Fun­ken­dorf soll ein Bio­en­er­gie­dorf werden

Stefan Kausler, Betreiber der Biogasanlage in Funkendorf, vor dem Biogas- Blockheizkraftwerk, dessen Abwärme ausreichend wäre, um Funkendorf mit Heizenergie zu versorgen.

Ste­fan Kaus­ler, Betrei­ber der Bio­gas­an­la­ge in Fun­ken­dorf, vor dem Bio­gas-
Block­heiz­kraft­werk, des­sen Abwär­me aus­rei­chend wäre, um Fun­ken­dorf mit
Heiz­ener­gie zu versorgen.

Bio­gas­an­la­ge könn­te den gesam­ten Ort mit Wär­me versorgen

Fun­ken­dorf (Gemein­de Pre­bitz, Lkr. Bay­reuth) könn­te schon bald ein Bio­en­er­gie­dorf wer­den, des­sen Häu­ser mit kli­ma­freund­li­cher Bio­wär­me aus einer ört­li­chen Bio­gas­an­la­ge ver­sorgt wer­den. Die Bio­en­er­gie­re­gi­on Bay­reuth hat­te die Ein­woh­ner des Orts­tei­les am 6.2.2014 zu einer ersten Auf­takt- und Info­ver­an­stal­tung ein­ge­la­den, bei wel­cher Nah­wär­me­ex­per­ten den mög­li­chen Weg zum „Bio­en­er­gie­dorf Fun­ken­dorf“ aufzeigten.

Ziel des Bio­wär­me­pro­jek­tes ist, die Häu­ser von Fun­ken­dorf und evtl. auch von Bie­bers­wöhr mit über­schüs­si­ger Abwär­me zu ver­sor­gen, die bei der Ver­stro­mung von Bio­gas in einer ört­li­chen Bio­gas­an­la­ge anfällt.

Fun­ken­dorf bie­tet für eine Nah­wär­me­lö­sung idea­le Vor­aus­set­zun­gen. Dies hat eine von der Bio­en­er­gie­re­gi­on Bay­reuth ver­an­lass­te Unter­su­chung aller Bio­gas­an­la­gen in der Regi­on gezeigt: Erstens ist die nöti­ge Ener­gie durch die vor Ort anfal­len­de Abwär­me einer Bio­gas­an­la­ge reich­lich vor­han­den. Zwei­tens liegt die Bio­gas­an­la­ge nicht weit von mög­li­chen Wär­me­ab­neh­mern ent­fernt. Und drit­tens wird die Umset­zung eines Nah­wär­me­pro­jek­tes in Fun­ken­dorf dadurch begün­stigt, dass eini­ge der damit ver­bun­de­nen Maß­nah­men auch über das lau­fen­de Ver­fah­ren zur Dorf­er­neue­rung för­der­fä­hig sind.

Erd­öl wird immer knap­per und gleich­zei­tig steigt welt­weit die Nach­fra­ge. Die logi­sche Fol­ge sind stei­gen­de Prei­se. Pro­gno­sen gehen davon aus, dass die Mar­ke von 1,50 Euro/​Liter spä­te­stens in 10 Jah­ren erreicht sein wird. Wohl dem, der recht­zei­tig umsteigt und auf erneu­er­ba­re Ener­gien setzt. Umwelt­ver­träg­li­che Wär­me aus Bio­en­er­gie steht vor Ort zur Ver­fü­gung. Es feh­len nur noch ein Lei­tungs­netz, das die Wär­me in die Häu­ser bringt, und Men­schen, die die Initia­ti­ve ergrei­fen. Die Fun­ken­dor­fer haben schon mehr­fach Gemein­schafts­pro­jek­te erfolg­reich durch­ge­führt und unter Beweis gestellt, dass die Dorf­ge­mein­schaft intakt ist, was wie­der­um ein wich­ti­ger Erfolgs­fak­tor bei der Errich­tung von Nah­wär­me­net­zen ist.

Bür­ger­mei­ster Hans Frei­ber­ger beton­te, dass sich aktu­ell eine ein­ma­lig gün­sti­ge Gele­gen­heit für die Begrün­dung eines Nah­wär­me­netz­te böte. Das Pro­jekt mache unab­hän­gig von Ener­gie­im­por­ten. Und es stär­ke den Zusam­men­halt der Dorf­ge­mein­schaft und das Heimatgefühl.

