Him­mel­kron, Markt­sch­or­gast, Neu­en­markt, Bad Ber­neck und Gold­kro­nach stel­len gemein­sa­mes Ener­gie­kon­zept vor

Inter­kom­mu­na­ler Ansatz inner­halb der ILE „Frän­ki­sches Mark­gra­fen- und Bischofs­land“ soll Umset­zung erleichtern

Nach mehr als einem Jahr akri­bi­scher Detail­ar­beit hat die Ener­gie­agen­tur Nord­bay­ern (Kulm­bach) nun das gemein­sa­me Ener­gie­kon­zept für fünf Kom­mu­nen an der Gren­ze der Land­krei­se Bay­reuth und Kulm­bach vor­ge­stellt. Für Him­mel­kron, Markt­sch­or­gast und Neu­en­markt auf Kulm­ba­cher Sei­te sowie Bad Ber­neck und Gold­kro­nach im Land­kreis Bay­reuth gibt es nun nicht nur eine umfas­sen­de Bestands­auf­nah­me zur der­zei­ti­gen Ener­gie­ver­sor­gung, son­dern auch einen Fahr­plan für die Umset­zung der Ener­gie­wen­de auf kom­mu­na­ler Ebe­ne. Man kön­ne den Gemein­den zu dem Kon­zept nur gra­tu­lie­ren, so der Neu­en­mark­ter Bür­ger­mei­ster Sieg­fried Decker bei der Abschluss­ver­an­stal­tung im Gast­hof Opel in Him­mel­kron. Mit dem umfang­rei­chen Maß­nah­men­ka­ta­log gebe es erst­mals kla­re Hand­lungs­an­wei­sun­gen. So wer­de deut­lich, mit wel­chen kon­kre­ten Schrit­ten die betei­lig­ten Kom­mu­nen ihre ener­gie­po­li­ti­schen Zie­le errei­chen könnten.

Zu die­sen kon­kre­ten Schrit­ten zäh­len neben einer Rei­he von Vor­trä­gen und Aktio­nen zur Moti­va­ti­on von Bür­gern und Unter­neh­men auch Inve­sti­tio­nen in Sanie­rungs­maß­nah­men und den Aus­bau der erneu­er­ba­ren Ener­gie­er­zeu­gung. Zen­tra­le Pro­jek­te sind dabei in allen betei­lig­ten Kom­mu­nen Nah­wär­me­net­ze oder gemein­sa­me Wär­me­ver­sor­gun­gen, die die Effi­zi­enz beim Hei­zen ver­bes­sern und durch den Ein­satz von Hack­schnit­zeln oder Bio­gas auch den CO2-Aus­stoß ver­rin­gern sol­len. Vie­le der Vor­schlä­ge stam­men dabei übri­gens aus den Kom­muenn selbst. Im Lau­fe der Kon­zept­erstel­lung waren Bür­ge­rin­nen und Bür­ger aus allen Kom­mu­nen in ver­schie­de­nen Arbeits­krei­sen inten­siv eingebunden.

Dass sich wäh­rend der Erstel­lung des Ener­gie­kon­zepts der Wind auf poli­ti­scher Ebe­ne spür­bar gedreht hat, wur­de immer wie­der the­ma­ti­siert. Bau­di­rek­tor Rai­ner Albart vom Amt für Länd­li­che Ent­wick­lung aus Bam­berg, das die Erstel­lung des Kon­zepts mit 75 Pro­zent för­dert, kom­men­tier­te dies mit einem Zitat des grie­chi­schen Phi­lo­so­phen Ari­sto­te­les: „Wir kön­nen den Wind nicht ändern, aber die Segel anders set­zen.“ Gera­de weil in Ber­lin und Mün­chen der­zeit so man­ches Rad offen­bar wie­der zurück gedreht wer­de, sei­en die Ener­gie­kon­zep­te auf kom­mu­na­ler Ebe­ne so wich­tig, so Albart.

