Uni­ver­si­tät Bay­reuth: SPA­SER-basier­te Nanol­a­ser – opti­sche Bau­ele­men­te der Zukunft

Symbolbild Bildung

Eine neue Emmy Noe­ther-For­schungs­grup­pe an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth erforscht die Grund­la­gen für neu­ar­ti­ge Nanolaser

Die Ent­wick­lung des Lasers hat seit den 1960er Jah­ren auf zahl­rei­chen Gebie­ten – bei­spiels­wei­se in der Medi­zin oder den elek­tro­ni­schen Medi­en – zu tech­no­lo­gi­schen Inno­va­tio­nen geführt, die aus dem Lebens­all­tag nicht mehr weg­zu­den­ken sind. Eine aktu­el­le Her­aus­for­de­rung liegt der­zeit in der Minia­tu­ri­sie­rung der Laser­quel­len. Beson­ders in Anwen­dungs­be­rei­chen wie der opti­schen Daten­ver­ar­bei­tung und der hoch­auf­lö­sen­den Mikro­sko­pie besteht ein star­kes Inter­es­se an Lasern, die deut­lich klei­ner sind als klas­si­sche Laser. Deren Licht­quel­len haben mei­stens Abmes­sun­gen von min­de­stens eini­gen Zen­ti­me­tern. Daher gewin­nen For­schungs­ar­bei­ten rasant an Bedeu­tung, die auf die Ent­wick­lung von Nanol­a­sern abzie­len, also von Laser­licht­quel­len mit Abmes­sun­gen im Nano­me­ter­be­reich. Idea­ler­wei­se besteht ein Nanol­a­ser aus einem ein­zi­gen Nano­teil­chen, das etwa 500 mal klei­ner ist als die Dicke eines mensch­li­chen Haa­res. An der Uni­ver­si­tät Bay­reuth wird Juni­or-Prof. Dr. Mat­thi­as Karg in den näch­sten fünf Jah­ren eine Emmy Noe­ther-For­schungs­grup­pe lei­ten, wel­che die Grund­la­gen­for­schung auf die­sem Gebiet wei­ter vor­an­trei­ben wird.

Das Emmy Noe­ther-Pro­gramm der Deut­schen For­schungs­ge­mein­schaft (DFG) rich­tet sich fächer­über­grei­fend an her­vor­ra­gen­de Nach­wuchs­wis­sen­schaft­le­rin­nen und ‑wis­sen­schaft­ler. Es bie­tet ihnen die Chan­ce, ein jun­ges For­schungs­team an einer deut­schen Uni­ver­si­tät über meh­re­re Jah­re hin­weg erfolg­reich zu lei­ten und sich dadurch für die Über­nah­me einer Pro­fes­sur zu qua­li­fi­zie­ren. Juni­or-Prof. Dr. Mat­thi­as Karg ist 2011 nach einem zwei­jäh­ri­gen Post­doc-Auf­ent­halt von der Uni­ver­si­tät Mel­bourne in Austra­li­en an die Uni­ver­si­tät Bay­reuth gewech­selt. Im Jahr 2012 wur­de er hier zum Juni­or­pro­fes­sor für Kol­lo­ida­le Syste­me beru­fen. Sei­ne Arbeits­grup­pe ist auf dem Gebiet der Poly­mer- und Kol­loid­for­schung in der Phy­si­ka­li­schen Che­mie tätig und befasst sich mit neu­en, optisch akti­ven Funktionsmaterialien.

„Es freut mich sehr, dass ich durch die För­de­rung aus dem Emmy Noe­ther-Pro­gramm jetzt die Mög­lich­keit habe, die­se viel­ver­spre­chen­den For­schungs­ar­bei­ten erheb­lich aus­zu­bau­en und wei­ter­zu­füh­ren – gemein­sam mit einer Grup­pe hoch­mo­ti­vier­ter Dok­to­ran­din­nen und Dok­to­ran­den“, erklärt Prof. Karg. „Wir wer­den uns dabei auf ein sehr span­nen­des Gebiet vor­wa­gen. Dabei wol­len wir die Grund­la­gen für einen neu­ar­ti­gen Typ von Nanol­a­sern erfor­schen, die eines Tages auf man­chen Tech­no­lo­gie­fel­dern gera­de­zu revo­lu­tio­nä­re Fol­gen haben könn­ten – bei­spiels­wei­se in der Sen­so­rik, bei opti­schen Com­pu­tern und bei der hoch­auf­lö­sen­den Mikro­sko­pie. Die Beson­der­heit der Nanol­a­ser liegt dabei nicht zuletzt in der Mög­lich­keit, durch nano­ska­li­ge opti­sche Bau­tei­le die Beu­gungs­gren­ze zu überwinden.“

