Renais­sance einer alten Tra­di­ti­on: Kas­par Schulz ent­wickelt Kompaktmälzerei

Die neue Anlage benötigt lediglich eine Grundfläche von sechs mal sechs Metern. Foto: K. Schulz

Die neue Anla­ge benö­tigt ledig­lich eine Grund­flä­che von sechs mal sechs Metern. Foto: K. Schulz

Was frü­her gang und gäbe war, ist heu­te zur Sel­ten­heit gewor­den: Braue­rei­en, die für ihr Bier auch eige­nes Malz her­stel­len. Neben den Bam­ber­ger Rauch­bier­braue­rei­en Schlen­kerla und Spe­zi­al lei­sten sich nur noch weni­ge Betrie­be eine eige­ne Mäl­ze­rei und bezie­hen den wich­ti­gen Bier-Roh­stoff statt­des­sen von Groß­mäl­ze­rei­en, die sich auf eine brei­te Ange­bots­pa­let­te spe­zia­li­siert haben. Die älte­ste Braue­rei­ma­schi­nen­fa­brik der Welt, Kas­par Schulz aus Bam­berg, greift nun den Trend zur Rück­be­sin­nung auf regio­na­le Pro­duk­te auf und kehrt zu ihren Wur­zeln zurück. Bereits seit 1880 ist bei Schulz die Her­stel­lung von Mäl­zungs­an­la­gen histo­risch belegt. Jetzt ent­wickel­te man in fünf­jäh­ri­ger Arbeit eine Kom­pakt­mäl­ze­rei, die auch in Mit­tel­stands­braue­rei­en zum Ein­satz kom­men kann.

„Wir haben zwar immer wie­der Tei­le für Mäl­ze­rei­en gefer­tigt, aber unser Schwer­punkt lag sicher­lich in der Ent­wick­lung moder­ner Braue­rei­an­la­gen“, berich­tet Fir­men­chef Johan­nes Schulz-Hess, „vor etwa fünf Jah­ren ent­stand die Idee, unse­re Erfah­rung aus zahl­rei­chen Braue­rei-Inno­va­tio­nen auch auf die Mäl­ze­rei zu über­tra­gen.“ Und so ent­stand nach jah­re­lan­gen Tüf­te­lei­en die neue Kom­pakt­mäl­ze­rei. Der Vor­teil: Pri­vat­braue­rei­en kön­nen mit die­ser Anla­ge aus regio­na­len Roh­stof­fen ihr indi­vi­du­el­les Brau­malz her­stel­len. Dabei benö­tigt die Mini-Mäl­ze­rei nur weni­ge Qua­drat­me­ter Grund­flä­che und kann von über­schüs­si­ger Brau-Ener­gie pro­fi­tie­ren. Und auch für Mäl­ze­rei­en ist die Tech­nik inter­es­sant. Sie wer­den wie­der in die Lage ver­setzt, in klei­nen Char­gen indi­vi­du­el­le Mal­ze herzustellen.

Der Brau­mei­ster ist auch Malzmeister

Beim Mäl­zen erwecken Feuch­tig­keit, Belüf­tung und Wär­me die Getrei­de­kör­ner zum Leben. Wenn die Kei­me für Wur­zel und Halm sprie­ßen, wer­den Enzy­me akti­viert, die spä­ter beim Bier­brau­en die Stär­ke des Getrei­des in Zucker für die Hefe umwan­deln. Damit das Korn nicht zur Pflan­ze wird und die Stär­ke­re­ser­ven ver­braucht, muss der Mäl­zer anschlie­ßend mit Hit­ze den Kei­mungs­pro­zess stop­pen und so das Malz halt­bar und bereit für das Brau­en machen. Hin­ter die­sen weni­gen Zei­len steckt natür­lich eine Men­ge Hand­werks­kunst, die der Brau­mei­ster, der zugleich auch immer Malz­mei­ster ist, in sei­ner Aus­bil­dung gelernt hat. Mit der Kom­pakt­mäl­ze­rei kann er die­ses Wis­sen nun auch in sei­nem jewei­li­gen Betrieb einsetzen.

Das eige­ne Malz in sie­ben Tagen

Der Pro­zess vom Korn zum Malz dau­ert in der neu­en Anla­ge in der Regel sie­ben Tage. Danach lan­det fer­ti­ges, sau­be­res Malz in den Braue­rei­si­los. Auf der ande­ren Sei­te kann die Braue­rei auf ein Getrei­de­si­lo ver­zich­ten; denn die Kom­pakt­mäl­ze­rei arbei­tet mit han­dels­üb­li­chen Big Bags, die mit­tels Gabel­stap­ler direkt in die Wei­che ein­ge­füllt wer­den. „Damit kann nun jeder Brau­er und Mäl­zer sei­ne Expe­ri­men­tier­freu­de beim Malz genau­so wie bei sei­nen Bie­ren aus­le­ben“, so Fir­men­in­ha­ber Schulz-Hess, „dabei hat er die Mög­lich­keit, direkt mit Getrei­de von den Bau­ern aus sei­ner Umge­bung zu arbei­ten und somit voll­stän­dig regio­na­le Bie­re zu brauen.“

Regio­na­li­tät als Chance

Mit sei­ner Kom­pakt­mäl­ze­rei folgt Kas­par Schulz einer Ent­wick­lung in der welt­wei­ten Brau­bran­che. Die Zahl neu­er regio­na­ler Braue­rei­en nimmt ste­tig zu. Deren Stär­ke sind Bie­re mit eige­nem Cha­rak­ter, die oft sehr eng mit ihrer jewei­li­gen Regi­on ver­bun­den sind. Was bei Wir­sing, Schäu­fer­la & Co. bereits üblich ist, hat nun auch beim Bier eine Chan­ce: Regio­na­le erzeug­te Roh­stof­fe mit hoher Qua­li­tät und hohem Iden­ti­fi­ka­ti­ons­cha­rak­ter für die Konsumenten.