Sonn­tags­ge­dan­ken: Gedan­ken zum Micha­els­tag am 29. September

Symbolbild Religion
Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs

Ein Mönch grü­bel­te über die Gerech­tig­keit Got­tes nach: Wie konn­te Gott all das Elend, das Unrecht zulas­sen? So mach­te er sich auf den Weg, die­se Gerech­tig­keit zu suchen. Wie er so wan­der­te, gesell­te sich ein unbe­kann­ter Weg­be­glei­ter zu ihm. Gemein­sam über­nach­te­ten sie in einem Schloss, des­sen Besit­zer sie freund­lich auf­nahm. Doch der Unbe­kann­te stahl beim Abschied dem Gast­ge­ber einen gol­de­nen Becher. Sie zogen wei­ter und erreich­ten das Haus eines gna­den­lo­sen Gei­zi­gen, der sie nur mür­risch ein­ließ. Dem schenk­te der Unbe­kann­te andern­tags den gol­de­nen Becher. Auf ihrer Rei­se kamen sie nun zu einer ärm­li­chen Hüt­te. Die Frau des Hau­ses tränk­te sie mit der letz­ten Milch, die sie fand. Kaum hat­ten die bei­den die Hüt­te ver­las­sen, fing sie Feu­er und brann­te ab. Nun führ­te sie ihr Weg ins Gebir­ge, wo sie eine ver­zwei­fel­te Fami­lie fan­den, deren Sohn krank dar­nie­der lag. Dem gab der Beglei­ter zu trin­ken und das Kind starb sofort. Der gut­mü­ti­ge Vater des Ver­stor­be­nen zeig­te den Wan­de­rern trotz­dem den Weg durch die gefähr­li­che Berg­welt. als sie auf einem schma­len Steg ent­lang balan­cier­ten, stieß der Unbe­kann­te den Füh­rer in den Abgrund.

Nun reich­te es unse­rem Mönch und er woll­te auf die­sen Men­schen los­ge­hen. Doch sie­he, da stand plötz­lich der Erz­engel Micha­el, der Fürst aller Engel, vor ihm und sprach: „Du suchst die Gerech­tig­keit Got­tes? Du hast etwas von ihr erlebt: Der gol­de­ne Becher, den ich stahl, war ver­gif­tet. So ret­te­te ich den Groß­zü­gi­gen und bestraf­te den Gei­zi­gen. Im Schutt ihrer erbärm­li­chen Hüt­te wer­den die lie­ben Leu­te einen Schatz fin­den. Das Kind, das ich ster­ben ließ, wäre zeit­le­bens krank und gei­stes­schwach geblie­ben. Sein Vater aber, unser angeb­lich so gut­mü­ti­ger Füh­rer, war ein gemei­ner Räu­ber. So ist, was dem Men­schen unfaß­lich, ja höchst unge­recht erscheint, doch gerecht bei Gott.“

Ich muss zuge­ben, dass mich die­se alte Legen­de nicht ganz über­zeugt. Natür­lich kann es so etwas geben. Aber oft begrei­fe ich das Unrecht, das elend trotz allem nicht. Ich wäre auch vor­sich­tig, hin­ter allem einen ver­bor­ge­nen gött­li­chen Sinn zu ver­mu­ten und die­sem nach­spü­ren zu wol­len. Ich ver­traue, dass Gott der HERR ist und nicht das Schick­sal. Er beglei­tet, führt und trägt uns auf geheim­nis­vol­le Wei­se. Bild­haft spricht man von den „Engeln“, deren Gedenk­tag der 29. Sep­tem­ber ist. Auch Jesus hat am Ende gezwei­felt. Gott aber hat ihn zum neu­en ewi­gen leben geführt und eben das wird er auch mit uns tun, wenn wir auf Jesus ver­trau­en. Was den All­tag anbe­trifft, soll­ten wir mit allem Ernst das gute tun, ehr­lich, ver­nünf­tig, fair und hilfs­be­reit sein, nicht nur um unse­re Sor­gen und Wün­sche krei­sen. Dann erfül­len wir das Gebot Got­tes, wer­den selbst zu „Engeln“ für unse­re Mitmenschen.

Pfar­rer Dr. Chri­sti­an Fuchs, www​.neu​stadt​-aisch​-evan​ge​lisch​.de

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Infos zu Chri­sti­an Karl Fuchs:

  • geb. 04.01.66 in Neustadt/​Aisch
  • Stu­di­um der evang. Theo­lo­gie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
  • Vika­ri­at in Schorn­weiss­ach-Vesten­bergs­greuth 1993 – 1996
  • Pro­mo­ti­on zum Dr. theol. 1995
  • Ordi­na­ti­on zum ev. Pfar­rer 1996
  • Dienst in Nürnberg/​St. Johan­nis 1996 – 1999
  • seit­her in Neustadt/​Aisch
  • blind
  • nicht ver­hei­ra­tet