Stel­lung­nah­me von Chri­sti­an Spon­sel (WGO) zum Zei­tungs­be­richt des Frän­ki­schen Tages „Ja zu Ein­zel­han­del am Obe­ren Tor“ vom 27.März 2017

Umset­zung mit allen Mit­teln – Alter­na­ti­ven: Fehlanzeige

Grund­sätz­lich bin ich einer Ent­wick­lung am Obe­ren Tor in Eber­mann­stadt posi­tiv gegen­über­ge­stellt. Es ent­ste­hen neue Arbeits­plät­ze und neue Kauf­kraft. Einer Erwei­te­rung des Dis­coun­ters Aldi kann ich ohne Beden­ken zustim­men, jedoch muss ich nach Sich­tung der Unter­la­gen eben­falls mei­ne Skep­sis bzgl. des neu geplan­ten Voll­sor­ti­ment­ers kund­tun. Man wur­de von Sei­ten der Ver­wal­tung vor voll­ende­te Tat­sa­chen gestellt. Es gab kei­ne Sit­zung, in der aus­gie­big die Nach­tei­le für die Innen­stadt dis­ku­tiert wur­den und man sich danach in aller Ruhe eine Mei­nung bil­den konn­te. Es muss­ten stets direkt Beschlüs­se gefasst werden.

Die nega­ti­ve Ent­wick­lung der Innen­stadt wird durch die­se Ent­schei­dung wei­ter vor­an­ge­trie­ben! Wie ein Super­markt, der fast das kom­plet­te Ange­bot der Ein­zel­händ­ler der Innen­stadt abdeckt, ver­kaufs­för­dernd für unse­re Geschäfts­leu­te sein soll, ist unbegreiflich.

Die Durch­set­zung des Pro­jek­tes „Obe­res Tor“ in der letz­ten Stadt­rats­sit­zung vom 27.03.2017 erin­nert mich stark an die Ent­schei­dung zur Ein­füh­rung der Stra­ßen­aus­baubei­trag­s­at­zung mit 20jähriger Rück­wir­kung. Auch 2015 wur­de hier enor­mer Druck von ver­schie­den­sten Per­so­nen auf­ge­baut, um die Ent­schei­dun­gen her­bei­zu­füh­ren, die gewünscht sind.
Auch 2015 wur­den alter­na­ti­ve Mei­nun­gen und kri­ti­sche Fra­gen nicht zuge­las­sen bzw. diskutiert.
Auch 2015 gab es nur eine ein­zi­ge Ent­schei­dung, die vor­ge­ge­ben wurde.
Ein sol­ches Vor­ge­hen ist nicht ziel­füh­rend und der Sache nicht angemessen.

Vor allem fehlt eine plau­si­ble Erklä­rung, was sich im Ver­gleich zu mei­ner Anfra­ge in der Stadt­rats­sit­zung am 27.07.2015 ver­än­dert hat. Ich hat­te damals die erste offi­zi­el­le Mel­dung einer mög­li­chen Super­markt­an­sied­lung in Wei­lers­bach zum Anlass genom­men, um die Pla­nun­gen für eine Markt­an­sied­lung in den Früh­gär­ten noch­mals anzu­spre­chen. Die Ant­wort hier­auf ist im öffent­li­chen Pro­to­koll die­ser Sit­zung aus­führ­lich nach­zu­le­sen. Hier die Ant­wort der Ver­wal­tung kurz zusam­men­ge­fasst: „Bei Neu­an­sied­lun­gen eines Super­mark­tes sind deut­li­che Umsatz­ver­tei­lun­gen zu erwar­ten […] im Dia­log mit den Pla­nern, der CIMA und der Regie­rung […] sieht die Len­kungs­grup­pe auf­grund der Ein­deu­tig­keit des vor­lie­gen­den Gut­ach­tens kei­nen Bedarf.“

Laut der Prä­sen­ta­ti­on von Son­tow­ski & Part­ner von 2016 wur­de erneut ein Ver­träg­lich­keits­gut­ach­ten bei CIMA in Auf­trag gege­ben. Beauf­tragt wur­de es nach inhalt­li­cher Abstim­mung im Okto­ber 2016. End­aus­fer­ti­gung des Gut­ach­tens war bis Janu­ar 2017 zu erwar­ten. Eine Ver­träg­lich­keit wur­de bereits Dezem­ber 2016 durch CIMA bestä­tigt. Laut einer Aus­sa­ge von Herrn Sei­del (CIMA) auf eine Fra­ge in der Stadt­rats­sit­zung vom 12.12.16 dies­be­züg­lich, kam die Ant­wort: „Das Gut­ach­ten ist aber bereits so weit fort­ge­schrit­ten, dass Sie davon aus­ge­hen kön­nen, dass kei­ne nega­ti­ven Aus­wir­kun­gen zu erwar­ten sind.“

