SPD Bam­berg: Innen­stadt­ver­an­stal­tun­gen sind kein Wahlkampfthema

Das „Lärm­fest“, das Bam­berg attrak­ti­ver macht

So lang­sam traut sich die Son­ne her­aus und mit ihr kom­men auch die gro­ßen, kosten­lo­sen Ver­an­stal­tun­gen auf dem Bam­ber­ger Max­platz wie­der – und das schon erfolg­reich über meh­re­re Jah­re hin­weg. So lockt bei­spiels­wei­se vom 19. bis 21 Juli das inter­na­tio­na­les Stra­ßen- und Varie­té­fe­sti­val Bam­berg zau­bert. Bei der Pres­se­kon­fe­renz dazu erzähl­te But­ten­heims Bür­ger­mei­ster Johann Kalb (CSU), dass er jedes Jahr aufs Neue von der Fami­li­en­freund­lich­keit die­ses Festes fas­zi­niert sei und sei­ne Par­tei­freun­din Emmi Zeul­ner brach­te es auf den Punkt: „Wir freu­en uns drauf“ – wie etli­che tau­send Besu­cher und die SPD-Stadt­rats­frak­ti­on auch: Die Ver­an­stal­tun­gen „sind für die Besu­cher kosten­los und ste­hen somit allen Bevöl­ke­rungs­schich­ten offen, ein Ansatz, den die SPD-Frak­ti­on begrüßt“, so SPD-Stadt­rä­tin Moni­ka Bieber.

„Wir wer­den uns dafür ein­set­zen, dass die­ses Stück Brei­ten­kul­tur wei­ter­hin erleb­bar bleibt, sie tut Bam­berg rund­um gut“, so Bie­ber wei­ter – die bei­den CSU-Ver­an­stal­tungs­be­für­wor­ter Kalb und Zeul­ner ste­hen mit ihrer Mei­nung jedoch in star­kem Kon­trast zu der Mei­nung der Bam­ber­ger CSU-Frak­ti­on, deren Chef Dr. Hel­mut Mül­ler in „Bam­berg zau­bert“ nur eine „Fress- und Sauf­ver­an­stal­tung“ sieht, wie er bei einer Stadt­rats­sit­zung am 20. März kund­tat. Im Sep­tem­ber ver­gan­ge­nen Jah­res hat­te die CSU zwei Anträ­ge gestell­te, „um den Lärm­schutz für die Anwoh­ner in der Innen­stadt ver­bes­sern“, dar­in wird gefragt wie die Anzahl der „Events“, die auf dem Max­platz durch­ge­führt wer­den, nach­hal­tig redu­ziert wer­den können.

