla­stik­ta­schen oder aber ein flä­chen­decken­des Pfand­sy­stem, wie es in Mün­chen bald kom­men soll: Um das Ziel den der Ein­weg­be­cher in Bam­berg zu redu­zie­ren, bedarf es eine Koope­ra­ti­on aus Stadt, Initia­ti­ven und Bam­ber­ger Unter­neh­men. Julia Post ist sich sicher: „Die Stadt ist maß­geb­lich für den Erfolg eines Becher-Pfand­sy­stems ent­schei­dend. Sie muss es nicht selbst betrei­ben, aber durch vor­han­de­ne Mit­tel und Struk­tu­ren kann es zur Ver­net­zung, Koor­di­na­ti­on und Bewer­bung einer lang­fri­sti­gen Lösung, wie ein Pfand­sy­stem es wäre, beitragen“

Eine Lösung auch für die Lan­des­ebe­ne? „Das baye­ri­sche Umwelt­mi­ni­ste­ri­um fängt gera­de erst an, dem The­ma sei­ne Auf­merk­sam­keit zu wid­men“ merkt die Grü­ne Spit­zen­kan­di­da­tin Badum an, „hier kön­nen die Kom­mu­nen lau­ter wer­den und den Pro­zess von unten anstoßen.“

Jeden Tag ein biss­chen Umwelt­schutz kann so ein­fach sein

Die Debat­te um eine ein­fa­che Lösung im Umgang mit Ein­weg­be­chern wird wei­ter­ge­hen. Doch bereits jetzt kön­nen Kon­su­men­tIn­nen dem The­ma Müll- und Res­sorucen­ver­mei­dung durch ihr Han­deln ein Zei­chen setzen.

Das seit mehr als vier Jah­ren bewusst nach­hal­tig aus­ge­rich­te­te „Mok­ka Makan“ ver­zich­tet kon­se­quent auf Papp­be­cher und fährt posi­tiv mit dem Kon­zept. Das Café hin­ter dem Rat­haus ist zu einer Oase der Ent­schleu­ni­gung gewor­den. Al-Kass fällt auf: „Wenn die Leu­te einen to go bestel­len und wir ihnen sagen, dass wir to go nur im Pfand­be­cher ver­kau­fen, blei­ben dann doch vie­le, anstatt zu gehen.“ Kud­lich ergänzt: „Es ist auch eine Fra­ge der Wert­schät­zung der gan­zen Pro­duk­ti­ons­ket­te eines Kaf­fees. Wenn alle so acht­los arbei­ten wür­den, wie der Cof­fee to go oft­mals acht­los getrun­ken wird, dann wür­de gar kein Kaf­fee mehr schmecken