Die­se neu­ar­ti­gen Nanol­a­ser nut­zen den so genann­ten „SPA­SER-Effekt“. Die Abkür­zung steht für „Sur­face Plas­mon Ampli­fi­ca­ti­on by Sti­mu­la­ted Emis­si­on of Radia­ti­on“. Wäh­rend in einem kon­ven­tio­nel­len Laser Pho­to­nen ver­stärkt wer­den, ist ein SPA­SER in der Lage, glei­che Ober­flä­chen­plas­mo­nen gezielt anzu­re­gen und zu ver­stär­ken. Ober­flä­chen­plas­mo­nen sind kol­lek­ti­ve Schwin­gun­gen der Lei­tungs­elek­tro­nen in metal­li­schen Struk­tu­ren, wie bei­spiels­wei­se in Gold- und Sil­ber­nano­par­ti­keln. Die Bay­reu­ther For­scher­grup­pe will leucht­star­ke Fluo­ro­pho­re dar­auf­hin unter­su­chen, unter wel­chen Bedin­gun­gen sie die­se Schwin­gun­gen ver­stär­ken können.

„Welt­weit besteht heu­te ein enor­mes Inter­es­se an den mate­ri­al­wis­sen­schaft­li­chen und phy­si­ka­li­schen Grund­la­gen sol­cher SPA­SER-basier­ten Nanol­a­ser. Aller­dings bedarf es sehr anspruchs­vol­ler spek­tro­sko­pi­scher Metho­den und einer aus­ge­präg­ten inter­dis­zi­pli­nä­ren Zusam­men­ar­beit, um die vie­len noch offe­nen Fra­gen zu beant­wor­ten“, erläu­tert Prof. Karg. „Die Uni­ver­si­tät Bay­reuth bie­tet uns hier idea­le Vor­aus­set­zun­gen. Es exi­stie­ren her­vor­ra­gend aus­ge­stat­te­te Labo­ra­to­ri­en, die auf die Syn­the­se, Cha­rak­te­ri­sie­rung und Funk­tio­na­li­sie­rung nano­struk­tu­rier­ter Mate­ria­li­en aus­ge­rich­tet sind. Dar­über hin­aus steht hier eine außer­ge­wöhn­li­che Viel­falt von Metho­den zur Ver­fü­gung, die für die Cha­rak­te­ri­sie­rung und Ver­ar­bei­tung kom­ple­xer Kol­lo­ide sowie für deren theo­re­ti­sche Beschrei­bung von Bedeu­tung sind.“

The­ma­tisch schlägt das For­schungs­pro­jekt der Bay­reu­ther Emmy Noe­ther-Grup­pe die Brücke von der klas­si­schen Kol­lo­id­che­mie zur expe­ri­men­tel­len und theo­re­ti­schen Phy­sik. Damit glie­dert sich das Pro­jekt ide­al in das Pro­fil­feld „Poly­mer- und Kol­loid­for­schung“ der Uni­ver­si­tät Bay­reuth ein und wird die­ses gleich­zei­tig durch ein neu­es, inno­va­ti­ves For­schungs­ge­biet wei­ter ver­stär­ken. Wei­ter­hin exi­stie­ren dabei zahl­rei­che fach­li­che Bezü­ge zu dem hier ange­sie­del­ten DFG-Son­der­for­schungs­be­reich „Von par­ti­ku­lä­ren Nano­sy­ste­men zur Meso­tech­no­lo­gie“. Das Bay­reu­ther Insti­tut für Makro­mo­le­kül­for­schung (BIMF) sowie das Bay­reu­ther Zen­trum für Kol­lo­ide und Grenz­flä­chen (BZKG) wer­den die Arbeits­grup­pe durch ihre beson­de­re Infra­struk­tur und durch ein weit­ver­zweig­tes Netz inter­na­tio­na­ler For­schungs­kon­tak­te unterstützen.