Auch die betei­lig­ten Gemein­den demon­strier­ten ihre Ent­schlos­sen­heit, an der Umset­zung der Ener­gie­wen­de vor Ort fest­zu­hal­ten und dafür so weit wie mög­lich zusam­men­zu­ar­bei­ten. Bei der rege­ne­ra­ti­ven Strom­erzeu­gung kön­nen die fünf Nach­barn, die bereits inner­halb der Inte­grier­ten Länd­li­chen Ent­wick­lung („ILE“) „Frän­ki­sches Mark­gra­fen- und Bischofs­land“ koope­rie­ren, aus dem Vol­len schöp­fen. Mit Bio­mas­se, Pho­to­vol­ta­ik, Wind­kraft, im Fal­le von Bad Ber­neck sogar mit Was­ser­kraft in einem nenns­wer­ten Umfang, könn­te der Strom­be­darf in den Gemein­den bilan­zi­ell mehr als gedeckt wer­den. Selbst wenn die Nut­zung der vor­han­de­nen Wind­kraft­po­ten­zia­le durch die aktu­el­len Vor­ga­ben der Baye­ri­schen Staats­re­gie­rung nicht mög­lich sein soll­te, blie­be noch immer ein Über­schuss an erneu­er­ba­rer Ener­gie. Eines müs­se aber auch klar sein, so Mar­kus Ruck­de­schel von der Ener­gie­agen­tur bei der Vor­stel­lung des Kon­zepts: Durch den Ver­zicht auf Wind­kraft wer­de die Ener­gie­wen­de in der Regi­on mit Sicher­heit nicht einfacher.

Bei der Wär­me­er­zeu­gung gestal­tet sich die Ener­gie­wen­de noch etwas anspruchs­vol­ler. Ohne eine deut­li­che Redu­zie­rung des Heiz­ener­gie­be­darfs rückt ein ech­ter Umstieg auf erneu­er­ba­re Ener­gie in wei­te Fer­ne. Nur wenn die Sanie­rungs­ra­te gestei­gert und die Effi­zi­enz im Hei­zungs­kel­ler ver­bes­sert wird, kann kann es gelin­gen, den rest­li­chen Ener­gie­be­darf zum Bei­spiel durch Son­ne, Bio­mas­se oder Umge­bungs­wär­me zu decken.

Auch in Sachen Elek­tro­mo­bi­li­tät war­tet das Ener­gie­kon­zept mit Ideen auf. In den Kom­mu­nen könn­te durch ein Car­sha­ring-Pro­jekt mit Elek­tro­au­tos ein „Schnup­per-Ange­bot“ geschaf­fen wer­den, das dabei hel­fen kann, die gän­gig­sten Vor­ur­tei­le gegen­über Elek­tro­fahr­zeu­gen abzu­bau­en. In Ver­bin­dung mit einer Solar­tank­stel­le könn­te dar­aus ein fast CO2-frei­es Mobi­li­täts­an­ge­bot werden.

In den näch­sten Wochen müs­sen die betei­lig­ten Kom­mu­nen nun ent­schei­den, wel­che der vor­ge­schla­ge­nen Pro­jek­te umge­setzt wer­den sol­len. Das Amt für Länd­li­che Ent­wick­lung hat hier­für bereits sei­ne Unter­stüt­zung zuge­si­chert. Wenn für kom­ple­xe­re Vor­ha­ben, zum Bei­spiel für die Pla­nung von Nah­wär­me­net­zen, tie­fer­ge­hen­de Unter­su­chun­gen not­wen­dig wer­den, kann wei­ter­hin mit einem Zuschuss von bis zu 75 Pro­zent gerech­net werden.

Bad Ber­necks Bür­ger­mei­ster Jür­gen Zin­nert stell­te in sei­nem Schluss­wort eine direk­te Ver­bin­dung mit der aktu­el­len Dis­kus­si­on um neue Strom­tras­sen her. Eine ent­schlos­se­ne Umset­zung der Ener­gie­wen­de vor Ort und der Auf­bau dezen­tra­ler Erzeu­gungs­an­la­gen erschei­ne im wesent­lich sinn­vol­ler als der Bau einer „über­flüs­si­gen HGÜ-Leitung“.