Bay­reuth: Feld­tag für Energie-Landwirte

Symbolbild Bildung
Dr. Pedro Gerstberger (Uni Bayreuth) demonstriert das Abmähen von Unkraut mit einem Balkenmäher

Dr. Pedro Gerst­ber­ger (Uni Bay­reuth) demon­striert das Abmä­hen von Unkraut mit einem Balkenmäher

Schwer­punkt Unkraut­be­kämp­fung bei Dauerkulturen

Wie kann der Anbau neu­er Ener­gie­pflan­zen umwelt­ver­träg­lich erfol­gen? Ein ent­schei­den­des Kapi­tel ist dabei die effi­zi­en­te, aber umwelt­ver­träg­li­che Unkraut­be­kämp­fung. Zu die­sem The­ma fand am 26. Juni 2014 im Ener­gie­pflan­zen-Info­zen­trum Bay­reuth ein Erfah­rungs­aus­tausch für Land­wir­te und Ener­gie­pflan­zen­ex­per­ten statt. Die Ergeb­nis­se wer­den in einen Pra­xis­leit­fa­den ein­flie­ßen, den die Bio­en­er­gie­re­gi­on Bay­reuth im Som­mer ver­öf­fent­li­chen wird.

Etwa zwan­zig Land­wir­te und Exper­ten, dar­un­ter auch die Land­wir­te, die an einem Ener­gie­pflan­zen­feld­ver­such der Bio­en­er­gie­re­gi­on teil­neh­men, waren zu dem Erfah­rungs­aus­tausch gekom­men. Treff­punkt waren die Land­wirt­schaft­li­chen Lehr­an­stal­ten des Bezir­kes Ober­fran­ken, auf deren Gelän­de der Frei­staat Bay­ern das Ener­gie­pflan­zen-Info­zen­trum ein­ge­rich­tet hat. Unter ande­rem wer­den dort auf sechs Ver­suchs­par­zel­len ver­schie­de­ne Ver­fah­ren der Unkraut­be­kämp­fung beim Anbau der Becher­pflan­ze erprobt. Die­se Pflan­ze ist eine ertrag­rei­che Alter­na­ti­ve zu Mais, die als Dau­er­kul­tur nur ein­mal gepflanzt wer­den muss und nach der Ern­te von allei­ne wie­der nach­wächst – bis zu fünf­zehn Jah­re lang. Dadurch spa­ren die Land­wir­te vie­le Arbeits­schrit­te und auch die Umwelt pro­fi­tiert: Die dich­te Wur­zel­mas­se sta­bi­li­siert den Boden, schützt vor Ero­si­on und ver­min­dert den Nitrat­ein­trag ins Grund­was­ser. Das Ern­te­gut wird an Bio­gas­an­la­gen gelie­fert und dort zur Erzeu­gung kli­ma­freund­li­cher Wär­me und von Öko­strom verwendet.

Bis sich an einem Stand­ort die Becher­pflan­ze eta­bliert hat, machen ihr aller­dings in den ersten bei­den Jah­ren Unkräu­ter und Ung­rä­ser Kon­kur­renz. Es ist also ent­schei­dend, in die­ser Zeit den Bestand mög­lichst unkraut­frei zu hal­ten. In spä­te­ren Jah­ren wird der Bestand so dicht, dass Unkräu­ter zurück­ge­drängt werden.

Wel­che Metho­de bei der Unkraut­be­kämp­fung erfolg­reich ist, ist stark von den Stand­ort­be­din­gun­gen, in erster Linie von Boden­art und Boden­typ abhän­gig. Bei leich­te­ren Böden kön­nen mit einer Maschi­nen­hacke gute Ergeb­nis­se erzielt wer­den. Mit einer so genann­ten Fin­ger­hacke, die aktu­ell im Info­zen­trum gete­stet wird, kann nicht nur das Unkraut zwi­schen Rei­hen, son­dern auch zwi­schen den ein­zel­nen Pflan­zen gut ent­fernt wer­den. Bei schwe­re­ren oder auch stei­ni­gen Böden ist der Ein­satz die­ses Gerä­tes jedoch nur bedingt mög­lich. Als Alter­na­ti­ven wur­den von den Exper­ten ange­führt: Eine Weiß­klee­un­ter­saat, die Mulch­ung mit Stroh ähn­lich wie beim Erd­beer­an­bau oder ver­rott­ba­re Foli­en, die mit Pflanz­lö­chern für die Becher­pflan­ze ver­se­hen sind. Auch che­mi­sche Mit­tel wie Stomp Aqua, Boxer oder Fusi­la­de kön­nen wirk­sam sein. Eine Mulch­ung mit Holz­hack­schnit­zeln war auf der Ver­suchs­par­zel­le zwar sehr erfolg­reich, die hohen Mate­ri­al­ko­sten dürf­ten jedoch ver­hin­dern, dass sich die­se Vari­an­te in der land­wirt­schaft­li­chen Pra­xis durch­setzt. Den Königs­weg gibt es also nicht, viel­mehr ist für jeden Stand­ort ein indi­vi­du­el­les Kon­zept zu verfolgen.

Dass die Becher­pflan­ze trotz ihrer Wirt­schaft­lich­keit und ihrer öko­lo­gi­schen Vor­tei­le noch nicht wei­ter ver­brei­tet ist, liegt auch dar­an, dass sie mit ver­gleichs­wei­se hohen Kosten gepflanzt wer­den muss, weil die wesent­lich kosten­gün­sti­ge­re Direkt­aus­saat bis­lang noch nicht im land­wirt­schaft­li­chen Maß­stab geglückt ist. Die Kosten der Pflan­zung amor­ti­sie­ren sich zwar nach eini­gen Jah­ren, weil eine Dau­er­kul­tur gerin­ge­re Kosten mit sich bringt, trotz­dem stellt die hohe Anfangs­in­ve­sti­ti­on ein Hemm­nis dar. Bis Aus­saattech­ni­ken zur Ver­fü­gung ste­hen – hier­an arbei­tet unter ande­rem die Uni­ver­si­tät Bay­reuth – wäre des­halb eine staat­li­che Unter­stüt­zung sinn­voll, bei­spiels­wei­se aus Mit­teln des Baye­ri­schen Kul­tur­land­schafts­pro­gramms. Über das Ergeb­nis einer ent­spre­chen­den poli­ti­schen Initia­ti­ve aus der Bio­en­er­gie­re­gi­on Bay­reuth berich­tet unse­re Pres­se­mel­dung 2014-12 vom 26.6.2014.

Wer mehr über neue Ener­gie­pflan­zen erfah­ren möch­te, kann den näch­sten Ener­gie­pflan­zen-Feld­tag am 24. Juli 2014 von 10–12 Uhr in den Landwirtschaftlichen
Lehr­an­stal­ten des Bezir­kes Ober­fran­ken, Adolf-Wäch­ter-Str. 39, besu­chen. Der Grund­ge­dan­ke die­ser Ver­an­stal­tung ist, die inter­es­sier­te Öffent­lich­keit über die Viel­zahl an Ener­gie­pflan­zen zu infor­mie­ren und sie im prak­ti­schen Anbau zu demon­strie­ren. In einer ca. 2‑stündigen Füh­rung durch die Ver­suchs­flä­chen, erklä­ren die Pro­jekt­be­tei­lig­ten den Anbau der Pflan­zen, deren Ertrags­po­ten­ti­al und wel­che Vor- und Nach­tei­le die Kul­tu­ren mit sich bringen.