Bund Natur­schutz lehnt Geplan­te Hoch­span­nungs­lei­tung im Raum Coburg-Lich­ten­fels ab

„Kein Bei­trag zur Ener­gie­wen­de son­dern Zemen­tie­ren der Koh­le- und Atomkraftstrukturen“

Der BUND Natur­schutz lehnt als aner­kann­ter Natur­schutz­ver­band die Pla­nung für eine 380-KV-Tras­se zwi­schen Lan­des­gren­ze zu Thü­rin­gen und Red­witz a.d. Rodach ab.

In einer 47-sei­ti­gen Fach-Stel­lung­nah­me begrün­de­te der Natur- und Umwelt­schutz­ver­band gegen­über der Regie­rung von Ober­fran­ken im Rah­men des lau­fen­den Anhö­rungs­ver­fah­rens sei­ne Position.

Hubert Wei­ger, der BN-Vor­sit­zen­de erklärt dazu: „Das Vor­ha­ben ist für eine zukunfts­fä­hi­ge Ener­gie­wen­de nicht erfor­der­lich. Im Gegen­satz zu den offi­zi­el­len poli­ti­schen Erklä­run­gen und Ver­spre­chun­gen hat trotz jah­re­lan­ger Dis­kus­si­on kei­ne belast­ba­re Prü­fung der Not­wen­dig­keit die­ses Vor­ha­bens statt­ge­fun­den. Es hat auch kei­ne nach­voll­zieh­ba­re und daten­ba­sier­te Prü­fung von Alter­na­ti­ven stattgefunden.“

„Man hat ja nicht mal eine stra­te­gi­sche Umwelt­prü­fung vor­ge­nom­men. Das Ener­gie­lei­tungs­aus­bau­ge­setz, in dem das Vor­ha­ben auf­ge­li­stet ist, liegt im Wider­spruch zu bin­den­den euro­päi­schen Rege­lun­gen. Wir las­sen das von der EU gera­de prü­fen. Statt­des­sen wären Alter­na­ti­ven mög­lich, die den Ein­griff unnö­tig machen. Die­se wur­den aber bei­sei­te­ge­wischt“, so Weiger.

„Das Vor­ha­ben wäre nur mit erheb­li­chen Beein­träch­ti­gun­gen in Natur und Land­schaft, der Gefähr­dung von Gesund­heit und Wohl­be­fin­den der Anrai­ner und Wei­chen­stel­lun­gen für eine ver­al­te­te Ener­gie­po­li­tik zu rea­li­sie­ren. Hier soll vor allem Braun­koh­le­strom aus Bran­den­burg trans­por­tiert und damit die gro­ßen Ener­gie­kon­zer­ne begün­stigt wer­den. Es wäre kein Bei­trag zur Ener­gie­wen­de son­dern ein Zemen­tie­ren der Koh­le- und Atom­kraft­struk­tu­ren. Weil auch erheb­li­che Ein­grif­fe in euro­pä­isch geschütz­te Lebens­räu­me, in natio­na­le Schutz­ge­bie­te, Wäl­der und die Lebens­räu­me zahl­rei­cher gefähr­de­ter Arten geplant wer­den, ist das Vor­ha­ben aus unse­rer Sicht nicht geneh­mi­gungs­fä­hig. Auch die Beein­träch­ti­gung des Land­schafts­bil­des wäre natür­lich erheb­lich und nicht aus­gleich­bar“, so Richard Mer­gner, BN-Landesbeauftragter.

Weil das Vor­ha­ben bei einer ande­ren Ener­gie­po­li­tik über­flüs­sig ist, sind die Ein­grif­fe auch nicht hin­rei­chend begrün­det. Die­se ande­re Ener­gie­po­li­tik wür­de die dezen­tra­len Ener­gie­ver­sor­gungs­struk­tu­ren in der Flä­che för­dern und auf eine Zen­tra­li­sie­rung der Strom­erzeu­gung ver­zich­ten. Nur die zen­tra­li­sier­te Strom­erzeu­gung benö­tigt die Ver­tei­lung des zen­tral erzeug­ten Stroms über umfang­rei­che Leitungsetze.

Der BN for­dert daher einen Ver­zicht auf den Bau und eine Ableh­nung durch die Regie­rung von Ober­fran­ken im Rah­men des Planfeststellungsverfahrens.

