Chi­ne­si­sche Fische­rei­ex­per­ten suchen Rat in Aufseß

Dr. Robert Klupp, Ltd. Fischereidirektor a.D. (2.v.l); Frau Dr. Xin Audetat-Nie, Deutsch-Chinesische Gesellschaft Bayreuth (3.v.l.); Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler (4. v.l.); Herr Shi Gangde, Leiter der chinesischen Fischereidelegation aus Ningbo (5. v.l.); Dr. Thomas Speierl, Fischereirat (7. v.l.)

Dr. Robert Klupp, Ltd. Fische­rei­di­rek­tor a.D. (2.v.l); Frau Dr. Xin Aud­etat-Nie, Deutsch-Chi­ne­si­sche Gesell­schaft Bay­reuth (3.v.l.); Bezirks­tags­prä­si­dent Dr. Gün­ther Denz­ler (4. v.l.); Herr Shi Gang­de, Lei­ter der chi­ne­si­schen Fische­reide­le­ga­ti­on aus Ning­bo (5. v.l.); Dr. Tho­mas Spei­erl, Fische­rei­rat (7. v.l.)

Eine sechs­köp­fi­ge Dele­ga­ti­on der Admi­ni­stra­ti­on for Mari­ne Fishe­ries aus dem chi­ne­si­schen Distrikt Ning­bo (süd­lich von Shang­hai) besuch­te im Dezem­ber die Lehr­an­stalt für Fische­rei des Bezirks Ober­fran­ken in Auf­seß. Die Infor­ma­tio­nen rund um die Situa­ti­on der Teich­wirt­schaft und der Fische­rei in Ober­fran­ken sowie eine Füh­rung über das Gelän­de der Lehr­an­stalt stieß bei den Gästen auf gro­ßes Interesse.

Gemein­sam mit Dr. Tho­mas Spei­erl, dem Lei­ter der Fach­be­ra­tung für Fische­rei des Bezirks, begrüß­te Bezirks­tags­prä­si­dent Dr. Gün­ther Denz­ler die Besu­cher aus Fern­ost auf der Anla­ge der Lehr­an­stalt für Fische­rei in Auf­seß. Die Aqua­kul­tur im Bereich Ning­bo ‑Ning­bo liegt an der Hang­zhou Bucht des Ost­chi­ne­si­schen Mee­res süd­lich von Shang­hai – ist groß­räu­mig ange­legt, vor­ran­gig wer­den dort ver­schie­de­ne Karp­fen­ar­ten pro­du­ziert. Die tech­ni­sche Aus­stat­tung und die Arbeits­ab­läu­fe sind aber nach wie vor sehr tra­di­tio­nell. Die Mari­ne Fishe­ries Dele­ga­ti­on aus Ning­bo hol­te sich in der Lehr­an­stalt für Fische­rei nun Anre­gun­gen, wie Teich­an­la­gen und Bin­nen­fi­sche­rei­sy­ste­me opti­miert wer­den könnten.

Chi­na ist die wich­tig­ste Aqua­kul­tur­na­ti­on welt­weit: mehr als 60 Pro­zent der pro­du­zier­ten Fische stam­men von dort, vor­ran­gig Karp­fen, Gras- und Sil­ber­karp­fen. „Die Aqua­kul­tur, ins­be­son­de­re im Süß­was­ser, ist der am schnell­sten wach­sen­de Bereich der Lebens­mit­tel­pro­duk­ti­on ist, mit jähr­li­chen Zuwachs­ra­ten von über 8 Pro­zent in den ver­gan­ge­nen 40 Jah­ren“, so Dr. Tho­mas Spei­erl. Einer aus­rei­chen­den Ver­sor­gung mit Nah­rungs­mit­teln, vor allem mit hoch­wer­ti­gem Eiweiß, wie Fisch es bie­tet, kom­me durch das rasan­te Wachs­tum der Welt­be­völ­ke­rung eine immer grö­ße­re Bedeu­tung zu.

Im Brut­haus der Lehr­an­stalt ver­folg­ten die Fische­rei­ex­per­ten inter­es­siert das Abstrei­fen der Fisch­ei­er eines Bach­saib­lings. Sie beka­men einen umfas­sen­den Ein­blick in die Hal­tung, Zucht und Erbrü­tung unter­schied­lich­ster Forel­len- und Saib­lings­ar­ten. Die Lehr­an­stalt für Fische­rei in Auf­seß ist auf­grund von Lage und Was­ser­an­ge­bot vor­ran­gig auf Forel­len- und Saib­lings­ar­ten aus­ge­rich­tet. Hier wer­den die hei­mi­sche Bach­fo­rel­le und Äsche, See­saib­ling, Bach­saib­ling, Elsäs­ser und Auf­se­ßer Saib­ling sowie der Kana­di­sche See­saib­ling gehal­ten und gezüch­tet. In Ober­fran­ken wer­den Karp­fen- und Forel­len­teich­wirt­schaft in etwa glei­chem Maße betrie­ben, über­wie­gend in exten­siv bewirt­schaf­te­ten, natur­na­hen Teichen.

Beson­ders beein­druckt zeig­ten sich die chi­ne­si­schen Besu­cher von der Tat­sa­che, dass von den mei­sten Fisch­ar­ten ein umfang­rei­cher Bestand an Laich­fi­schen gehal­ten wird, wodurch eine unab­hän­gi­ge Pro­duk­ti­on vom Ei bis zum Spei­se- oder Satz­fisch mög­lich ist. Die Fische­rei­ex­per­ten aus Ning­bo erkann­ten sofort die Bedeu­tung die­ser Laich­fisch­hal­tung für die Siche­rung gene­ti­scher Res­sour­cen. Das Brut­haus war auf­grund der Laich­zeit der Bach­fo­rel­le und der Saib­lings­ar­ten bereits gut gefüllt mit Eiern und Jung­fi­schen, so dass über Grund­la­gen und Pro­ble­me bei der Ver­meh­rung und Erbrü­tung inten­siv dis­ku­tiert wurde.

Völ­lig neu war den chi­ne­si­schen Fische­rei­ex­per­ten die zuneh­men­de Bedeu­tung des Fisch­ar­ten­schut­zes. Die Lehr­an­stalt für Fische­rei in Auf­seß wid­met sich in den letz­ten Jah­ren ver­stärkt die­sem The­ma. Die hei­mi­sche Bach­fo­rel­le und Äsche aus dem ober­frän­ki­schen Main­ein­zugs­ge­biet wird dort gehal­ten und gezüch­tet. So sind bestands­stüt­zen­de Maß­nah­men zur Erhal­tung die­ser gefähr­de­ten Fisch­ar­ten mög­lich. Auf­grund der wei­ter­hin rasan­ten Indu­stria­li­sie­rung Chi­nas und der damit ver­bun­de­nen Umwelt­ver­schmut­zung erkann­ten die Besu­cher die Rele­vanz die­ses The­mas für ihr eige­nes Land.

Ins­ge­samt zeig­te sich die Dele­ga­ti­on aus Ning­bo vom aktu­el­len Sach- und Wis­sens­stand sowie der Aus­rich­tung der Lehr­an­stalt für Fische­rei des Bezirks Ober­fran­ken beein­druckt. In der abschlie­ßen­den Fach­dis­kus­si­on wur­de eine wei­te­re Koope­ra­ti­on zwi­schen den chi­ne­si­schen und ober­frän­ki­schen Fische­rei­kol­le­gen angeregt.