Immer häu­fi­ger brü­ten Enten auf Bal­ko­nen und Flachdächern

Der LBV gibt Exper­ten­tipps für den rich­ti­gen Umgang mit den Vögeln

So man­cher Bal­kon­be­sit­zer traut jetzt im Früh­som­mer sei­nen Augen kaum: Zwi­schen dich­tem Bewuchs in Bal­kon­kä­sten und Kübeln hat eine Stock­ente ihre Eier abge­legt und brü­tet. Doch was tun? Den Lan­des­bund für Vogel­schutz (LBV) errei­chen in den letz­ten Wochen zahl­rei­che Anru­fe besorg­ter Tier­freun­de, die wis­sen wol­len, was sie für brü­ten­de Enten auf ihrem Bal­kon oder Flach­dach tun kön­nen. Die Exper­ten des LBV geben des­halb Tipps für den rich­ti­gen Umgang mit den Vögeln. Aus­führ­li­che Infos fin­den Inter­es­sier­te auch unter www​.lbv​.de/​e​n​ten.

Immer öfter kommt es vor, dass eine Stock­ente ihr Nest an schein­bar unge­eig­ne­ten Stel­len anlegt. „Ver­hin­dern kann man das nur schwer, denn meist bemerkt man die neue Mit­be­woh­ne­rin erst, nach­dem das Brut­ge­sche­hen schon weit fort­ge­schrit­ten ist“, erklärt LBV-Orni­tho­lo­gin Dr. Sophia Engel. „Für ein Ein­grei­fen ist es dann aber zu spät, denn Ente, Nest und Eier sind durch das Gesetz geschützt“, ergänzt sie.

Nor­ma­ler­wei­se brü­ten Stock­enten am Ufer von Seen und Flüs­sen, ver­steckt in hohem Schilf oder Gebüsch. „Sind sol­che Brut­plät­ze nicht ver­füg­bar, oder tre­ten dort häu­fi­ge Stö­run­gen auf, wie es in der Stadt oft der Fall ist, wei­chen sie aber auch auf unkon­ven­tio­nel­le Plät­ze wie Blu­men­kä­sten und Flach­dä­cher aus“, so die LBV-Exper­tin. Dort kann die Enten­mut­ter zwar unge­stört brü­ten, die Pro­ble­me tre­ten aber zu einem spä­te­ren Zeit­punkt auf, näm­lich wenn die Küken geschlüpft sind. „Dann müs­sen die Jun­gen zur Nah­rungs­auf­nah­me schleu­nigst das nächst­ge­le­ge­ne Gewäs­ser auf­su­chen, und das berei­tet oft Schwie­rig­kei­ten“, beschreibt Engel.

Doch wie kommt die Enten­fa­mi­lie vom Flach­dach zum Teich? Auch wenn es unglaub­lich scheint kön­nen Enten­kü­ken sogar aus dem vier­ten Stock­werk oder höher her­un­ter­sprin­gen, ohne sich zu ver­let­zen. „Sie flat­tern dann mit ihren Stum­mel­flü­gel­chen und sprei­zen die Füße wie Fall­schir­me“, erklärt die Vogel­kund­le­rin. Schwie­rig­kei­ten gibt es dort, wo der Weg hin­un­ter durch Hin­der­nis­se wie Mau­ern und Brü­stun­gen ver­sperrt ist. Hier kann jedoch jeder Hil­fe­stel­lung mit einem schräg ange­brach­ten Brett leisten.

Unten ange­kom­men geht es im Fuß­marsch zum nächst­ge­le­ge­nen Gewäs­ser. Im Stadt­ver­kehr sind hier aber die näch­sten Pro­ble­me vor­pro­gram­miert. Im Not­fall müs­sen des­halb zuerst die Mut­ter und dann die Küken ein­ge­fan­gen und jeweils in einem Kar­ton zum Was­ser trans­por­tiert wer­den. Des­halb rät der LBV eine brü­ten­de Ente schon am Bal­kon an die Nähe von Men­schen zu gewöh­nen. „Die Mut­ter ist sehr wach­sam, ver­lässt ihre Jun­gen aber nur bei äußer­ster Gefahr“, sagt Sophia Engel. „Dar­um kann man sich ihr sehr weit nähern.“ Beim Ein­fan­gen gilt es dann beherzt zuzu­grei­fen. „Einen zwei­ten Ver­such gibt es nicht, da die Enten­mut­ter bei einer Flucht nicht mehr zu ihren Küken zurück­kehrt“, so Engel. Am Gewäs­ser ange­kom­men, lässt man zunächst die Küken am fla­chen Ufer frei und war­tet, bis die Jun­gen durch Piep­sen Kon­takt zu Mut­ter her­stel­len, um anschlie­ßend auch die­se frei zu lassen.