Forch­heim: Bür­ger­initia­ti­ve zur Wah­rung der Grund­rech­te grün­det sich

In Forch­heim soll sich dem­nächst eine neue Bür­ger­initia­ti­ve for­men. In einem ersten Infor­ma­ti­ons­tref­fen wur­den am ver­gan­ge­nen Don­ners­tag­abend auf dem Win­ter­bau­er­kel­ler die Wei­chen für die neue Grup­pie­rung gestellt, die sich Bür­ger­initia­ti­ve zur Wah­rung der Grund­rech­te nen­nen will.

Informationstreffen auf dem Winterbauer-Keller

Infor­ma­ti­ons­tref­fen auf dem Winterbauer-Keller

„Ich muss nur noch kurz die Welt ret­ten…..“; sang Song­wri­ter Tim Bendz­ko unlängst und lan­de­te damit einen gro­ßen Hit. Nein, als Welt­ver­bes­se­rer möch­ten Ingrid Schul­er, Heinz Mar­quart, Heinz Göß­wein und Ati­la Kara­bag nicht bezeich­net wer­den, aber sie möch­ten mit ihren Aktio­nen Zei­chen set­zen. Am ver­gan­ge­nen Don­ners­tag­abend tra­fen sich die vier Per­so­nen auf dem Win­ter­bau­er­kel­ler um ein gemein­sa­mes Pro­jekt auf den Weg zu brin­gen. In Forch­heim soll näm­lich dem­nächst eine neue Bür­ger­initia­ti­ve aus der Tau­fe geho­ben wer­den, genau­er bezeich­net eine „Bür­ger­initia­ti­ve zur Wah­rung der Grund­rech­te“ und zwar nicht glo­bal betrach­tet, son­dern die Bür­ger­initia­ti­ve will sich für die Men­schen vor Ort einsetzen.

Besteht aber über­haupt Bedarf? „Die Wahl­be­tei­li­gung ist im Ver­gleich zur letz­ten Kom­mu­nal­wahl noch­mals um rund fünf Pro­zent gesun­ken“, zeigt Initia­tor Heinz Mar­quart auf. „Wir lau­fen Gefahr, dass wir ame­ri­ka­ni­sche Ver­hält­nis­se bekom­men; näm­lich dass wie in Ame­ri­ka bei der Prä­si­den­ten­wahl ledig­lich 30 bis 35 Pro­zent der Bevöl­ke­rung zur Wahl gehen“, pro­phe­zeit Mar­quart. „Immer mehr Leu­te klin­ken sich aus; wie es auch damals in der DDR gewe­sen ist“, fügt er hin­zu. In Nürn­berg gebe es jetzt bereits Wahl­be­zir­ke mit einer Wahl­be­tei­li­gung von gera­de mal 20 Prozent.

Besorg­nis­er­re­gend ist für Mar­quart auf der kom­mu­na­len Ebe­ne der Rück­gang der Zei­tungs­le­ser. Des­we­gen sei es unbe­dingt not­wen­dig das The­ma Tages­zei­tung auch in den Schul­un­ter­richt mit auf­zu­neh­men. „Für was braucht man Grund­rech­te wie Pres­se­frei­heit, wenn es kei­ne Leser mehr gibt?“, hin­ter­fragt er kri­tisch. „Einen Ein­blick in eine Kom­mu­ne bekom­me man nur über die Tages­zei­tung“, fügt Mar­quart hin­zu. Man müs­se die Jugend wie­der mehr für das The­ma „Demo­kra­tie“ begei­stern so sei­ne The­se. „Die Demo­kra­tie ist ein Geschenk, für das man sich aber auch ein­set­zen müsse“.

Besorg­nis­er­re­gend ist für Mar­quart auch die Tat­sa­che, dass das The­ma Mob­bing immer mehr um sich grei­fe. „Jeder der Mob­bing betreibt ver­stößt gegen das Grund­ge­setz Arti­kel Eins, der aus­sa­ge, dass die Wür­de des Men­schen eigent­lich unan­tast­bar sei“, ergänzt er.

Josef Göß­wein sieht in der fort­wäh­ren­den Miss­ach­tung der Grund­rech­te ein Bil­dungs­pro­blem, wel­ches bereits in der Schu­le begin­ne. Er wün­sche sich mehr poli­ti­sche Bil­dung im Schul­un­ter­richt. Für Heinz Mar­quart gehört es auch zur poli­ti­schen Bil­dung in der Schu­le auch das The­ma „Ver­wal­tungs­recht“ zu behan­deln. Jeder Bür­ger und jede Bür­ge­rin kom­me in ihrem Leben mit dem Ver­wal­tungs­recht in Kon­takt. Nur wenn man auch Ahnung vom Ver­wal­tungs­recht habe, kön­ne man mit den Beam­ten auf „Augen­hö­he“ kom­mu­ni­zie­ren und brau­che sich nicht ein „X für ein O“ vor­ma­chen las­sen, so Mar­quart. „Irgend­wann kommt die Ver­wal­tung und schlägt zu“. „Augen­hö­he ist für eine Demo­kra­tie uner­läss­lich“, fügt er an. Aus sei­ner jah­re­lan­gen poli­ti­schen Erfah­rung als Kreis­rat, aber auch als Vor­sit­zen­der des Bund Natur­schut­zes weiß Mar­quart genau, wie er mit Behör­den und Ämtern umzu­ge­hen hat. Dazu sei es eben gut, wenn man Ahnung vom Ver­wal­tungs­recht habe.

