Blick über den Zaun: Buch­vor­stel­lung und Vor­trag zum „Bam­ber­ger eiser­nen Ritter“

David­stern und Eiser­nes Kreuz – Juden im Ersten Welt­krieg. Buch­vor­stel­lung mit Her­aus­ge­bern und Autoren am Di, 15.7.2014, 19.30 Uhr in Fürth, Jüdi­sches Muse­um Franken

Der Eiserne Ritter

Der Eiser­ne Ritter

Dr. Timo Saal­mann, Kura­tor der Aus­stel­lung „Jüdi­sches in Bam­berg“, berich­tet am Diens­tag, den 15. Juli 2014 um 19.30 Uhr, im Jüdi­schen Muse­um Fran­ken in Fürth über die span­nen­de Geschich­te des „Bam­ber­ger eiser­nen Rit­ters“ im Ersten Welt­krieg. Eine über­le­bens­gro­ße Holz­skulp­tur der Stadt­wap­pen­fi­gur wur­de im Herbst 1915 auf dem Max­platz auf­ge­stellt, um durch Spen­den für das Ein­schla­gen von Nägeln den gesell­schaft­li­chen Zusam­men­halt der „Hei­mat­front“ zu demon­strie­ren. Das ein­drucks­vol­le Objekt, das in der Samm­lung der Muse­en der Stadt Bam­berg erhal­ten blieb, ist noch bis zum 3. August 2014 in der Stadt­ga­le­rie Bam­berg – Vil­la Des­sau­er zu sehen.

Als Kura­tor der Aus­stel­lung hat Timo Saal­mann für das Jahr­buch des „Nürn­ber­ger Insti­tuts für NS-For­schung und jüdi­sche Geschich­te des 20. Jahr­hun­derts“ unter­sucht, wie die Idee der Kriegs­na­ge­lung nach Bam­berg gelang­te. Spen­den­pro­jek­te mit Nagel­fi­gu­ren waren wäh­rend des Krie­ges 1914–1918 zahl­reich, die Beson­der­heit in Bam­berg war jedoch, dass die Figur von einem jüdi­schen Kauf­mann ange­regt und von einem jüdi­schen Ban­kiers­ehe­paar gestif­tet wur­de. Die Geschich­te des „Stadt­rit­ters in Eisen“ zeigt die patrio­ti­sche Ein­stel­lung der Bam­ber­ger Juden.

In wei­te­ren Bei­trä­gen des von Jim G. Tobi­as und Nico­la Schlicht­ing her­aus­ge­ge­be­nen Jahr­buchs mit dem Schwer­punkt „David­stern und Eiser­nes Kreuz – Juden im Ersten Welt­krieg“ beleuch­ten zum 100. Jah­res­tag des Aus­bruchs der „Urka­ta­stro­phe des 20. Jahr­hun­derts“ Histo­ri­ker aus Deutsch­land, Isra­el und Öster­reich Erfah­run­gen und Akti­vi­tä­ten von Juden in die­sem ersten indu­stri­ell geführ­ten Mas­sen­krieg. Mit dem Kriegs­aus­bruch wur­de eine Maschi­ne­rie in Gang gesetzt, die fun­da­men­ta­le, sozia­le und kul­tu­rel­le Ver­än­de­run­gen mit sich brach­te. Damit ein­her gin­gen Tod und Zer­stö­rung von bis dahin unvor­stell­ba­rem Aus­maß und erschüt­ter­ten den Kon­ti­nent, bis das alte Euro­pa zusam­men­brach. Der Ruf zu den Waf­fen ver­setz­te die Men­schen anfäng­lich in einen unbe­greif­li­chen natio­na­li­sti­schen Rausch, auch die deut­schen Juden, gleich wel­cher poli­ti­schen Cou­leur: vom glü­hen­den Zio­ni­sten, über die Libe­ra­len bis hin zum deutsch­na­tio­na­len Bür­ger. Nahe­zu alle jüdi­schen Orga­ni­sa­tio­nen for­der­ten ihre männ­li­chen Mit­glie­der auf, sich frei­wil­lig für den Dienst am Vater­land zu mel­den, da Deutsch­land ihrer Ansicht nach die Rol­le des Opfers inne­hat­te. „Wie Eng­land der poli­ti­sche Urhe­ber die­ses Krie­ges ist, so steht es auch gei­stig an der Spit­ze des Ver­nich­tungs­kamp­fes gegen den deut­schen Geist“, schrieb etwa Nachum Gold­mann in einem pro­deut­schen Pam­phlet, für das er eine Anstel­lung in der Pro­pa­gan­da­ab­tei­lung des Aus­wär­ti­gen Amtes erhielt. Vie­le Juden sahen im Kriegs­dienst aber auch eine Chan­ce, sich offen­siv zur deut­schen Nati­on zu beken­nen und sich damit als assi­mi­lier­te und inte­grier­te Bevöl­ke­rungs­grup­pe zu bewei­sen. „Sehen Sie, nun ist der Makel Ihrer Her­kunft wett­ge­macht“, wur­de etwa dem ver­wun­de­ten deutsch-jüdi­schen Lite­ra­ten Ernst Tol­ler bei der Über­ga­be des Eiser­nen Kreu­zes wohl­wol­lend mit auf den Weg gegeben.

Der eiser­ne Rit­ter ist noch bis 3. August 2014 in der Aus­stel­lung „Jüdi­sches in Bam­berg“ zu sehen:
MUSE­EN DER STADT BAMBERG
Stadt­ga­le­rie Bam­berg – Vil­la Dessauer
Hain­str. 4a, 96047 Bamberg
Tel. 0951.87 1861 (Kas­se), 0951.87 11 42 (Ver­wal­tung)
www​.muse​um​.bam​berg​.de museum@​stadt.​bamberg.​de
Diens­tag – Don­ners­tag 10 – 16 Uhr, Frei­tag bis Sonn­tag 12 – 18 Uhr