76 Pro­zent gegen CSU-Forderungen

Ein­mal mehr Öl ins Feu­er in der Debat­te dar­um hat­te Gise­la Schlen­ker geschüt­tet. Ihrer­seits Spre­che­rin der AG „Lärm“ aus dem Bür­ger­ver­ein Mit­te und frisch gebacke­nes CSU-Mit­glied. Es ist ihr The­ma und über die­ses The­ma ver­sucht sie nun, so wird gemun­kelt, auch in den Stadt­rat gewählt zu wer­den. Nur 12 Tage spä­ter ver­schaff­te sich Lärm­kämp­fe­rin Schlen­ker und hoff­nungs­vol­le CSU-Stadt­rats­kan­di­da­tin noch ein­mal Gehör im Frän­ki­schen Tag, mit Unter­stüt­zung von Ulri­ke Beck­stein und Chri­stia­ne Hart­leit­ner. Gemein­sam bil­den sie gewis­ser­ma­ßen die Troi­ka der Ver­an­stal­tungs­geg­ner. Und mit Pau­ken und Trom­pe­ten eröff­ne­ten Sie das Wahl­kampf­ge­tö­se, auch wenn genau das in einem Radio-Bam­berg-Inter­view demen­tiert wur­de. Doch mit ihren Hass­ti­ra­den auf die belieb­ten, attrak­ti­ven und vor allem kosten­lo­sen Ver­an­stal­tun­gen ste­hen sie auf wei­ter Flur eher allein da, wie sich kürz­lich her­aus­stell­te. In zwei Umfra­gen der Wochen­zei­tung WOBLA und Radio Bam­berg kam in den deut­lich her­aus, was die Bam­ber­ger von den Ver­an­stal­tun­gen auf dem Max­platz hal­ten. In einer ersten Erhe­bung wur­den ins­ge­samt fast 500 Pas­san­ten befragt: 76 Pro­zent von ihnen spre­chen sich gegen die CSU-For­de­rung aus die Ver­an­stal­tun­gen zu redu­zie­ren. Die „Sauf- und Fress­ver­an­stal­tung“ Bam­berg zau­bert trägt in den Augen von 88 Pro­zent der Befrag­ten sogar zur Attrak­ti­vi­tät der Innen­stadt bei. Auch das von Dr. Hel­mut Mül­ler (CSU) als „Lärm­fest“ beti­tel­te Blues- und Jazz­fe­sti­val mache Bam­berg attrak­ti­ver, das mei­nen zumin­dest 80 Pro­zent der Befrag­ten. Bei den ansäs­si­gen Geschäf­ten sieht es nicht anders aus: So bekun­de­ten, in einer zwei­ten Befra­gung der Medi­en­häu­ser, bei der 222 Unter­neh­men befragt wur­den, mehr als die Hälf­te aller Unter­neh­men, dass sie durch die Ver­an­stal­tun­gen sogar Umsatz­stei­ge­run­gen zu ver­zeich­nen haben. Die Zah­len spre­chen für sich.

Ver­än­der­tes Frei­zeit­ver­hal­ten ist das Problem

Auch der Grü­ne Land­tags­kan­di­dat Andre­as Lösche zoll­te bei einer Dis­kus­si­ons­ver­an­stal­tung größ­ten Respekt: „Hut ab, was sie hier auf die Bei­ne stel­len, vor allem das Blues- und Jazz-Festi­val“, so Lösche. Der ein­zi­ge stö­ren­de Lärm der letz­ten Wochen in der Stadt war die Pole­mik der CSU gegen die Ver­an­stal­tun­gen auf dem Max­platz: „Die Men­schen erwar­ten von der Poli­tik Lösun­gen und nicht Vor­wür­fe. Ich for­de­re die Kol­le­gen der CSU auf sich jetzt schnellst­mög­lich wie­der mit den ande­ren Stadt­rats­grup­pen an einen Tisch zu set­zen, um gemein­sam die zuneh­men­de Belä­sti­gung durch Lärm und Schmutz in ganz Bam­berg anzu­ge­hen“, so der Kom­men­tar des SPD-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­den Wol­fang Metz­ner zu den Umfra­ge­er­geb­nis­sen. Die SPD-Frak­ti­on for­der­te die CSU in einer Press­mit­tei­lung bereits auf ihre Pau­schal­kri­tik an den Ver­an­stal­tun­gen ein­zu­stel­len. Für Wolf­gang Metz­ner ist die Sache ganz klar: „Die Men­schen in der Stadt schei­nen genau zu wis­sen, dass die zuneh­men­de Lärm­ku­lis­se einem ver­än­der­ten Frei­zeit­ver­hal­ten geschul­det ist. Wir kön­nen nicht ein­fach nur die Stu­den­ten-Zah­len­re­kor­de fei­ern, son­dern müs­sen den jun­gen Men­schen auch etwas bie­ten“. Bam­berg dür­fe nicht zu einem Frei­licht-Muse­um ver­kom­men, so Metz­ner und der SPD-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de fügt hin­zu: „Die Men­schen erwar­ten Lösun­gen, statt Schuld­zu­wei­sun­gen. Jetzt freu­en wir uns erst ein­mal auf die näch­sten Veranstaltungen“.