Uni­ver­si­tät Bay­reuth: „Ein Leucht­turm der Rechts­wis­sen­schaf­ten in Ostafrika“

Symbolbild Bildung

Das Tan­sa­nisch-deut­sche Fach­zen­trum für Rechts­wis­sen­schaft, ein Gemein­schafts­pro­jekt der Uni­ver­si­tä­ten Dar es Salaam und Bay­reuth, wird bis 2018 wei­ter geför­dert. Ein Schwer­punkt in Leh­re und For­schung ist die regio­na­le Inte­gra­ti­on, im Ver­gleich zwi­schen der Ost­afri­ka­ni­schen Gemein­schaft und der Euro­päi­schen Union.

Stu­die­ren­den in Ost­afri­ka eine exzel­len­te juri­sti­sche Aus­bil­dung zu ver­mit­teln, damit sie schon bald in Poli­tik, Wirt­schaft und Gesell­schaft Ver­ant­wor­tung über­neh­men kön­nen – dies ist das Ziel des Tan­sa­nisch-deut­schen Fach­zen­trums für Rechts­wis­sen­schaft, eines gemein­sa­men Pro­jekts der Uni­ver­si­tä­ten Dar es Salaam und Bay­reuth. Als „Tan­z­a­ni­an-Ger­man Cent­re for Eastern Afri­can Legal Stu­dies“ – kurz: TGCL – hat es sich inter­na­tio­nal einen Namen gemacht. Wie der Deut­sche Aka­de­mi­sche Aus­tausch­dienst (DAAD) vor kur­zem bekannt gab, wird das 2008 gegrün­de­te Zen­trum für wei­te­re fünf Jah­re im Rah­men der „Akti­on Afri­ka“ des Aus­wär­ti­gen Amtes gefördert.

Das TGCL ist an der Juri­sti­schen Fakul­tät der Uni­ver­si­tät Dar es Salaam ange­sie­delt und bereits seit sei­ner Grün­dung in das DAAD-Pro­gramm „Afri­can Excel­lence – Fach­zen­tren zur Eli­te­för­de­rung“ ein­ge­bun­den. Es wird in Dar es Salaam von Dr. Ken­ne­dy Gastorn koor­di­niert, der vor Ort das inter­na­tio­na­le Stu­di­en­pro­gramm organisiert.

Ein inter­na­tio­na­les Stu­di­en­pro­gramm für ost­afri­ka­ni­sche Füh­rungs­kräf­te von morgen

„Das TGCL hat sich in den ver­gan­ge­nen fünf Jah­ren zu einem inter­na­tio­nal sicht­ba­ren Leucht­turm der juri­sti­schen Aus­bil­dung in Ost­afri­ka ent­wickelt. Dank der wei­te­ren För­de­rung bis 2018 haben wir jetzt die Chan­ce, ein neu­es und nach­hal­ti­ges Finan­zie­rungs­kon­zept für die Zeit nach 2018 auf den Weg zu brin­gen und dabei die Aus­rich­tung an höch­sten Stan­dards in Leh­re und For­schung bei­zu­be­hal­ten“, erklärt Pro­jekt­lei­te­rin Prof. Dr. Ulri­ke Wanit­zek, Jura-Pro­fes­so­rin am Insti­tut für Afri­ka­stu­di­en der Uni­ver­si­tät Bay­reuth. „Unser Stu­di­en­pro­gramm ver­mit­telt juri­sti­sche Kom­pe­ten­zen auf höch­stem Niveau, dar­über hin­aus legen wir aber auch gro­ßen Wert auf die Per­sön­lich­keits­bil­dung der Stu­die­ren­den sowie auf ihre Fähig­keit zur inter­kul­tu­rel­len Kom­mu­ni­ka­ti­on. Nur mit einem der­art breit ange­leg­ten Kon­zept wer­den wir dem Anspruch gerecht, einen sub­stan­ti­el­len Bei­trag für die Aus­bil­dung der ost­afri­ka­ni­schen Füh­rungs­eli­te von mor­gen zu leisten.“

Regio­na­le Inte­gra­ti­on in Ost­afri­ka und in Euro­pa: ein Schwer­punkt­the­ma des TGCL

Der Schwer­punkt des TGCL-Stu­di­en- und For­schungs­pro­gramms liegt auf dem Recht der regio­na­len Inte­gra­ti­on in Ost­afri­ka. Im Mit­tel­punkt steht dabei die 1999 gegrün­de­te Ost­afri­ka­ni­sche Gemein­schaft (East Afri­can Com­mu­ni­ty, EAC). Ihr gehö­ren heu­te fünf Mit­glieds­staa­ten an: Burun­di, Kenia, Ruan­da, Tan­sa­nia und Ugan­da. Die­se fünf Län­der haben 2010 die Frei­zü­gig­keit von Arbeits­kräf­ten, Waren, Dienst­lei­stun­gen und Kapi­tal ver­ein­bart, lang­fri­stig stre­ben sie sogar eine Wäh­rungs­uni­on an. „Schon heu­te ist abseh­bar, dass sich poli­ti­sche und wirt­schaft­li­che Struk­tu­ren in Ost­afri­ka unter dem Ein­fluss der EAC deut­lich ver­än­dern wer­den“, meint TGCL-Mana­ger Johan­nes Döve­ling, LL.M. „Die regio­na­le Inte­gra­ti­on wird in den kom­men­den Jah­ren zuneh­men. Umso wich­ti­ger ist es, dass künf­ti­ge Füh­rungs­kräf­te in Ost­afri­ka mit den recht­li­chen Grund­la­gen die­ser Pro­zes­se, aber auch mit Pro­ble­men und struk­tu­rel­len Hin­der­nis­sen ver­traut sind.“