Die Rol­le der Bio­en­er­gie­re­gi­on Bay­reuth bei Bio­en­er­gie-Nah­wär­me­net­zen erläu­ter­te Bernd Rot­ham­mel, Pro­jekt­lei­ter Bio­en­er­gie beim Regio­nal­ma­nage­ment Stadt und Land­kreis Bay­reuth. Die Bio­en­er­gie­re­gi­on sehe sich in der Rol­le des Weg­be­rei­ters für loka­le Nah­wär­me­initia­ti­ven: „. Es ist unser Ziel und Auf­trag, die Effi­zi­enz von Bio­gas­an­la­gen zu ver­bes­sern. Des­halb haben wir das Pro­jekt in Fun­ken­dorf ins Rol­len gebracht. Wir wol­len die Fun­ken­dor­fer unter­stüt­zen, kön­nen Info­ver­an­stal­tun­gen orga­ni­sie­ren, Exper­ten ver­mit­teln oder Exkur­sio­nen zu ande­ren Bio­en­er­gie­dör­fern ver­an­stal­ten. Letzt­lich müs­sen aber die Fun­ken­dor­fer das Bio­wär­me­pro­jekt zu ihrem eige­nen Anlie­gen machen.“

Wie das funk­tio­nie­ren kann, wur­de bei der Auf­takt­ver­an­stal­tung an ver­schie­de­nen Pra­xis­bei­spie­len erläu­tert. Zunächst ver­mit­tel­te Dipl.-Ing. Chri­sti­an Rank, vom Amt für Ernäh­rung, Land­wirt­schaft und For­sten Münch­berg in sei­nem Vor­trag „Wie funk­tio­niert ein Nah­wär­me­netz?“ die Grund­la­gen. Dar­auf auf­bau­end berich­te­te Harald Hüm­mer, Vor­stand der Ener­gie­ge­nos­sen­schaft Ober­lei­ter­bach eG (Lkr. Bam­berg), wie es dort die Dorf­ge­mein­schaft geschafft hat, eigen­ver­ant­wort­lich ein Nah­wär­me­netz auf die Bei­ne zu stellen.

Auch im Fran­ken­wald gibt es erfolg­rei­che Vor­bil­der: Dipl.-Geograf Mar­tin Kast­ner, Pro­jekt­lei­ter beim Ver­ein Ener­gie­vi­si­on Fran­ken­wald e.V., erläu­ter­te, wie der Ver­ein Ener­gie­vi­si­on Fran­ken­wald elf Bio­en­er­gie­dör­fer auf den Weg gebracht hat, und stell­te exem­pla­risch das Bio­en­er­gie­dorf Effel­ter vor. Über den aktu­el­len Stand und wei­te­ren Ver­lauf der Dorf­er­neue­rungs­maß­nah­men in Fun­ken­dorf berich­te­te Mar­tin Pfi­ster, Amt für Länd­li­che Ent­wick­lung Ober­fran­ken, Vor­sit­zen­der der Teil­neh­mer­ge­mein­schaft. Über die Dorf­er­neue­rung kön­nen ein­zel­ne Maß­nah­men eines Nah­wär­me­net­zes geför­dert wer­den. Um zu ermit­teln, ob sich ein Nah­wär­me­netz rech­nen wür­de, ist es wich­tig zu wis­sen, wel­che Haus­hal­te grund­sätz­lich bereit wären, mit­zu­ma­chen, und wie hoch der jewei­li­ge Wär­me­darf ist. Die­se Infor­ma­tio­nen wer­den über einen Fra­ge­bo­gen erho­ben, der bei der Ver­an­stal­tung aus­ge­ben wur­de und in den näch­sten Tagen auch an jene Haus­hal­te ver­teilt wird, die nicht zur Info­ver­an­stal­tung kom­men konn­ten. Der Fra­ge­bo­gen kann auch auf der Inter­net­sei­te www​.bio​en​er​gie​re​gi​on​-bay​reuth​.de abge­ru­fen werden.