Pio­nie­re des Öko-Ener­gie­pflan­zen­an­baus tra­fen sich in Bayreuth

Teil­neh­mer am Feld­ver­such „Öko-Ener­gie­pflan­zen“ berichten

Erfahrungsaustausch zum Anbau von Öko-Energiepflanzen

Erfah­rungs­aus­tausch zum Anbau von Öko-Energiepflanzen

Zu einem ersten Erfah­rungs­aus­tausch zum Anbau von Öko-Ener­gie­pflan­zen tra­fen sich am 23.1.2014 rund 30 Land­wir­te und Pflan­zen­bau­ex­per­ten im Land­rats­amt Bay­reuth. Ein­ge­la­den hat­te die Bio­en­er­gie­re­gi­on Bay­reuth, die 2013 einen land­wirt­schaft­li­chen Feld­ver­such mit neu­en umwelt­ver­träg­li­chen Ener­gie­pflan­zen gestar­tet hat. Im Mit­tel­punkt der Ver­an­stal­tung stan­den die Pra­xis­er­fah­run­gen, dar­über hin­aus wur­de über eine Initia­ti­ve zur Auf­nah­me der Dau­er­kul­tu­ren in die Baye­ri­sche KULAP-För­de­rung informiert.

Die Rah­men­be­din­gun­gen für die Anla­ge der Ver­suchs­flä­chen hät­ten nicht ungün­sti­ger sein kön­nen: Auf­grund der nas­sen und kal­ten Wit­te­rung konn­ten im April die Feld­ver­suchs­flä­chen nicht bepflanzt wer­den, weil die Äcker nicht befahr­bar waren. Die Pflan­zung wur­de auf den Früh­som­mer ver­scho­ben, der aber 2013 extrem nie­der­schlags­arm und heiß war. Des­halb muss­ten die Jung­pflan­zen auf dem Acker mit hohem Auf­wand gegos­sen wer­den. Doch die Arbeit hat sich gelohnt, alle Pflan­zen sind ange­wach­sen und haben nun je nach Kul­tur­art eine fünf- bis 15-jäh­ri­ge Nut­zungs­dau­er vor sich, in wel­chem der Auf­wand deut­lich gerin­ger als bei her­kömm­li­chen Ener­gie­pflan­zen wie Mais sein wird: In den näch­sten Jah­ren sind jeweils nur zwei Arbeits­schrit­te nötig: Dün­gung und Ern­te. Boden­be­ar­bei­tung und Unkraut­be­kämp­fung kön­nen dann ent­fal­len. Die Pflan­zen trei­ben von allei­ne aus und bil­den einen so dich­ten Bestand, dass Unkraut kei­ne Chan­ce mehr hat.

Pro­blem der Unkrautbekämpfung

Im ersten Jahr aller­dings, so berich­te­ten die betei­lig­ten Land­wir­te, sind die Fel­der von Ver­un­krau­tung bedroht. Als Gegen­mit­tel wur­den Unkraut­be­kämp­fungs­mit­tel und/​oder mecha­ni­sche Metho­den wie Hacken erprobt. Die opti­ma­le Vor­ge­hens­wei­se ist aber noch nicht gefun­den, eine Arbeits­grup­pe aus Land­wir­ten und Pflan­zen­bau­ex­per­ten soll in den näch­sten Wochen die Erfah­run­gen aus­wer­ten und Pra­xis­emp­feh­lun­gen für jene Ver­suchs­flä­chen erar­bei­ten, die im Jahr 2014 neu ange­legt wer­den. Pra­xis­er­prob­te und effi­zi­en­te Anbau­tech­ni­ken sind wich­tig, damit über den Feld­ver­such hin­aus wei­te­re Land­wir­te auf umwelt­ver­träg­li­che Ener­gie­pflan­zen-Dau­er­kul­tu­ren setzen.

Viel­fäl­ti­ge Vorteile

Dr. Pedro Gerst­ber­ger, Ener­gie­pflan­zen­ex­per­te der Uni­ver­si­tät Bay­reuth, hob die viel­fäl­ti­gen Vor­tei­le der Dau­er­kul­tu­ren her­vor: Sie lie­fern Sub­strat, das in Bio­gas­an­la­gen zur Strom- und Wär­me­er­zeu­gung ein­ge­setzt wird. Sie schüt­zen den Boden vor Ero­si­on, wir­ken humus­meh­rend, wer­den nicht von Wild­schwei­nen ver­bis­sen und tra­gen zur Arten­viel­falt in der Kul­tur­land­schaft bei. Letz­te­res wis­sen vor allem Imker zu schät­zen: Imker Claus Raab, der selbst eine Ver­suchs­flä­che mit ange­legt hat, beton­te, dass Dau­er­kul­tu­ren wie die Becher­pflan­ze für Bie­nen­völ­ker, aber auch für Wild­bie­nen, Hum­meln und Schmet­ter­lin­ge eine wich­ti­ge Pol­len- und Nek­tar­quel­le sind, und zwar gera­de zu jener Zeit, wenn auf Äckern sonst kaum noch blü­hen­de Pflan­zen zu fin­den sind.

