Gedan­ken zum Fest Maria Heimsuchung

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Ein ver­ges­se­ner Fei­er­tag: Maria Heim­su­chung am 2. Juli

Käthe Koll­witz stell­te sich auf die Sei­te der Opfer von Elend, Unter­drückung und Krieg. Die­se Hal­tung prägt auch ihr Bild mit dem Titel „Begeg­nung“, das im Evan­ge­li­schen Gesang­buch auf S. 588 den Abschnitt über Lob und Dank eröff­net. Maria reist zu ihrer Ver­wand­ten Eli­sa­beth. In frü­he­ren Zei­ten nann­te man die­se Epi­so­de „Maria Heim­su­chung“, mein­te damit aber nur den Besuch der Mut­ter jesu, wäh­rend „Heim­su­chung“ für uns Heu­ti­ge nach einem Schick­sals­schlag klingt . Die bei­den Frau­en auf dem Bild umar­men sich in einer Geste trau­ri­ger Zärt­lich­keit. Aus die­sem Kunst­werk, aus die­ser Geschich­te spü­re ich die so oft unge­still­te mensch­li­che Sehn­sucht nach wah­rem Ver­ständ­nis, nach Gebor­gen­heit. Wir brau­chen auch in der Kir­che mehr Gele­gen­hei­ten zum zwang­lo­sen Gespräch, zugleich beschütz­te Räu­me, wo man sich wohl fühlt, die Kraft aufbringt,die eige­nen sor­gen, auch das eige­ne Ver­sa­gen frei zu äußern.

Bei­de Frau­en auf Koll­wit­zens Bild ahnen, dass die Kin­der, die sie erwar­ten, näm­lich Johan­nes der Täu­fer und Jesus, ein har­tes Schick­sal erlei­den müs­sen. Sie und Eli­sa­beth zei­gen uns, dass Christ­sein nicht bedeu­tet, ohne Sor­ge, ohne Schmerz leben zu kön­nen. Maria lässt sich aber nicht unter­krie­gen. Obwohl sie nicht weiß, was Gott noch mit ihr vor hat, singt sie den über­schweng­li­chen Lob­preis des Magni­fi­cats, zu lesen im 1. Kapi­tel des Lukas­evan­ge­li­ums. Gott führt viel­leicht auch uns nach Gol­ga­tha, sei es, dass wir einen lie­ben Ange­hö­ri­gen früh ver­lie­ren, sei es, dass wir selbst Opfer von Gewalt und Not wer­den, aber auch wir dür­fen so wie Maria den auf­er­stan­de­nen HERRN sehen, den Sie­ger über Unrecht und Tod.Noch haben wir nur sein Evan­ge­li­um, noch wirkt er nur im Ver­bor­ge­nen durch die Kraft des Hei­li­gen Gei­stes, aber wir gehö­ren schon zu ihm durch unse­re Tau­fe. Wie der noch unge­bo­re­ne Johan­nes im Leib sei­ner Mut­ter vor Freu­de hüpf­te, als die schwan­ge­re Maria grü­ßend ins Haus trat, so dür­fen auch wir die ver­wan­deln­de Nähe Jesu freu­dig spü­ren, dür­fen uns von ihm anrüh­ren las­sen ganz sacht, ganz lei­se, manch­mal kaum zu mer­ken im hek­ti­schen, lär­men­den Getrie­be unse­res Lebens.Der Auf­er­stan­de­ne schenkt uns täg­lich so viel, was wir nicht als selbst­ver­ständ­lich hin­neh­men soll­ten: Gesund­heit, die Gemein­schaft mit unse­ren Lie­ben. Dass wir ein Dach über dem Kopf haben, in einem frei­en Land leben dür­fen, ist Gna­de, nicht eige­ne Lei­stung, erst recht kein ein­klag­ba­rer Anspruch. Wer dies begrif­fen hat, muss ein­fach ein­stim­men in den Lob­preis Gottes.

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind
  • nicht ver­hei­ra­tet