Frag­lich ist, wofür die­ses Gut­ach­ten noch nütz­lich war, wenn doch von vor­ne her­ein schon eine Ver­träg­lich­keit bestä­tigt wur­de! Inter­es­sant war dies­be­züg­lich die Aus­sa­ge von Hr. Sei­del (CIMA) in der Bespre­chung der Geschäfts­leu­te im Rat­haus am 24.01.2017 zum The­ma Ver­träg­lich­keits­gut­ach­ten: „Ein Ver­träg­lich­keits­gut­ach­ten geht immer zugun­sten der Auf­trag­ge­ber aus“ O‑Ton Hr. Sei­del (CIMA). Wei­ter stel­le ich mir die Fra­ge, wie vie­le Gut­ach­ten noch not­wen­dig sind. Wur­den doch im ersten CIMA Gut­ach­ten, sowie im ISEK ein­deu­tig dar­ge­stellt, dass von einem wei­te­ren Super­markt abge­ra­ten wird. Heißt das im Umkehr­schluss: „Wir erstel­len solan­ge Gut­ach­ten, bis das Ergeb­nis passt?“ – Die­ser Anschein wird erweckt! Jetzt haben sich die Vor­zei­chen offen­sicht­lich geän­dert. Obwohl im ISEK von einer „Gefähr­dung“ der bestehen­den Lebens­mit­tel­märk­te bei einer Neu­an­sied­lung die Rede ist und sich dies auch noch „spür­bar auf die Geschäfts­la­gen der Innen­stadt“ aus­wir­ken wür­de, scheint plötz­lich ein zwei­ter REWE nicht nur mög­lich, son­dern sogar notwendig!

Höchst bedenk­lich sind die Ergeb­nis­se des Büros CIMA, wel­ches in ca. 3 Jah­ren zwei Gut­ach­ten über das Ein­zel­han­dels­kon­zept in Eber­mann­stadt erstellt und zu zwei völ­lig unter­schied­li­chen Ergeb­nis­sen kommt. Die ein­zi­gen objek­ti­ven Unter­schie­de sind, dass es sich ein­mal um einen geplan­ten EDE­KA und ein­mal um einen REWE Markt han­del­te, ein­mal durch die Stadt Eber­mann­stadt und ein­mal durch das Pla­nungs­bü­ro der Auf­trag erteilt wurde.

Wei­ter ist das Ein­zugs­ge­biet die­ser Gut­ach­ten nicht plau­si­bel. Es geht von Sach­sen­dorf (20km Ent­fer­nung nach Eber­mann­stadt), Teu­chatz (18 km), Wai­schen­feld (20km), Bösen­bir­kig (16km) und Ham­mer­bühl (15km) aus. Ein neu­er Super­markt in Wei­lers­bach (6km) wird jedoch im Gut­ach­ten 2017 nicht berück­sich­tigt. Der nicht not­wen­di­ge Bedarf war auch bereits ein Haupt­ar­gu­ment des Bür­ger­be­geh­rens, das 2013 den Super­markt in den Früh­gär­ten abge­lehnt hat­te. Die NLE war Initia­tor und wet­ter­te auch mit etli­chen Leser­brie­fen vehe­ment gegen den Bau eines wei­te­ren Super­mark­tes. Wie hier der Sin­nes­wan­del eini­ger Kol­le­gen zum jet­zi­gen neu­en Super­markt zustan­de gekom­men ist, erschließt sich mir lei­der nicht. 2013 hät­te die Stadt 1.900.000 Euro ein­ge­nom­men (Stich­wort Erb­pacht­recht). Am Obe­ren Tor ver­dient jetzt nicht Eber­mann­stadt, son­dern Son­tow­ski & Partner.

Ich fin­de es wei­ter­hin nicht trag­bar, dass Son­tow­ski & Part­ner im Febru­ar 2017 die Stadt­rä­te zu einer Ver­an­stal­tung mit einem Essen ein­lädt, Gut­schei­ne ver­teilt und aus­ge­wähl­te Stadt­rä­te mehr­mals tele­fo­nisch kon­tak­tiert. Wei­ter­hin wur­de auf der Ein­la­dung mit einer Abbil­dung des REWE Mark­tes in Eber­mann­stadt bereits im Febru­ar Wer­bung gemacht. Refe­ren­zen beruft man nor­ma­ler­wei­se auf bereits aus­ge­führ­te Pro­jek­te. Eine mög­li­che Ein­fluss­nah­me auf die Ent­schei­dun­gen der Man­dats­trä­ger kann hier nicht mehr aus­ge­schlos­sen werden.

Ich bin der Mei­nung, dass an die­sem Tag die fal­sche Ent­schei­dung gefal­len ist.

Als Stadt­rat hat man das Recht sei­ne Mei­nung kund­zu­tun und zu ver­tre­ten. Dafür wur­de man gewählt. Soll­te dies nicht mehr respek­tiert wer­den, fra­ge ich mich, wofür in Eber­mann­stadt ein Stadt­rats­gre­mi­um über­haupt not­wen­dig ist.

Chri­sti­an Sponsel
Stadt­rat der Stadt Ebermannstadt
Wäh­ler­ge­mein­schaft Oberland
www​.wg​-ober​land​.de
Tel: 0162 9202314