Geral­di­no ist der „Künst­ler des Monats“ Mai 2017 der Metro­pol­re­gi­on Nürnberg

Geraldino. Foto: Claudia Martin

Geral­di­no. Foto: Clau­dia Martin

Die Jury des Forums Kul­tur der Metro­pol­re­gi­on Nürn­berg hat den Schwa­ba­cher Kin­der­lie­der­ma­cher Geral­di­no zum „Künst­ler des Monats“ Mai 2017 gewählt.

Geral­di­no in der Metro­pol­re­gi­on vor­zu­stel­len, hie­ße Eulen nach Athen tra­gen, zumin­dest für alle hier, die Kin­der haben. Mehr als 30 Jah­re prägt er die krea­ti­ve Kin­der­sze­ne und ist als Sän­ger und Gitar­rist mit Kon­zer­ten mal solo mal mit den „Plom­stern“ auf Ach­se. Längst ist er dabei regel­mä­ßig in Deutsch­land, Öster­reich und der Schweiz unter­wegs, aber auch in vie­len ande­ren Ländern.

Ein­ge­la­den wur­de er zu Kon­zer­ten in Wien, Lis­sa­bon, Glas­gow, Neu Delhi, Athen, Washing­ton, Mon­tré­al und ande­ren mehr. „Ich bin ger­ne unter­wegs“, sagt er, „und ver­su­che mei­ne Lust zu rei­sen, immer auch mit mei­nem Beruf zu verbinden.“

Dabei ist Kin­der­lie­der­ma­cher erst der drit­te Beruf in Gerd Gras­hau­ßers Bio­gra­phie – aber offen­sicht­lich sei­ne „Beru­fung“. Erwei­tert müss­te man sagen, Geral­di­no ist Künst­ler mit allen Facet­ten, ob Schau­spie­ler, Musi­ker, Fil­me­ma­cher, bil­den­der Künst­ler, Hör­buch­Spre­cher und Autor gera­de auch das Cross­over zwi­schen den Spar­ten und Sti­len zeich­net ihn aus.

Ange­fan­gen hat der gebür­ti­ge Schwa­ba­cher jedoch bei der Bahn, so hat­te es die Fami­lie ent­schie­den, und Geral­di­no wur­de Stell­werks­be­am­ter. Dass die­se Berufs­wahl den über­aus krea­ti­ven Gerd nicht zufrie­den stell­te, ist nach­voll­zieh­bar. Er ent­schied sich also für ein Stu­di­um der Sozi­al­päd­ago­gik an der Fach­aka­de­mie und absol­vier­te eine Erzie­her­aus­bil­dung – als Erzie­her woll­te er jedoch nicht arbei­ten. Eher inter­es­sier­ten ihn Thea­ter, vor allem Kin­der­thea­ter, Musik oder auch das Spiel­mo­bil, und so grün­de­te er fol­ge­rich­tig zusam­men mit Frizz Lech­ner, Karl­heinz Hamm, Ulri­ke Kli­em und Ber­told Raum das „Thea­ter Roots­löf­fel“. Das war die Zeit, in der gera­de in Nürn­berg die Kin­der­thea­ter­sze­ne auf­blüh­te und die Kul­tur­lä­den ent­stan­den. „15 Jah­re habe ich das gemacht“, erzählt er, „es war eine tol­le Zeit. Dann woll­te ich aber ger­ne noch was ande­res aus­pro­bie­ren und bin nach Köln gezo­gen, nach kur­zer Zeit durf­te ich für den WDR arbei­ten. Das war echt spannend!“

Köln wur­de eine wich­ti­ge Sta­ti­on, in der „ich mit allen mög­li­chen Leu­ten was gemacht habe. Wich­tig war mir dabei, einen musi­ka­li­schen Weg ein­zu­schla­gen zwi­schen dem sehr poli­ti­schen Ansatz der Lie­der des Grips Thea­ters in Ber­lin und den eher betu­li­chen, bra­ven Song­per­len eines Fre­d­rik Vah­les.“ Und so waren bald die Cha­rak­te­ri­sti­ka gesetzt, die Geral­di­no bis heu­te aus­zeich­nen: Frech, unbe­küm­mert, durch­aus auch mit ernst­haf­ten The­men, aber nie­mals bier­ernst, sprü­hend vor unge­wöhn­li­chen Ideen – und das nicht nur im Kin­der­lie­der­be­reich. „Ich ver­su­che Sachen zu machen, die ande­re noch nicht gemacht haben“ ist das Mot­to. Und: Es soll­te wit­zig sein!

Mit sei­nen unter­schied­li­chen Beset­zun­gen spielt Geral­di­no mehr als 100 Kon­zer­te im Jahr und ist der Star der Kin­der­zim­mer. Initi­iert und orga­ni­siert hat er seit 1999 auch das jähr­lich im Herbst statt­fin­den­de Kin­der­mu­sik­fe­sti­val in der Nürn­ber­ger Tafel­hal­le, bei dem auch der von den NN finan­zier­te Deut­sche­Kin­der­lie­der­preis ver­ge­ben wird. Hier kommt all­jähr­lich die Kin­der­mu­sik­sze­ne nach Nürn­berg und es wer­den sehr hör­ba­re Festi­val­CDs her­aus­ge­ge­ben, die einen guten Über­blick über das ver­schaf­fen, was in die­sem Bereich gera­de ange­sagt ist, und deren Erlö­se an ein Kin­der­hilfs­werk flie­ßen. Über­haupt CDs: Die Dis­ko­gra­phie Geral­di­nos ist wahr­lich beacht­lich, mehr als 31 Titel zeigt die aktu­el­le Liste, dazu die 16 Festi­val­CDs und unzäh­li­ge Sam­pler, auf denen Geral­di­no mit Stücken ver­tre­ten ist. Nicht umsonst bekam er bereits 1996 den Kul­tur­för­der­preis der Stadt Nürn­berg, den Pau­la Mau­rer Preis 2011 und den Schwa­ba­cher Kul­tur­me­ter 2016.

Spä­te­stens seit Her­aus­ga­be sei­nes auto­bio­gra­phi­schen Romans „Der Grab­sän­ger“ im letz­ten Herbst wur­de klar, dass Geral­di­no nicht nur für Kin­der pro­du­ziert. „Alle zwei bis drei Jah­re muss ich etwas für Erwach­se­ne machen, aber das ist mehr ein Hob­by. So grün­de­te ich mit Peter Engl die Band „Staub­sauger“, ver­an­stal­te musi­ka­li­sche Lesun­gen, Work­shops und Semi­na­re und ein paar Jah­re lang habe ich mei­ne Gedich­te auf Poet­ry Slams vor­ge­stellt – ein tol­les For­mat! Aktu­ell mache ich musi­ka­li­sche Füh­run­gen in Galerien/​Museen, kom­bi­niert mit mei­nen Objek­ten“. Als bil­den­der Künst­ler ist Geral­di­no der­zeit auch im Kunst­au­to­mat in der Nürn­ber­ger Stern­gas­se zu finden.

Und woher kommt der Name? „Nun, als alles anfing, bin ich ganz klas­sisch als Clown auf der Stra­ße auf­ge­tre­ten, mit wei­ßem Gesicht und roter Nase, als Geral­di­no eben, und bei dem Namen ist es dann geblie­ben, auch wenn sich die Figur völ­lig ver­än­dert hat. “Letz Fetz!“