Statt­des­sen for­dert der BN eine ande­re, flä­chen­deckend dezen­tral auf­ge­bau­te Strom­ver­sor­gung in Deutsch­land bei gleich­zei­tig stark redu­zier­tem Frei­lei­tungs­aus­bau. Stadt­wer­ke soll­ten bei­spiels­wei­se zu Lasten der zen­tra­li­stisch struk­tu­rier­ten vier gro­ßen Ener­gie­mo­no­po­li­sten- Kon­zer­ne in ganz Deutsch­land mas­siv gestärkt und die regio­na­le Eigen­ener­gie­ver­sor­gung (ins­be­son­de­re aus Wind- und Solar­strom in Kom­bi­na­ti­on mit klei­nen, gut regu­lier­ba­ren Erd­gas­kraft­wer­ken mit Kraft-Wär­me-Kopp­lungs-Tech­nik vor Ort, ver­netzt über klei­ne Lei­tungs­net­ze (die wie­der­um kom­plett ver­ka­belt wer­den kön­nen) aus­ge­baut werden.

Gro­ße, zen­tra­le Kraft­wer­ke (egal ob Atom- oder Koh­le­kraft­wer­ke oder auch Off­shore-Wind­parks) wür­den so über­flüs­sig gemacht. Die Wert­schöp­fung einer dezen­tra­len Ener­gie­er­zeu­gung blie­be so in den oft­mals struk­tur­schwa­chen Regio­nen vor Ort und wür­de die­se stär­ken (das wäre auch ein gewal­ti­ges För­der­pro­gramm für den länd­li­chen Raum). Ein­grif­fe in Natur und Land­schaft könn­ten ver­mie­den wer­den oder wären zumin­dest regio­nal aus­gleich­bar und blie­ben ins­ge­samt in einem erträg­li­che­ren Rahmen.

Neben einer ande­ren Ener­gie­po­li­tik wären wei­te­re Alter­na­ti­ven mög­lich: Dies wären hier Lei­tungs­mo­ni­to­ring und Neu­be­sei­lung im Lei­tungs­ab­schnitt Remp­ten­dorf – Red­witz mit Hoch­tem­pe­ra­tur­sei­len und/​oder Erhö­hung der Zahl der Lei­tungs­sy­ste­me mit­tels Frei­lei­tung oder Erd­ka­bel auf der bestehen­den Tras­se Remp­ten­dorf – Redwitz.

Beson­de­re Kri­tik übt der BUND Natur­schutz an der schwarz-gel­ben Bun­des­re­gie­rung und der Regie­rung von Ober­fran­ken. Die Regie­rung von Ober­fran­ken hat­te das Plan­fest­stel­lungs­ver­fah­ren nach dem neu­en Ener­gie­lei­tungs­aus­bau­ge­setz durch­ge­führt, nach dem Umwelt­ver­bän­de nicht mehr geson­dert dazu ange­hört werden.

„Damit wird die Teil­ha­be der Ver­bän­de, ein rele­van­ter Teil der Bür­ger­be­tei­li­gung an Pla­nungs­ver­fah­ren, unnö­tig erschwert. Die Erfah­run­gen mit Stutt­gart 21 haben erst vor weni­gen Mona­ten gezeigt, wie wich­tig eine umfas­sen­de Bür­ger­be­tei­li­gung ist. Außer Lip­pen­be­kennt­nis­sen wur­de aber nichts ver­bes­sert, im Gegen­teil wur­den die Betei­li­gungs­rech­te mit dem EnLAG durch die CDU-CSU-FDP-Bun­des­re­gie­rung ver­rin­gert“, so Mer­gner. „Wer aber schlecht plant muss damit rech­nen, dass Gerich­te für Zeit­ver­zö­ge­rung sorgen.“

Der BN sieht Ver­rin­ge­rung der Ver­bands­be­tei­li­gung als mit Euro­pa­recht nicht ver­ein­bar an. „Seit Jah­ren kämp­fen wir jetzt gegen die­se Lei­tung und haben immer wie­der klar­ge­stellt, dass sie nicht nötig ist. Im Ver­fah­ren macht die Regie­rung jetzt den ver­gif­te­ten Vor­schlag, ent­we­der über den Frosch­grund­see zu gehen und damit das Natur­schutz­ge­biet und die Vogel­vor­kom­men zu schä­di­gen oder nahe an Wei­ßen­brunn vor­bei und damit die Men­schen mit Elek­tro­smog zu bela­sten. Der BN lehnt bei­de Tras­sen­va­ri­an­ten ent­schie­den ab“, so Anet­te Mar­tin, Vor­stands­mit­glied der BN-Kreis­grup­pe Coburg und Spre­che­rin der BI Ebersdorf.