Uni­ver­si­tät Bay­reuth: Künf­ti­ge Füh­rungs­eli­ten in Ost­afri­ka als Part­ner Europas

Symbolbild Bildung

„Es war für uns am Tan­sa­nisch-deut­schen Fach­zen­trum für Rechts­wis­sen­schaft, dem TGCL, eine beson­de­re Freu­de und Ehre, den deut­schen Außen­mi­ni­ster an der Uni­ver­si­tät Dar es Salaam begrü­ßen zu kön­nen; umso mehr, als die­ser Besuch ange­sichts der jüng­sten Ent­wick­lun­gen in der Ukrai­ne kei­nes­wegs selbst­ver­ständ­lich war“, erklärt Prof. Dr. Ulri­ke Wanit­zek, die Pro­jekt­lei­te­rin des Fach­zen­trums an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. Im Rah­men einer fünf­tä­gi­gen Afri­ka­rei­se besuch­te Bun­des­au­ßen­mi­ni­ster Dr. Frank-Wal­ter Stein­mei­er in der ver­gan­ge­nen Woche die Uni­ver­si­tät Dar es Salaam. Dabei traf er auch Stu­die­ren­de und Pro­fes­so­ren des TGCL, das an der dor­ti­gen Rechts­wis­sen­schaft­li­chen Fakul­tät, der School of Law, ange­sie­delt ist. Das 2008 gegrün­de­te Fach­zen­trum ist ein Koope­ra­ti­ons­pro­jekt der Uni­ver­si­tät Dar es Salaam und der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. Es wird vom Aus­wär­ti­gen Amt über den Deut­schen Aka­de­mi­schen Aus­tausch­dienst (DAAD) im Pro­gramm „Akti­on Afri­ka“ gefördert.

Regio­na­le Inte­gra­ti­ons­pro­zes­se und inter­na­tio­na­le Zusammenarbeit 

In sei­ner Rede „50 Jah­re bila­te­ra­le Bezie­hun­gen zwi­schen Deutsch­land und Tan­sa­nia“ erin­ner­te der Bun­des­au­ßen­mi­ni­ster dar­an, dass die Ver­ei­nig­te Repu­blik Tan­sa­nia, die aus einer Ver­ei­ni­gung von Fest­land-Tan­sa­nia und San­si­bar her­vor­ge­gan­gen ist, am 26. April 2014 den 50. Jah­res­tag ihrer Grün­dung fei­ert. Die­ses Jubi­lä­um sei ein Anlass, die engen poli­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Bezie­hun­gen zwi­schen Tan­sa­nia und der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land zu wür­di­gen, die wei­ter aus­ge­baut und gestärkt wer­den soll­ten. Der Mini­ster über­mit­tel­te sei­ne besten Wün­sche für die gegen­wär­ti­ge Ver­fas­sungs­re­form in Tan­sa­nia, die von deut­scher Sei­te mit gro­ßem Inter­es­se ver­folgt wer­de. Zugleich beton­te er die Fort­schrit­te der regio­na­len Inte­gra­ti­on in Ost­afri­ka. Deutsch­land wol­le die Ost­afri­ka­ni­sche Gemein­schaft (EAC), die sich ehr­gei­zi­ge öko­no­mi­sche Zie­le gesetzt habe, auf ihrem Weg wei­ter­hin unter­stüt­zen. In der EAC haben sich Burun­di, Kenia, Ruan­da, Tan­sa­nia und Ugan­da zu einem Gemein­sa­men Markt zusam­men­ge­schlos­sen; auch das Ziel einer Wäh­rungs­uni­on ist ver­trag­lich vereinbart.

Außen­mi­ni­ster Stein­mei­er beton­te das Inter­es­se Deutsch­lands an sol­chen nach­hal­ti­gen Inte­gra­ti­ons­pro­zes­sen. Die­se wür­den die Zusam­men­ar­beit zwi­schen Euro­pa, Afri­ka und ande­ren Tei­len der Welt för­dern, wenn es dar­um geht, Lösun­gen für glo­ba­le Her­aus­for­de­run­gen zu fin­den – bei­spiels­wei­se auf den Gebie­ten der Migra­ti­on, der Ter­ro­ris­mus­be­kämp­fung und des Klimaschutzes.

