Hohe Aus­zeich­nung für Bay­reu­ther Insektenforscher

Symbolbild Bildung
Prof. Dr. Konrad Dettner und Prof. Dr. Johanna Eder bei der Preisverleihung im Museum am Löwentor, Stuttgart, am 28. März 2014. Foto: Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart

Prof. Dr. Kon­rad Dett­ner und Prof. Dr. Johan­na Eder bei der Preis­ver­lei­hung im Muse­um am Löwen­tor, Stutt­gart, am 28. März 2014. Foto: Staat­li­ches Muse­um für Natur­kun­de Stuttgart

Der Bay­reu­ther Insek­ten­for­scher Prof. Dr. Kon­rad Dett­ner, der seit fast drei Jahr­zehn­ten einen Lehr­stuhl für Tier­öko­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth inne­hat, ist mit dem Ernst-Jün­ger-Preis für Ento­mo­lo­gie 2013 aus­ge­zeich­net wor­den. Im Rah­men eines Fest­ak­tes am 28. März 2014 in Stutt­gart erhielt er die Aus­zeich­nung aus den Hän­den von Prof. Dr. Johan­na Eder, der Direk­to­rin des Staat­li­chen Muse­ums für Natur­kun­de Stuttgart.

Der Ernst-Jün­ger-Preis für Ento­mo­lo­gie ist mit 5.000 Euro dotiert. Mit die­ser Aus­zeich­nung wür­digt das Land Baden-Würt­tem­berg im Tur­nus von drei Jah­ren her­aus­ra­gen­de Lei­stun­gen auf dem Gebiet der Insek­ten­for­schung. Der Preis wur­de 1985 vom Land Baden Würt­tem­berg aus Anlass des 90. Geburts­ta­ges von Ernst Jün­ger gestif­tet, des­sen lite­ra­ri­sches Werk bis heu­te zum Teil kon­tro­vers dis­ku­tiert wird, des­sen Bei­trä­ge zur Insek­ten­kun­de aber in der Fach­welt bis heu­te hoch­ge­schätzt werden.

In sei­ner Lau­da­tio wür­dig­te der Prof. Dr. Man­fred Ayas­se, Insek­ten­for­scher an der Uni­ver­si­tät Ulm, die weg­wei­sen­den Ver­dien­ste des Preis­trä­gers in For­schung und Leh­re. Prof. Dr. Kon­rad Dett­ner habe sich mit sei­nem wis­sen­schaft­li­chen Lebens­werk welt­weit einen her­vor­ra­gen­den Ruf als Insek­ten­kund­ler erwor­ben. Er habe in Deutsch­land maß­geb­lich dazu bei­getra­gen, For­schungs­zie­le und Metho­den der Che­mi­schen Öko­lo­gie im Bereich der Bio­lo­gie und Che­mie zu etablieren.

Die Che­mi­sche Öko­lo­gie ist eine inter­dis­zi­pli­nä­re For­schungs­rich­tung, die dar­auf abzielt, die che­mi­schen Wech­sel­be­zie­hun­gen zwi­schen pflanz­li­chen und tie­ri­schen Orga­nis­men – wie bei­spiels­wei­se den Käfern – auf­zu­klä­ren. Dabei geht es ins­be­son­de­re um Duft­stof­fe und ande­re Sub­stan­zen, die in der Kom­mu­ni­ka­ti­on bzw. Inter­ak­ti­on zwi­schen art­glei­chen oder ver­schie­den­ar­ti­gen Orga­nis­men zum Ein­satz kom­men. Neue Erkennt­nis­se hin­sicht­lich sol­cher „che­mi­schen Signa­le“ bie­ten wert­vol­le Hin­wei­se für die bio­lo­gi­sche Schäd­lings­be­kämp­fung, aber auch für die Bio­di­ver­si­täts­for­schung. So kann die Che­mi­sche Öko­lo­gie mit ihren spe­zi­el­len Metho­den die oft­mals fei­nen Unter­schie­de zwi­schen ver­wand­ten Insek­ten­ar­ten bestim­men, die her­kömm­li­chen ento­mo­lo­gi­schen Ver­fah­ren ver­schlos­sen blei­ben. „Die For­schung von Prof. Dett­ner hat der Bio­di­ver­si­täts­for­schung neue Impul­se ver­schafft und maß­geb­lich dazu bei­getra­gen, die Taxo­no­mie mit moder­nen Metho­den zu berei­chern“, erklär­te Prof. Dr. Johan­na Eder in ihrer Gratulation.

Die fächer­über­grei­fen­de Her­an­ge­hens­wei­se an die Insek­ten­kun­de, die Brücken zur Öko­sy­stem­for­schung, zu den Agrar- und den Forst­wis­sen­schaf­ten schlägt, prägt nicht zuletzt das von Kon­rad Dett­ner her­aus­ge­ge­be­ne „Lehr­buch der Ento­mo­lo­gie“, das 1999 erst­mals erschien und seit­dem mehr­fach neu auf­ge­legt wur­de. Es ent­hält bei­spiels­wei­se ein Kapi­tel zur Öko­lo­gie, in dem die Wech­sel­be­zie­hun­gen von Insek­ten unter­ein­an­der dar­ge­stellt wer­den, oder auch ein Kapi­tel über medi­zi­ni­sche Ento­mo­lo­gie, in dem es um bio­lo­gi­sche, che­mi­sche und bio­tech­ni­sche Metho­den der Schäd­lings­be­kämp­fung geht – und damit um wis­sen­schaft­li­che Fra­ge­stel­lun­gen, die zu Leb­zei­ten von Ernst Jün­ger noch weit­ge­hend unbe­ant­wor­tet waren.

Prof. Dr. Kon­rad Dett­ner ist seit 1986 Inha­ber eines Lehr­stuhls für Tier­öko­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. Sei­ne Hei­mat liegt in Baden-Würt­tem­berg: Er wur­de 1951 in Ehingen/​Donau gebo­ren und wuchs in Calw/​Schwarzwald auf. Nach einem Bio­lo­gie- und Che­mie­stu­di­um an der TH Stutt­gart und der Uni­ver­si­tät Hohen­heim, wo er 1977 pro­mo­viert wur­de, habi­li­tier­te er sich 1985 an der RWTH Aachen. Von 1999 bis 2005 war Prof. Dr. Kon­rad Dett­ner Prä­si­dent der Deut­schen Gesell­schaft für all­ge­mei­ne und ange­wand­te Ento­mo­lo­gie, der größ­ten insek­ten­kund­li­che Ver­ei­ni­gung in Deutsch­land. An der Uni­ver­si­tät Bay­reuth ist er aber nicht allein auf­grund sei­ner For­schungs­lei­stun­gen, son­dern auch als aka­de­mi­scher Leh­rer hoch­ge­schätzt: 2008 wur­de er vom Baye­ri­schen Staats­mi­ni­ste­ri­um für Wis­sen­schaft, For­schung und Kunst mit dem Preis für gute Leh­re ausgezeichnet.