Sonn­tags­ge­dan­ken: Der ver­steck­te Gott

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Elie Wie­sel erzählt uns etwa fol­gen­de Geschich­te: Rab­bi Baruchs Enkel Jechi­el lief wei­nend in das Arbeits­zim­mer des alten Man­nes. „Was hast Du denn?“ frag­te der Rab­bi besorgt. „Mein Freund hat mich so geär­gert! Wir haben Ver­stecken gespielt und er war mit dem Suchen dran. Ich habe mich so gut ver­steckt, daß er mich nicht gefun­den hat, und dann ist er ein­fach weg­ge­gan­gen und hat mich allein gelas­sen!“ klag­te der Jun­ge ver­zwei­felt. Da flü­ster­te der Rab­bi lei­se: „So steht es auch mit Gott: Stell Dir sei­nen Schmerz vor: Gott ver­steckt sich und der Mensch sucht ihn nicht einmal!“

Hat Wie­sel Recht?Manchmal scheint es ja so, als hät­te Gott sich ver­steckt. Wo ist Gott, wenn wir ihn so nötig brau­chen, in den Kran­ken­häu­sern, wo Men­schen lei­den und ster­ben, auf den Stra­ßen, wo manch jun­ges Leben zugrun­de geht, in den Fami­li­en, wo Alkohl, Gewalt und Stumpf­sinn die See­len der Kin­der ver­der­ben, wo ist Gott in den Kri­sen­ge­bie­ten unse­rer zeit? Ein uraltes The­ma: Wie kann Gott das Böse zulas­sen? Aber Gott ist nicht unser Kin­der­mäd­chen. Wir sind so stolz auf unse­re Frei­heit, also auch für uns und für unse­re Mit­men­schen ver­ant­wort­lich. Ein Recht auf Glück hat zudem niemand.

Gott hat sich nicht ver­steckt, wie Wie­sel irr­tüm­lich meint. Gott kommt zu uns in Jesus Chri­stus, spricht zu uns im Evan­ge­li­um, wirkt unter uns durch sei­nen Hei­li­gen Geist, dem wir nur nach­spü­ren müs­sen: Wir füh­len ihm im Lachen und Spie­len der Kin­der, in der hof­fent­lich selbst­ver­ständ­li­chen Nach­bar­schafts­hil­fe, in einem roman­ti­schen Son­nen­un­ter­gang, im ver­trau­ten Gespräch mit Freunden.

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind
  • nicht ver­hei­ra­tet