Das Recht der Ost­afri­ka­ni­schen Gemein­schaft: fach­li­cher Schwer­punkt des TGCL

Zur Erfor­schung und Ent­wick­lung des rela­tiv jun­gen Rechts der Ost­afri­ka­ni­schen Gemein­schaft lei­stet das TGCL bedeu­ten­de rechts­wis­sen­schaft­li­che Bei­trä­ge. „Hoch­ka­rä­tig besetz­te Kon­fe­ren­zen der ver­gan­ge­nen Jah­re haben dazu bei­getra­gen, dass das TGCL heu­te als füh­ren­de Insti­tu­ti­on zum EAC-Recht wahr­ge­nom­men wird“, freut sich Prof. Wanit­zek. Eine die­ser Kon­fe­ren­zen stand im letz­ten Jahr unter dem The­ma „Regio­na­le Inte­gra­ti­on und Recht: Ost­afri­ka­ni­sche und euro­päi­sche Per­spek­ti­ven“. Exper­ten aus Tan­sa­nia und Kenia sowie aus Deutsch­land und Frank­reich unter­such­ten Bei­spie­le der regio­na­len Inte­gra­ti­on in Afri­ka und in Euro­pa, um her­aus­zu­fin­den, wie die Rechts­sy­ste­me ver­schie­de­ner Staa­ten mög­lichst erfolg­reich har­mo­ni­siert wer­den können.

Unab­ding­ba­re Prin­zi­pi­en des Wan­dels: Rechts­staats­prin­zip und inter­na­tio­na­le Zusammenarbeit 

Bei sei­nem Besuch in Dar es Salaam hob der Bun­des­au­ßen­mi­ni­ster her­vor, dass das TGCL einen wich­ti­gen Bei­trag für die Aus­bil­dung von Füh­rungs­kräf­ten lei­ste, die in der Lage sei­en, Pro­zes­se der regio­na­len Inte­gra­ti­on sowie zahl­rei­che wei­te­re Ver­än­de­run­gen kom­pe­tent mit­zu­ge­stal­ten. Er beton­te die ein­drucks­vol­le Dyna­mik und die viel­fäl­ti­gen Ent­wick­lungs­po­ten­zia­le auf dem afri­ka­ni­schen Kon­ti­nent: „Afri­ka ist heu­te ein Kon­ti­nent der Chan­cen. Ein Kon­ti­nent, auf dem sich die Gesell­schaf­ten schnell und viel­sei­tig ent­wickeln dank ihrer Krea­ti­vi­tät, Opti­mis­mus und moder­ner Tech­no­lo­gien. Es ist ein Kon­ti­nent, der inter­na­tio­na­le Inve­sto­ren anzieht. Ein Kon­ti­nent des Fort­schritts – eines Fort­schritts, der lei­der viel zu oft mit Kon­flik­ten, Insta­bi­li­tät und Ungleich­heit durch­setzt ist.“

Außen­mi­ni­ster Stein­mei­er erin­ner­te zugleich an den Aus­bruch des Ersten Welt­kriegs vor ein­hun­dert Jah­ren, der viel Leid über die Zivil­be­völ­ke­rung in Afri­ka gebracht habe. Die Eska­la­ti­on, die zum Kriegs­aus­bruch geführt habe, sei eine Mah­nung, auch in Zei­ten hoher inter­na­tio­na­ler Span­nun­gen nie­mals von diplo­ma­ti­schen und poli­ti­schen Initia­ti­ven abzu­las­sen. Der Bun­des­au­ßen­mi­ni­ster beton­te, dass in einer sich rasch ver­än­dern­den Welt
zwei Fak­to­ren von zen­tra­ler Bedeu­tung sei­en: Rechts­staat­lich­keit und inter­na­tio­na­le Zusam­men­ar­beit. Die Euro­päi­sche Uni­on hal­te Aus­schau nach Part­nern, die eine auf die­sen Prin­zi­pi­en gegrün­de­te mul­ti­la­te­ra­le Außen­po­li­tik teilen.