Infor­ma­ti­ons- und Demonstrationszentrum

Die Becher­pflan­ze und ande­re Dau­er­kul­tu­ren sind in Bay­reuth auf dem Gelän­de der Land­wirt­schaft­li­chen Lehr­an­stal­ten des Bezir­kes Ober­fran­ken zu sehen. Rai­ner Pri­schenk, der Lei­ter der Lehr­an­stal­ten, stell­te das neue Infor­ma­ti­ons- und Demon­stra­ti­ons­zen­trum Ener­gie­pflan­zen vor. Das Pro­jekt gehört zu einer Initia­ti­ve des Baye­ri­schen Land­wirt­schafts­mi­ni­ste­ri­ums, wel­ches an zehn Stand­or­ten in Bay­ern über Bio­en­er­gie­pflan­zen als Alter­na­ti­ve zu Silo­mais infor­miert. So auch in Bay­reuth, wo in den Land­wirt­schaft­li­chen Lehr­an­stal­ten des Bezirks Ober­fran­ken bereits 17 Par­zel­len ange­legt wur­den, die Anbau, Ver­wen­dung und Aus­wir­kung von ver­schie­de­nen Bio­en­er­gie­pflan­zen demon­strie­ren sollen.

Staat­li­che För­de­rung könn­te den Durch­bruch für Dau­er­kul­tu­ren bringen

Obwohl die Wirt­schaft­lich­keit nach­ge­wie­sen ist und die öko­lo­gi­schen Vor­tei­le unbe­strit­ten sind, gibt es den­noch eine hohe Hemm­schwel­le beim Anbau der Becher­pflan­ze. Denn die Anla­ge die­ser Kul­tur ist noch ver­hält­nis­mä­ßig kost­spie­lig. Wären die Kosten gerin­ger, wür­de die Akzep­tanz stei­gen. Dr. Pedro Gerst­ber­ger hat daher gemein­sam mit dem Baye­ri­schen Jagd­ver­band einen Brief an Land­wirt­schafts­mi­ni­ster Brun­ner gerich­tet und ange­regt, die Becher­pflan­ze in die För­de­rung des baye­ri­schen Kul­tur­land­schafts­pro­gramm KULAP auf­zu­neh­men. Die­se Pflan­ze, so Gerst­ber­ger, för­de­re ja genau die Zie­le des KULAP, näm­lich den Was­ser- und Kli­ma­schutz sowie die Erosionsvermeidung.

Der Vor­stoß aus der Bio­en­er­gie­re­gi­on fin­det par­tei­über­grei­fend poli­ti­sche Unter­stüt­zung: Land­rat Her­mann Hüb­ner hat der For­de­rung nach Auf­nah­me der Becher­pflan­ze in das KULAP in einem Schrei­ben an den Mini­ster Nach­druck ver­lie­hen. Schüt­zen­hil­fe kommt auch sei­tens der Abge­ord­ne­ten Gud­run Bren­del-Fischer (CSU), die sich schon seit län­ge­rer Zeit für den Anbau von Dau­er­kul­tu­ren ein­setzt. Land­tags­vi­ze­prä­si­den­tin Ulri­ke Gote (Bünd­nis 90 / Die Grü­nen) hat die Initia­ti­ve eben­falls auf­ge­grif­fen und einen ent­spre­chen­den Antrag im Land­tag eingebracht.

Rund 30 Land­wir­te und Pflan­zen­bau­ex­per­ten tausch­ten sich über ihre Erfah­run­gen beim Anbau neu­er Öko-Ener­gie­pflan­zen aus (Am Red­ner­pult: Dr. Pedro Gerst­ber­ger, Ener­gie­pflan­zen­ex­per­te der Uni­ver­si­tät Bayreuth)

Fach­li­che Unter­stüt­zung: Fried­rich Asen (links) vom Amt für Ernäh­rung, Land­wirt­schaft und For­sten Bay­reuth und Dr. Pedro Gerst­ber­ger (Uni­ver­si­tät Bay­reuth) beglei­ten den Feld­ver­such fachlich.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen im Web:

  • www​.bio​en​er​gie​re​gi​on​-bay​reuth​.de
    Home­page der Bio­en­er­gie­re­gi­on Bayreuth
  • www​.bio​en​er​gie​-regio​nen​.de
    Zen­tra­le Home­page der Bio­en­er­gie-Modell­re­gio­nen in Deutschland
  • www​.becher​pflan​ze​.de
    Web­site zur Becherpflanze
  • www​.bio​en​er​gie​-por​tal​.info
    Regio­na­le Bioenergie-Beratung
  • www​.bio​-ener​gie​.de
    Bio­en­er­gie-Infor­ma­ti­ons­sei­te der Fach­agen­tur Nach­wach­sen­de Roh­stof­fe e.V. (FNR)