Mit Mar­quart, Göß­wein und Kara­bag haben sich drei poli­tisch enga­gier­te Per­so­nen gefun­den, die Grund­rech­te hoch­hal­ten wol­len. Die Poli­ti­ker müss­ten sich nun end­lich Gedan­ken machen, wie man die Wahl­be­tei­li­gung wie­der stei­gern kön­ne, ist auch Ati­la Kara­bag der Mei­nung. Doch was sind jetzt die kon­kre­ten Vor­ha­ben die­ser Bür­ger­initia­ti­ve? „Wir wol­len das The­ma Grund­rech­te in der Bevöl­ke­rung eta­blie­ren“, sind sich alle vier Per­so­nen einig. In Pla­nung sind Vor­trä­ge über die Grund­rech­te an Schu­len zu ver­an­stal­ten. Hier erhofft man sich Unter­stüt­zung von den Forch­hei­mer Land­tags­ab­ge­ord­ne­ten, die hier über das Kul­tus­mi­ni­ste­ri­um auf die Land­kreis­schu­len Ein­fluss neh­men sol­len, damit sol­che Vor­trä­ge mög­lich sind. Gleich­zei­tig will man in Stadt und Land­kreis Forch­heim kon­kre­te Fäl­le auf­grei­fen in denen Grund­rechts­ver­let­zun­gen vor­lie­gen und die­se öffent­lich unter Ein­be­zie­hung der Medi­en aufarbeiten.

„Anhand von prak­ti­schen Bei­spie­len kann man die Bedeu­tung der Grund­rech­te am besten plau­si­bel ver­deut­li­chen“, ist Kara­bag der Mei­nung. „Wer also meint, dass er in sei­nen Grund­rech­ten von drit­ten Per­so­nen oder Insti­tu­tio­nen ein­ge­schränkt wird, der soll sich bei uns mel­den“, sagt Mar­quart, der aus der täg­li­chen Erfah­rung weiß, dass es vie­le Fäl­le gibt in denen Grund­rech­te mit Füßen getre­ten wer­den. Man kön­ne sich auch vor­stel­len, dass man im Feri­en­pro­gramm des Kreis­ju­gend­rings mit Vor­trä­gen über die Grund­rech­te ver­tre­ten sein könn­te. „Wir wol­len ein­fach ein­grei­fen wenn jemand bewusst dis­kri­mi­niert und die Sin­ne der Bevöl­ke­rung für sol­che Grund­rechts­ver­let­zun­gen schär­fen“, fügt Göß­wein hinzu.

Kei­ne leich­te Auf­ga­be, der sich die vier Per­so­nen ver­schrie­ben haben, denn alle vier sind sich einig: „Es wird ein dor­nen­rei­cher Weg; denn es geht momen­tan rück­wärts mit unse­rer Demo­kra­tie“, so Mar­quart, der genau wie sei­ne Mit­strei­ter auch in einem ersten Schritt die Bür­ger­initia­ti­ve eta­blie­ren und sta­bi­li­sie­ren will. Das Quar­tett sucht für sei­ne Idee noch Mit­strei­te­rin­nen und Mit­strei­ter. Für ihr erstes Tref­fen hat­te man sich noch mehr Betei­li­gung gewünscht. „Eine kri­ti­sche Mit­ar­beit in der Demo­kra­tie ist momen­tan offen­bar nicht in“, sagt Mar­quart etwas süf­fi­sant, der hofft, dass sich nun doch noch der eine oder ande­re Mit­strei­ter mel­det. „Mel­den kann sich auch, wer meint in sei­nen Grund­rech­ten beein­träch­tigt zu wer­den“, so Mar­quart, der sich sicher ist, dass Bedarf vor­han­den ist.

Die Bür­ger­initia­ti­ve in Grün­dung ist per E‑Mail unter bi-​zur-​wahrung-​der-​Grundrechte@​freenet.​de oder unter Tele­fon­num­mer 09545–359005 zu errei­chen. „Unse­re Deut­sche Ver­fas­sung wird am 23. Mai 2014 65 Jah­re; ist also qua­si im Ren­ten­al­ter“, scherzt Mar­quart, der hofft, dass man die Ver­fas­sung nicht in „Ren­te schickt“, son­dern sie noch sehr lan­ge erhal­ten bleibt; sagt er mit einem Augen­zwin­kern. Zu die­sem Ter­min will man bereits eine erste Ver­an­stal­tung anbie­ten. Wert legen die Initia­to­ren dar­auf, dass es sich um ein über­par­tei­li­ches Bünd­nis han­deln soll und man wün­sche sich auch, dass sich noch wei­te­re Per­so­nen aus Wirt­schaft, Schu­le und Poli­tik an die­ser BI beteiligen.