Beson­ders auf­schluss­reich für das Stu­di­um der regio­na­len Inte­gra­ti­on in Ost­afri­ka sind Ver­glei­che mit dem euro­päi­schen Rechts­raum. Denn sowohl die Euro­päi­sche Uni­on als auch die EAC ste­hen vor der Her­aus­for­de­rung, unter­schied­lich gepräg­te Rechts­sy­ste­me zu har­mo­ni­sie­ren. So tref­fen sich inner­halb der EAC die angel­säch­si­sche Tra­di­ti­on des „Com­mon Law“, das Groß­bri­tan­ni­en als Kolo­ni­al­macht in Ost­afri­ka ein­ge­führt hat, und die Tra­di­ti­on des stark kodi­fi­zier­ten „Civil Law“, das Burun­di und Ruan­da von der frü­he­ren Kolo­ni­al­macht Bel­gi­en über­nom­men haben. Vor die­sem Hin­ter­grund eröff­net das TGCL Stu­die­ren­den und Wis­sen­schaft­lern die Mög­lich­keit zu einer ver­tief­ten rechts­ver­glei­chen­den For­schung. Eine eige­ne Biblio­thek, die das TGCL seit 2008 syste­ma­tisch auf­ge­baut hat, ent­hält neue­ste Lite­ra­tur zum Recht der regio­na­len Inte­gra­ti­on, zum Ver­fas­sungs­recht, zu Men­schen­rech­ten und zur Rechts­ver­glei­chung, aber auch Lite­ra­tur zum Recht der Euro­päi­schen Uni­on und zum deut­schen Recht.

Stu­di­en- und For­schungs­auf­ent­hal­te in Deutschland

Dem fach­li­chen Schwer­punkt des TGCL ent­spre­chend, wird ab dem Win­ter­se­me­ster 2013 / 2014 ein hoch­spe­zia­li­sier­ter Master of Laws (LL.M.)-Studiengang in „Regio­nal Inte­gra­ti­on and East Afri­can Com­mu­ni­ty Law“ ein­ge­führt. PhD-Stu­die­ren­de wer­den an For­schungs­pro­jek­ten mit­wir­ken, in denen Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler der Uni­ver­si­tä­ten Dar es Salaam und Bay­reuth koope­rie­ren. Das TGCL ver­folgt mit Nach­druck einen inter­dis­zi­pli­nä­ren Ansatz in der Juri­sten­aus­bil­dung und hat in die­ser Hin­sicht, was das Master- und Pro­mo­ti­ons­stu­di­um betrifft, eine Vor­rei­ter­rol­le in Ost­afri­ka. Kur­se in Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten, die teil­wei­se von Bay­reu­ther Pro­fes­so­ren ange­bo­ten wer­den, sind eben­so wie Sprach­kur­se in das Stu­di­en­pro­gramm inte­griert. Zudem absol­vie­ren nahe­zu alle Stu­die­ren­den einen Stu­di­en- und For­schungs­auf­ent­halt in Deutsch­land, auf den sie in Dar es Salaam vor­be­rei­tet werden.

Gemein­sa­me Leitungsverantwortung

Die Lei­tung des TGCL liegt bei einem Aca­de­mic Com­mit­tee, dem in glei­cher Zahl Wis­sen­schaft­le­rin­nen und Wis­sen­schaft­ler der bei­den Part­ner­uni­ver­si­tä­ten ange­hö­ren. Sei­tens der Uni­ver­si­tät Dar es Salaam neh­men der amtie­ren­de Dekan der School of Law, Prof. Dr. Bona­ven­ture Rutin­wa, sowie TGCL-Koor­di­na­tor Dr. Ken­ne­dy Gastorn teil; die Uni­ver­si­tät Bay­reuth wird ver­tre­ten durch Pro­jekt­lei­te­rin Prof. Dr. Ulri­ke Wanit­zek und Johan­nes Döve­ling, Wirt­schafts­ju­rist (Univ. Bay­reuth) und Master of Laws (Univ. of Cape Town). Johan­nes Döve­ling nimmt an der Uni­ver­si­tät Bay­reuth die Funk­ti­on des TGCL-Mana­gers wahr und ist auch in Dar es Salaam in Leh­re und Pro­jekt­ar­beit eingebunden.

Wei­te­re Informationen:
www​.tgcl​.uni​-bay​reuth​.de