Kli­ni­kum Forch­heim: Früh­lings­zeit = Heuschnupfenzeit?

Chefarzt Dr. med. Jürgen Gschossmann mit einem Patienten

Chef­arzt Dr. med. Jür­gen Gschoss­mann mit einem Patienten

Nie­sen, Juck­reiz, lau­fen­de oder ver­stopf­te Nase. Nicht nur die­se Sym­pto­me trei­ben Men­schen, die unter Heu­schnup­fen lei­den, die Trä­nen in die Augen. Es könn­te auch eine Bin­de­haut­ent­zün­dung sein, die mit die­ser all­er­gi­schen Reak­ti­on ein­her­geht. Die Lebens­qua­li­tät der Betrof­fe­nen ist ein­ge­schränkt durch Schlaf­stö­run­gen und Atem­wegs­pro­ble­me. Akti­vi­tä­ten im Frei­en kön­nen nur nach einem kräf­ti­gen Regen­schau­er genos­sen werden.

Begrif­fe Heuschnupfen

Der Begriff „Heu­schnup­fen“ beschreibt die all­er­gisch beding­te Ent­zün­dung der Nasen­schleim­haut, die sai­so­nal auf­tritt, wenn Pflan­zen­pol­len umher­flie­gen. Sie ist ursäch­lich für die genann­ten Beschwer­den und geht meist ein­her mit wei­te­ren Erkran­kun­gen, wie Asth­ma und Ent­zün­dung der Nasen­ne­ben­höh­le. Die gute Nach­richt ist: Blü­ten- und Grä­ser­pol­len tre­ten nur zu bestimm­ten Mona­ten oder in bestimm­ten Gebie­ten auf.

Heu­schnup­fen ent­steht, wenn das Abwehr­sy­stem bei einem ersten Kon­takt die Pflan­zen­pol­len für einen Feind hält. Irr­tüm­li­cher­wei­se! Bei einem wie­der­hol­ten Kon­takt hat der Kör­per Abwehr­zel­len gebil­det und beginnt den Kampf. Die typi­schen Anzei­chen der Kampf­hand­lung – Rötung, Jucken, Nie­sen, lau­fen­de Nase – sol­len die Durch­blu­tung för­dern und Fremd­stof­fe aus dem Kör­per schaffen.

Gene­tisch fest­ge­legt mit vari­ie­ren­den Symptomen

Die Nei­gung auf bestimm­te Stof­fe (All­er­ge­ne) all­er­gisch zu reagie­ren wird ver­erbt. Aller­dings vari­iert die Schwe­re der Sym­pto­me mit dem Auf­tre­ten äuße­rer Ein­flüs­se. So gehen Wis­sen­schaft­ler davon aus, dass eine Zunah­me der Hygie­ne mit erhöh­ter All­er­gie­nei­gung ein­her­geht, weil Stu­di­en gezeigt haben, dass Kin­der, die in engem Kon­takt mit Tie­ren und Blü­ten auf­wach­sen, sel­te­ner unter All­er­gien lei­den. Schad­stof­fe, bei­spiels­wei­se durch Luft­ver­schmut­zung poten­zie­ren die Aggres­si­vi­tät von Allergenen.

The­ra­pie­mög­lich­kei­ten

Chef­arzt PD Dr. Jür­gen Gschoss­mann vom Kli­ni­kum Forch­heim beschreibt die drei Wege der The­ra­pie: Mei­dung des All­er­gie aus­lö­sen­den Stof­fes, Behand­lung mit akut wirk­sa­men Medi­ka­men­ten und/​oder eine Desen­si­bi­li­sie­rung. Er rät: „Die Desen­si­bi­li­sie­rung ist lang­fri­stig ange­legt und soll nach­hal­tig eine Ver­bes­se­rung brin­gen. Sie dau­ert ca. drei Jah­re und soll­te mög­lichst früh­zei­tig nach der Dia­gno­se begon­nen werden.“

Gene­rell emp­fiehlt der Inter­nist den Kon­takt mit All­er­ge­nen zu mini­mie­ren. Je nach Beschwer­de­in­ten­si­tät kann es so weit kom­men, dass Betrof­fe­ne nach einem Auf­ent­halt im Frei­en die Klei­dung wech­seln soll­ten bevor sie das Schlaf­zim­mer betre­ten und die Haa­re vor dem Schla­fen­ge­hen waschen sollten.

„Unter den Medi­ka­men­ten sind Kor­ti­ko­ide (Cor­ti­son) am effek­tiv­sten“, bestä­tigt Gschoss­mann. „Sie dür­fen aber nur zeit­lich begrenzt ange­wandt wer­den“, warnt er, „sonst besteht die Gefahr lang­fri­sti­ger Kom­pli­ka­tio­nen wie zum Bei­spiel Osteo­po­ro­se oder Dia­be­tes mel­li­tus.“ Nasen­sprays zum Abschwel­len der Nasen­schleim­haut hel­fen nur kurzfristig.

Bei der Immun­the­ra­pie, die eine Desen­si­bi­li­sie­rung zum Ziel hat, wird der Kör­per des Pati­en­ten mit abge­schwäch­ten All­er­ge­nen über einen lan­gen Zeit­raum kon­fron­tiert. Wäh­rend der posi­ti­ve Effekt für ein­zel­ne All­er­ge­ne bewie­sen ist, ist der Wirk­me­cha­nis­mus ist noch nicht aus­rei­chend erforscht.

Für den April sagt der Pol­len­flug­ka­len­der Pol­len der Pla­ta­ne, Eiche, Rot­bu­che und von Grä­sern vor­aus. Durch die glo­ba­le Erwär­mung ver­län­gert sich die Pol­len­sai­son in wei­ten Tei­len Euro­pas, so dass mit einem Anstieg der Zahl der Betrof­fe­nen zu rech­nen ist.