Gedan­ken zum Aschermittwoch

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Mich beein­druckt das Bild „Ver­leug­nung Petri“ aus der Hand von Otto Dix: Petrus, der wich­tig­ste Apo­stel, hat gera­de behaup­tet, er ken­ne die­sen Jesus nicht und nun, wo der Hahn kräht, jetzt begreift er sei­ne Schuld, sein Ver­sa­gen. Die Bibel sieht den Men­schen rea­li­stisch, näm­lich gefan­gen im undurch­dring­li­chen Dickicht von Schuld, Zwei­fel, Leid und Tod, hin- und her­ge­ris­sen zwi­schen Hoch­mut und Resi­gna­ti­on. Wir machen uns lie­ber Illu­sio­nen über uns, suchen nach immer mehr Zer­streu­ung und Kon­sum, nach Aus­re­den, wol­len den Schwar­zen Peter ande­ren zuschie­ben. Otto Dixens Bild eröff­net im Evan­ge­li­schen Gesang­buch auf S. 1510 den Abschnitt über die Beich­te, die in der katho­li­schen Kir­che noch heu­te prak­ti­ziert wird, nament­lich am Ascher­mitt­woch. Wir dür­fen aber auch einem evan­ge­li­schen Pfar­rer oder einem „nor­ma­len“ Mit­chri­sten beich­ten, dür­fen uns von der See­le reden , dür­fen im Gebet alles zu Gott brin­gen, was uns quält. Gott sagt Ja zu uns und des­halb dür­fen wir uns auch selbst akzep­tie­ren, so wie wir sind, ohne dabei selbst­ge­recht oder ober­fläch­lich zu wer­den. Die Beich­te befreit uns von dem Wahn, immer stark und unan­greif­bar sein zu müs­sen. Wer beich­tet, erkennt sei­ne eige­ne Fehl­bar­keit und bil­ligt sie auch dem andern zu. So schließt sich der Gra­ben zwi­schen ein­zel­nen Men­schen, Gene­ra­tio­nen und Völ­kern. Chri­stus hat die Schuld, das Ver­sa­gen, das Elend der Alten und der Jun­gen getra­gen, der Armen und der Rei­chen, der Deut­schen und der Frem­den. Unter sei­nem Kreuz kön­nen wir ein­an­der die Hand rei­chen und gemein­sam neu anfan­gen. Aus der Ver­ge­bung wächst neue Gemein­schaft, denn so for­mu­liert Kurt Marti :
„Ich glau­be, dass ich des­we­gen Christ bin, weil ich durch ein­zel­ne Chri­sten erfah­ren habe und noch immer erfah­re, was Ver­ge­bung ist. In ihr ist mir die schöp­fe­ri­sche Her­aus­for­de­rung Jesu kon­kret begeg­net. Ver­ge­bung befreit und ver­än­dert: mich, den andern und unse­re Bezie­hung zuein­an­der. Ver­ge­bung setzt frei,wo Gefan­gen­schaft war. Sie schafft eine Soli­da­ri­tät, die auch unse­re dunk­len, gefähr­li­chen Sei­ten mit­trägt. Dadurch wird sie zu einer Quel­le von Freund­schaft und Liebe.“

Wei­te­re Sonn­tags­ge­dan­ken

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind
  • nicht ver­hei­ra­tet