Ker­wabumm, Kren­fleisch und Küch­la: Kirch­weih­fe­ste in der Frän­ki­schen Schweiz

Aufstellen des Maibaums

Auf­stel­len des Kirchweihbaums

Die Kirch­weih, im Volks­mund auch „Ker­wa“ oder „Kir­wa“ genannt, hat in der Regi­on zwi­schen Bam­berg, Nürn­berg und Bay­reuth eine jahr­hun­der­te­lan­ge Tra­di­ti­on und gehört in jedem noch so klei­nen Ort mit einer Kir­che oder Kapel­le zum festen Bestand­teil der Brauch­tums­pfle­ge. Gäste sind herz­lich ein­ge­la­den, bei Tanz, Musik und regio­na­len Spe­zia­li­tä­ten mitzufeiern.

Die Kirch­weih­fe­ste sind aus dem täg­li­chen Leben in der Frän­ki­schen Schweiz nicht weg­zu­den­ken. Min­de­stens 325 Mal wird zwi­schen Ende April und Anfang Dezem­ber gefei­ert. Die Abfol­ge, Art und Dau­er der Kirch­weih ist dabei von Ort zu Ort unter­schied­lich. Die mei­sten Dör­fer fei­ern aber tra­di­tio­nell von Don­ners­tag bis Diens­tag im Dorf­gast­haus, im Fest­zelt oder im Ver­eins­haus, bei Blas- und Rock­mu­sik, mit Fest­um­zug, Schau­stel­ler­be­trieb und Markt­trei­ben. Eins ist klar: Bei der Ker­wa geht es immer lustig und feucht-fröh­lich zu.

Ihren Ursprung haben die Kirch­weih­fe­ste im christ­li­chen Glau­ben. Seit dem Mit­tel­al­ter wur­de die Kirch­wei­he eines neu­en Got­tes­hau­ses aus­gie­big gefei­ert. Heu­te sind die Feste weni­ger reli­gi­ös geprägt, die Fei­er­lich­kei­ten an sich und das regio­na­le Brauch­tum ste­hen im Vor­der­grund. Die „Ker­wabumm“, meist unver­hei­ra­te­te jun­ge Bur­schen, holen don­ners­tags oder frei­tags den „Ker­wapfar­rer“ ab und gehen mit ihm zusam­men zu einem Platz, wo sie eine Fla­sche oder ähn­li­ches aus dem Boden aus­gra­ben. Damit ist die Kirch­weih eröffnet.

Zu jeder Kirch­weih gehört natür­lich auch ein Mai­baum oder „Maiä“, wie die Fran­ken sagen. Dafür fah­ren die Dorf­bur­schen tra­di­tio­nell am Sams­tag Mor­gen mit ihren Trak­to­ren in den Wald und fäl­len dort einen Baum, meist eine Fich­te. Am Nach­mit­tag brin­gen sie den Baum mit musi­ka­li­scher Beglei­tung ins Dorf. Vor der Wirt­schaft, in der gefei­ert wird, oder auf dem Dorf­platz wird der „Ker­wa­baum“ dann auf­ge­stellt. Das dau­ert meh­re­re Stun­den und for­dert viel Kraft und Aus­dau­er, denn der Baum kann über 30 Meter hoch sein. Geschmückt wird er anschlie­ßend mit Krän­zen und Bändern.

Sonn­tags geht es dann nach alter Tra­di­ti­on zum „Bet­zen aus­tan­zen“. Die Kirch­weih­paa­re tan­zen dabei sin­gend um den Baum her­um, ein Blu­men­strauß wird von Paar zu Paar wei­ter­ge­ge­ben. Ein Wecker wird gestellt und das Paar, das beim Klin­geln den Strauß in den Hän­den hält, wird das „Oberk­erwa­paar“. Die­ses muss nun die soge­nann­ten „Insi­gni­en“, ein Schul­ter­tuch für das Mäd­chen und einen Hut oder einen Krug für den Bur­schen, vom Baum her­un­ter­ho­len. Das aller­dings wird von den ande­ren Ker­wa­paa­ren durch Rüt­teln an der Lei­ter erschwert. Mit der „Nach­ker­wa“ am Mon­tag und dem „Ein­gra­ben“ am Diens­tag enden die Kirchweihfeierlichkeiten.

Natür­lich kommt auch der kuli­na­ri­sche Genuss nicht zu kurz. Oft wird in den Gast­stät­ten don­ners­tags das berühm­te „Kren­fleisch“, ein Fleisch mit Meer­ret­tich­so­ße und Klö­ßen, ser­viert. Ab Frei­tag gibt es fri­sche, boden­stän­di­ge Gerich­te vom Schwein wie Blut- und Leber­wür­ste, Press­sack, Schlacht­plat­te, Schwei­ne­bra­ten und „Schäu­fer­le“. Dazu wird fri­sches Fass­bier aus einer der 73 regio­na­len Braue­rei­en gereicht. Zum Nach­tisch darf typisch frän­ki­sches Schmalz­ge­bäck wie „Küch­la“ oder „Urräd­la“ nicht fehlen.

Den Anfang macht in die­sem Jahr das Kirch­weih­fest in Thur­n­au. Zwei Wochen nach Ostern wird hier so rich­tig gefei­ert. Vom 25. Juli bis zum 4. August freut sich dann auch das größ­te Kirch­weih­fest in der Regi­on auf vie­le Gäste: das Forch­hei­mer Anna­fest. Über 20 Bier­kel­ler sor­gen dann für das leib­li­che Wohl der Besu­cher, zahl­rei­che Fahr­ge­schäf­te bie­ten Spaß für Jung und Alt, Musik von zünf­tig bis modern sorgt für gute Unter­hal­tung. Ein tra­di­tio­nel­les High­light ist auch die Lim­mers­dor­fer Lin­den­kirch­weih, die vom 23. bis zum 26. August gefei­ert wird. Dabei steht die älte­ste Tanz­lin­de Ober­fran­kens im Mit­tel­punkt, auf der nach­weis­lich seit 1729 unun­ter­bro­chen zur Lin­den­kirch­weih getanzt wird. Ein Rad­rund­weg ver­bin­det die­se mit zwei wei­te­ren Tanz­lin­den, der Pee­ste­ner Tanz­lin­de bei Kasen­dorf und der Tanz­lin­de in Lan­gen­stadt bei Neudrossenfeld.

Nähe­re Infor­ma­tio­nen zu den Ter­mi­nen der ein­zel­nen Kirch­weih­fe­ste gibt es unter www​.fraen​ki​sche​-schweiz​.com