MdB Schar­fen­berg: „Cry­stal Meth: Ent­wick­lung spitzt sich zu“

Akti­ons­plan drin­gend erforderlich

Zur Cry­stal-Stu­die des Bun­des­mi­ni­ste­ri­ums für Gesund­heit erklärt Eli­sa­beth Schar­fen­berg MdB, Mit­glied im Gesundheitsausschuss:

Seit zehn Jah­ren sieht die Bun­des­re­gie­rung taten­los zu, wie die Sicher­stel­lungs­men­gen von (Meth-)Amphetaminen Jahr für Jahr auf­fäl­lig stei­gen. Inzwi­schen sind 65 Pro­zent der erst­auf­fäl­li­gen Kon­su­men­ten „har­ter Dro­gen“ Kon­su­men­ten von (Meth-)Amphetaminen. Dabei sind sich alle Exper­ten einig: Cry­stal Meth ist eine rasch wirk­sa­me, sehr zer­stö­re­ri­sche Dro­ge, die in kur­zer Zeit zu Abhän­gig­keit führt. Die Ent­wick­lung gera­de im deut­schen Grenz­ge­biet zu Tsche­chi­en hat sich in letz­ter Zeit zuge­spitzt. Wir Grü­ne im Bun­des­tag for­dern drin­gend einen „Akti­ons­plan Cry­stal“, der sich end­lich den Anfor­de­run­gen an Prä­ven­ti­on, The­ra­pie und Scha­dens­mi­ni­mie­rung stellt und der zügig umge­setzt wird.

Die Ergeb­nis­se der vor­lie­gen­den Stu­die wei­sen im Übri­gen auf sehr unter­schied­li­che Kon­su­men­ten­grup­pen hin. Neben der Par­ty-Sze­ne sind das Kon­su­men­ten, die die Dro­ge zur Lei­stungs­stei­ge­rung in Beruf, Schu­le und Aus­bil­dung ein­set­zen, sowie Kon­su­men­ten mit Kin­dern. Das erfor­dert ein ziel­grup­pen­spe­zi­fi­sches Vor­ge­hen, um die­se User-Grup­pen zu errei­chen. Gera­de Kin­der Cry­stal-abhän­gi­ger Eltern sind dabei selbst hoch­ge­fähr­det. Hier ist eine enge Koope­ra­ti­on mit der Jugend­hil­fe vor­ran­gig. Der­zeit feh­len für die Cry­stal-Kon­su­men­ten ambu­lan­te psy­cho­the­ra­peu­ti­sche Ange­bo­te und Selbst­hil­fe­grup­pen gera­de in Bay­ern und Sach­sen. Hier sind auch die Lan­des­re­gie­run­gen gefragt.

Die Cry­stal-Stu­die emp­fiehlt, Pilot­pro­jek­te durch­zu­füh­ren zum soge­nann­ten „Drug Checking“ (mobi­le Dro­gen­tests in der Par­ty­sze­ne). Die­se For­de­rung unter­stüt­zen wir nach­drück­lich und for­dern die Bun­des­re­gie­rung auf, die recht­li­chen und finan­zi­el­len Vor­aus­set­zun­gen hier­für noch in die­sem Jahr zu schaf­fen. Im Par­ty-Set­ting ist eine Auf­klä­rung über die Ansteckungs­ge­fahr mit Hepa­ti­tis durch so genann­te Zieh­röhr­chen erfor­der­lich. Hier muss die Bun­des­re­gie­rung die Sze­ne nahen Selbst­hil­fe­grup­pen und Par­ty­dro­gen­pro­jek­te durch ent­spre­chen­de ziel­grup­pen­ori­en­tier­te Modell­pro­jek­te unter­stüt­zen. In Wien und der Schweiz wird die­ses Prä­ven­ti­ons­in­stru­ment seit Jah­ren erfolg­reich ein­ge­setzt. Deutsch­land darf hier den Anschluss an die inter­na­tio­na­le Ent­wick­lung nicht verpassen.

Viel zu spät hat die Bun­des­re­gie­rung auf das The­ma reagiert. In der heu­te ver­öf­fent­lich­ten Stu­die wei­sen die Wis­sen­schaft­ler auf einen zwei­ten Cyr­stal-Bericht hin, der dem BMG vor­liegt. Bis­lang wur­de er nicht ver­öf­fent­licht, obwohl er kon­kre­te Exper­ten­for­de­run­gen ent­hal­ten soll, die für die betrof­fe­nen Län­der außer­or­dent­lich wich­tig wären. Wir for­dern die Bun­des­re­gie­rung auf, den Bericht umge­hend zu ver­öf­fent­li­chen. Pro­ble­ma­tisch ist auch, dass bis heu­te kei­ne genau­en Zah­len für Cry­stal-Kon­su­men­ten oder Abhän­gi­ge vor­lie­gen. Sowohl in den BKA-Berich­ten als auch in den Suchts­ur­veys wer­den immer noch Amphet­amin und Cyrstal­kon­su­men­ten ver­mischt. Wir for­dern hier kla­re, ein­deu­ti­ge Sta­ti­sti­ken und jähr­lich neue Zahlen.